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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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die Hinterlande für menschliche Besiedlung zu erschließen. Und die Welt würde sich verändern.
    Er schaltete den Bildschirm aus, blickte sich in der kleinen Kommandozentrale um, die ihm vielleicht für den Rest seines Lebens gehören würde, in der er für kurze Zeit leben konnte. Das war genug.
    * * *
    Er betrat die FLOWER mit unveränderten Abzeichen, ohne ein sichtbares Zeichen der veränderten Umstände; aber die Offiziere der FLOWER waren offensichtlich über die ihm übertragene Befehlsgewalt unterrichtet worden, denn es gab keinen Einwand, als er die Überführung seiner Ausrüstung und Vorbereitungen auf dem Dock forderte.
    Und als er das getan hatte, ging er zu Luiz und zuletzt zu Boaz.
    Das war das schwerste von allem, ihr die Nachricht zu überbringen, daß alle ihre Arbeiten ergebnislos bleiben würden, bis auf das, was die Sicherheit sie jemals wissen lassen würde; daß er ihr ihre Aufgaben nahm, für immer – er, der ihr assistiert hatte, und der jetzt zu dem militärischen Flügel zurückkehrte, den sie haßte.
    »Die Gründe sind geheim«, sagte er. »Es tut mir leid, Boss. Ich wünschte, ich könnte sie erklären.«
    Ihr breites Gesicht zeigte ein leichtes Stirnrunzeln. »Ich denke, ich habe eine Idee, worauf es hinausläuft. Und ich finde, es ist Wahnsinn.«
    »Ich kann es nicht diskutieren.«
    »Wissen Sie, worauf Sie sich eingelassen haben?«
    »Ich kann es nicht diskutieren.«
    »Wird mit den Mri alles in Ordnung gehen? Sind Sie mit den für sie getroffenen Arrangements zufrieden?«
    »Ja«, sagte er, bestürzt darüber, daß sie so genau zu vermuten schien, was vorging. Aber Boaz hatte schließlich die Forschungen an dem Artefakt betrieben. Zweifellos hatten viele auf der FLOWER eine Vorstellung davon und vermuteten auf die eine oder andere Weise, was das Militär mit den Informationen tun würde, die sie gefunden hatten. Duncan erduldete Boaz' forschenden Blick für einen Moment, schuldbewußt, als ob er etwas verriete; und er wußte nicht, welche Macht ihn beanspruchte – ob Freund oder Feind von Boaz' Prinzipien – und wem er diente; und auch nicht, ob sie das verstehen würde.
    Sie lächelte traurig, eine Maske, die andere Gefühle verbirg. »Na ja«, sagte sie, »schwer für uns, aber daran kann man nichts ändern. Sten, seien Sie vorsichtig!« Das Lächeln erstarb. »Passen Sie auf sich auf! Ich werde mir darüber Sorgen machen.«
    Das rührte ihn, denn wenn er irgendwo auf oder um Kesrith einen Freund hatte, dann war es Boaz, Mittvierzigerin und die einzige Frau von Rang im zivilen Bereich. Er faßte sie an den Händen und auf einen Impuls hin an den Schultern und küßte sie neben den Mund.
    »Boss, ich werde Sie vermissen.«
    »Ich werde mir ein paar neue Dusei besorgen müssen«, sagte sie. Sie stand kurz davor, in Tränen auszubrechen. »Ich kann mir vorstellen, daß Sie auch sie mitnehmen werden.«
    »Ja«, sagte er. »Seien Sie vorsichtig mit diesen Tieren, Boss!«
    »Achten Sie auf sich!« sagte sie rauh. Für einen Moment schien es, als könnte sie noch etwas sagen. Schließlich blickte sie zu Boden und zur Seite, und gemeinsam machten sie sich an die notwendigen Aufgaben für die Überführung der Dusei.
    * * *
    Die gesamte Sektion war für den Fußgängerverkehr gesperrt und alle Fahrten auf den Schienen gestoppt, während die Überführung durchgeführt wurde – zuerst die der versiegelten Versorgungskanister und von Duncans eigenem kärglichen Gepäck; und dann die Mri von der SABER in verschlossenen Automeds, die für die Evakuierung von Verwundeten benutzt wurden. Es gab nicht einen Menschen auf den Docks, der nicht vermuten konnte, wer unter solch außergewöhnlichen Sicherheitsmaßnahmen transportiert wurde. Aber diese Maßnahmen dienten ebensosehr dem Schutz der Mri als auch dem Verbergen ihres Transports. Mri wurden bitter gehaßt, und die Blicke, die diesen plombierten Einheiten folgten, waren in vielen Fällen mörderisch.
    Und zuletzt, nachdem die Docks völlig geräumt worden waren, kamen die Dusei, bei denen eine solche schützende Umfassung unpraktisch war. Duncan hatte die Frage ihres Transportes eingehend mit Boaz besprochen, den Einsatz von Frachtkanistern erwogen, und schließlich nach dem Verwerfen aller Möglichkeiten dieser Art einfach jedermann zum Verlassen der Korridore aufgefordert, die Verlademannschaften hinter verschlossene Türen befohlen und die Luken öffnen lassen.
    Dann ging er hinab zu den Dusei, berührte und besänftigte sie,

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