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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Erkennung.

7
    Niun erwachte mit einer großen Lethargie, wie jedesmal, wenn er zu sich kam. Seine Augen ruhten zuerst auf Duncan, der dasaß, wie er es so oft getan hatte, und geduldig neben seinem Bett wartete. Niun wurde verwirrt, bestürzt durch eine vage Erinnerung.
    »Ich dachte«, sagte er zu Duncan, »daß du fort wärst.«
    Duncan streckte eine Hand aus und legte sie ihm auf den Arm. Niun versuchte, nur seine Finger zu bewegen, und diese Anstrengung ging über seine Kräfte. »Bist du wach?« fragte Duncan ihn. »Niun, wach auf!«
    Er versuchte es ernsthaft, wußte, daß er es sicher tun konnte, wenn es Duncan war, der ihn dazu aufforderte. Aber die Membran über seinen Augen war halb geschlossen, verschleierte alles, machte es zu schwierig, den Blick einzustellen. Die Dunkelheit überkam ihn wieder, und das ging leichter und bequemer. Er spürte eine Berührung auf seiner Mähne, eine Berührung der Mutter – niemand sonst würde ihn so anfassen; aber es waren schwielige Finger, die daraufhin sein Gesicht berührten. Es blieb etwas, das ihn verwirrte und ihn kurz vor dem Erwachen festhielt.
    »Trink!« wurde er aufgefordert, durch eine Stimme, der er vertraute. Er fühlte sich hochgehoben – Duncans Arm, erinnerte er sich. Der Plastikrand eines Bechers berührte seine Lippen. Er trank – kaltes Wasser, wie er feststellt –, schluckte mehrfach. Es floß in seinen Magen und blieb dort, vermittelte ein unbehagliches Gefühl.
    Duncan stellte den Becher weg, ließ Niun auf das angehobene Polster zurücksinken, das ihn nicht wieder in den vorherigen Frieden weggleiten ließ, und die Anhebung des Kopfes verwirrte ihn für einen Moment. Niun fing an zu begreifen, daß er an diesem schrecklichen Ort erwachen sollte, daß es keine Zuflucht gab. Das Aroma von Speisen drang in seine Nase, unangenehm in dieser heißen, dichten Luft.
    Er konnte die Glieder bewegen. Er fand, daß das ein Wunder war. Er versuchte, es zu machen, begann wieder, Empfindungen aufzunehmen, und Vergangenheit und Gegenwart verschmolzen schließlich wieder in seinem Bewußtsein.
    Er erinnerte sich an Feuer und Dunkelheit und einen Regul, der ihn – wie er dachte – getötet hatte.
    Jetzt lag er auf einem Bett wie eine Frau des Kath, mit nacktem Gesicht und nacktem Körper nutzlos unter leichten Decken, die Glieder ohne Kraft.
    Er befand sich an einem fremden Ort. Er hatte nicht den Wunsch, hier zu erwachen.
    Aber in seinem Bewußtsein regte sich matt der Glaube, daß er noch etwas zu erledigen hatte, daß es eine noch unerfüllte Verpflichtung gab.
    Das hatte ihm jemand gesagt. Er konnte sich nicht erinnern.
    Er versuchte aufzustehen, schaffte es, sich für einen Augenblick aufzusetzen, bevor die Arme unkontrolliert zu zittern begannen und er zurückfiel. Duncans Arme fingen ihn sanft auf und legten ihn auf die Matratze zurück.
    Danach war es leichter, zurück in die Dunkelheit zu schweben, in der es überhaupt keine Erinnerung gab. Aber Duncan ließ ihn nicht. Ein kaltes Tuch berührte sein Gesicht, trieb das Bewußtsein schockartig in ihn zurück.
    »Komm schon!« sagte Duncan immer wieder zu ihm – hob seinen Kopf wieder an und goß Wasser zwischen die unwilligen Lippen. Dann folgte gesalzene Fleischbrühe, und Niuns Magen drohte mit einem Aufstand.
    »Wasser«, bat er, nachdem er einen Mundvoll hinuntergeschluckt hatte. Und als er es erhielt, nahm er einen Schluck. Mehr schaffte er nicht.
    Dann wurde er für eine Weile bewußtlos, erwachte wieder und fand sich in halb sitzender Stellung abgestützt. Ein besänftigender rollender Ton erfüllte seine Ohren und betäubte eine Zeitlang seinen Verstand; er fühlte Wärme auf seiner Hand, eine Bewegung. Er öffnete die Augen und sah zu seiner Verwirrung, daß ein großes Dus gekommen war und neben ihm saß. Es stieß das Bett an, ließ es erzittern, ließ sich dann nieder und beruhigte Niuns Gesicht mit seiner Zufriedenheit.
    Und in dem Moment kehrte Duncan zurück – in der Kleidung der Menschen: er bemerkte das zum erstenmal. Duncan hatte sich wieder zu seiner Rasse gesellt, wie es richtig war. Dies war ein Ort der Menschen. Zum erstenmal begann Niun, Duncans Anwesenheit nicht als Delirium wahrzunehmen, das wirklichste und drängendste der Bilder, die seine Wachzeiten bevölkerten, sondern als eine Gegenwart, deren logischer Platz bei Menschen war. Deren Überlegungen zweifellos menschlich und bedrohlich waren.
    Das gestörte Dus wandte den Blick zu Duncan, ließ sich wieder nieder und

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