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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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diese Welt gekannt.
    Sie sind mit eigenen Absichten hergekommen , dachte Duncan auf einmal, kalt und erschrocken. Er erinnerte sich, wie sie das Schiff betreten hatten, sie, deren Herzen er nie erreicht hatte und die auf der langen Reise mit ihnen gelebt hatten.
    Eine Zuflucht vor Menschen und Regul. Sie waren von ihrer Welt geflohen. Sie hatten sich eine neue erwählt, sich für die ihnen offenstehende Flucht entschieden, die er ihnen ermöglicht hatte.
    Sie kamen dichter heran, und sein Dus strahlte Dunkelheit aus. Körper berührten sich und ein betäubender Puls erfüllte die Luft, grollend wie ein Sturm oder ein Erdbeben. Sie drehten ihre Kreise, immer weiter, berührten sich. Duncan warf sich auf die Knie und legte die Arme um den Nacken seines Tiers, hielt es so fest, spürte die Nase eines fremden Dus in seinem Nacken, roch den heißen Atem des Tieres, die Hitze, die ihn umhüllte und fast erstickte.
    Das Schiff , fiel ihm ein, ihnen zuzusenden; er warf ihnen den Untergang An-ehons mit seinem Geist zu und die einstürzenden Türme Kesriths. Vergnügen wurde erwidert und entsetzte ihn.
    Nein! schrie er auf, erst innerlich, dann laut. Sie flohen ihn.
    Er sandte ihnen Bilder einer wasserlosen Wüste, einer sterbenden Sonne, von Dusei, die in nutzloser Verlassenheit lebten.
    Ihr Zorn überflutete ihn, und sogar sein eigenes Tier erschauerte und wich zurück. Es floh, und er konnte es nicht halten.
    Er war allein, verlassen und blind. Plötzlich kannte er keine Richtung mehr, hatte keinen Sinn mehr für die Welt. Seine Sinne waren klar, eisklar, und doch war er abgeschnitten und ohne die innere Richtung, die er so lange gekannt hatte.
    »Komm zurück!« schrie er dem zögernden Dus zu.
    Er sandte ihm Bilder eines Edun, Bilder von fließendem Wasser, von Kesriths Stürmen und landenden und startenden Schiffen. Ob es auf dieser Ebene etwas empfing, wußte er nicht. Er warf Begehren nach ihm, verzweifeltes Verlangen und das Abbild des Schiffes.
    Es gab ein versuchsweises Tasten, keinen Schutzimpuls.
    »Komm!« rief er das Tier laut, streckte die Hände nach ihm aus. Er sandte ihm die Gefährtenschaft der Mri – das Zusammengehen von Mann und Dus. Le ben , sendete er.
    Das Tier zögerte. Der Schutzimpuls warf peitschende Furcht über Duncans Sinne, aber er weigerte sich, sie zu akzeptieren.
    Leben , beharrte er.
    Es kam. Überall um sich herum spürte er den Schutzimpuls, stark und voller Angst, so daß ihm der Schweiß ausbrach, der im Wind sofort wieder trocknete. Aber dieses Dus war da. Es begann, neben ihm herzugehen, schützte ihn mit aller Kraft.
    Verräter an seiner Art. Menschenverräter und Dusverräter. Duncan hatte es korrumpiert, und es diente ihm, ging mit ihm, fing an, wie er zu sein. Furcht hüllte sie in Dunkelheit, und die Nachmittagssonne schien eine Zeitlang matter zu leuchten; dann waren die anderen Dusei verschwunden, und schließlich tauchten schwarze Punkte auf einem fernen Kamm auf und beobachteten sie.
    Sie waren Kinder Kutaths, diese Dusei, Fleisch vom Fleisch derer, die von Kesrith gekommen waren, ohne in irgendeiner Weise daran teilzuhaben.
    Nur das alte Tier erinnerte sich – nicht an die Ereignisse, sondern an die Person Duncans, und blieb bei ihm.
    * * *
    Am späten Nachmittag wurde der Wind stärker. Zuerst wirbelten kleine Böen pfeifend den Sand von den Dünenkämmen und transportierten ihn in großen Strömen über den Abgrund des toten Meeres. Dann erhoben sich Sandgestöber von zerschmetternder Gewalt, die das Gehen erschwerten, die gegen das schützende Visier prasselten und Duncan veranlaß- ten, sich den Mez zweifach um das Gesicht zu wikkeln. Selbst das Dus ging halbblind einher und Trä- nenspuren liefen an seinem Gesicht hinab. Es stöhnte wehmütig, erhob sich in plötzlicher Gereiztheit auf die Hinterbeine, schüttelte sich, blies Staub auf und sank wieder herab, um erneut gegen den Wind anzugehen.
    Die anderen tauchten von Zeit zu Zeit auf und wanderten die Kämme entlang, hielten dabei ihr Tempo mit. Sie wirkten wie dunkle Schatten in dem Sandvorhang, der mit dem Wind einhertrieb, erschienen manchmal als Kopf, manchmal noch weniger, oder als eine sich zurückziehende Flanke. Was sie aussandten, war immer noch feindselig und voller Blut.
    Duncans Tier knurrte und schüttelte den Kopf, und sie gingen weiter, obwohl es mittlerweile schien, als ob Duncans Glieder mit Blei behangen wären und die Muskeln mit Feuer umschnürt. Er hustete, und Blut kam hervor; er wurde sich

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