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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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einer sehr verletzlichen und sehr kleinen abfliegenden Sonde schliefen.
    Unsichtbar bleiben! las er im Geist den Wunsch, der mit der Relais-Nachricht gekommen war, eine Mitteilung, die man ihm jetzt nicht auf andere Weise zu schicken wagte. Er hielt sich für sicher, überlegte mit grollender Bewunderung, daß Stavros im Recht gewesen sein könnte. Wenn Stavros' den Frieden gefährdete, indem er den Regul zuwiderhandelte, würde es auf Haven Aufschreie geben, sobald es bekannt würde – Forderungen nach seiner Ablösung, selbst wenn Kesrith sicher blieb. Wenn Stavros bei diesem augenblicklich verrückten Wagnis die Mri und die FOX verlor, würden Fragen gestellt werden, aber dann wäre der Zwischenfall vorüber und vergessen. Die Mri standen jetzt außerhalb der Vorgänge um Kesrith. Sonden widerfuhren Unfälle, und sie wurden abgeschrieben. Die Mri waren nur zwei Gefangene, und niemals hatte jemand erfolgreich Mri-Gefangene gehalten. Mri-Artefakte waren Kuriositäten, die jetzt bedeutungslos waren, denn die Rasse war tot, ausgerottet: diese Nachricht wäre von Kesrith mit größtmöglicher Schnelligkeit heimwärts geeilt, eine Freude für die Menschheit, Ruhm für Stavros, der nichts getan hatte, um ihn sich zu erringen, und der seine Hände in dem Massaker rein gehalten hatte. Berichte, die von Kesrith kamen, waren zweifellos vorsichtig formuliert und würden es auch in Zukunft sein.
    Es blieb nur zu sehen, ob Stavros mit den Regul zurechtkommen würde. Es war sehr gut möglich, daß er Erfolg hatte.
    Phänomenales Glück, eine phänomenale Intelligenz und ein Gedächtnis, das nichts vergaß: nichts entging Stavros' Aufmerksamkeit, und seine scheinbaren Hasardspiele waren weniger Glücksspiel als vielmehr kalkuliertes Risiko. Während eine Hand zu den Regul ausgestreckt war, dirigierte eine andere die FOX, nahm auch diese Möglichkeit wahr, vertraute niemandem vollkommen.
    Duncan runzelte die Stirn, fing an, sich unter den vertrauten Anblicken und Geräuschen des Schiffes zu entspannen – ungewohnte Muße, zu wissen, daß er nicht zum Kampf hinabflog, daß Kesriths rötliche Sichel nicht Bedrohung darstellte, sondern Schutz. Er machte es sich in der FOX bequem wie in seiner natürlichen Umgebung, zuhause in Schiffen, auf dunklen Welten, im Dschungel und den Wüsten und der Öde menschenleerer Welten, im freien Fall und hoher Schwerkraft und an jedem anderen Ort, wo Überleben kaum möglich war. Seitdem er zu Spezialdiensten abgeschoben worden war, in einem kriegszeitlichen Durcheinander von Transporten und Vernichtungsbefehlen gesichtsloser Männer von Stavros' Art, hatte er gewußt, daß er an einem solchen Ort sein Ende finden würde, Lichtjahre entfernt von der Sicherheit von Stavros' König. Auf diese Entfernung war Stavros nur noch einer in einer langen Reihe.
    Kein besonderer.
    Auf diese Entfernung, von jetzt an, gab es nur noch Sten Duncan.
    Seine Scanner zeigten ihm, daß etwas anderes passiert war, daß ein weiteres Schiff von der Station abgelegt hatte. Es war die SANTIAGO, ein systeminterner Reiter, bewaffnet, aber nicht sternflugtauglich.
    Er nahm dieses Wissen ruhig genug auf, ein wenig verärgert darüber, daß man ihn nicht gefragt hatte, ob eine solche Eskorte erwünscht war; aber mit Regul im Anflug ins System protestierte er nicht dagegen.
    Und er blickte neben sich auf das Deck, wo ein silbernes Ovoid auf einem gepolsterten Ständer ruhte, seltsam unbeschädigt nach alldem, das ihm widerfahren war. Es sah gar nicht danach aus, als sei es jemals zwischen den Felsen von Sil'athen herumgepurzelt, als sei es jemals geöffnet und untersucht worden.
    Aber es war nicht mehr einzigartig. Es war in Holos vervielfältigt worden – und würde vielleicht in noch stärker greifbarem Detail eines Tages auf Zoroaster mit entwickelterem Gerät vervielfältigt werden, eine Museumskuriosität für Menschen. Duncan langte hinab und betastete es mit den Fingern, spürte seine Glätte und Kälte, zog die Hand zurück und warf einen letzten Blick auf die Schirme, wo die SANTIAGO auf seiner Fährte zu kleben schien.
    Er aß, während das Schiff mit Automatik weiterflog, schweigend und sicher vor Alarm. Die Scanner holten die SANTIAGO von ihrer jetzt gewohnten Entfernung herein, und die Maschinen erkannten einander. Kein anderes Schiff befand sich in bedrohlicher Nähe.
    Endlich gab es Muße für menschliche Bedürfnisse.
    Und es gab auch Muße, um mit dem Nachdenken über die Mri anzufangen, die bewußtlos in den

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