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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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nicht ein zweitesmal an den Tag legen. Es war notwendig, sich daran zu erinnern, daß Duncan Tsi'mri war, und ein Feind.
    Duncan kehrte nach einer geraumen Weile zurück, und bis dahin hatte sich die Nahrung etwas gesetzt, und Niuns Magen fühlte sich deshalb leichter. Duncan zeigte ihm eine Schalttafel in Reichweite seines Armes, zeigte ihm, wie er das Licht dimmen und wie er Hilfe anfordern konnte, sobald er etwas brauchte, auch, wo sich die sanitären Einrichtungen befanden. Die Anweisungen enthielten auch eine ausdrückliche Ermahnung, nicht den Versuch zu wagen und allein umherzugehen.
    Niun sagte nichts, nahm lediglich alle angebotenen Instruktionen in sich auf, lag da und starrte Duncan an.
    »Schlafe ein Weilchen«, wünschte ihm Duncan kurz darauf, spürte offensichtlich den Unwillen. Er ging zur Tür und blickte zurück. »Es gibt Essen, wann immer du willst. Du mußt mich nur rufen.«
    Niun gab keine Antwort, und Duncan ging, ließ die Tür offen stehen; das Licht wurde schwächer, es fiel aus dem Flur herein.
    Und als sich dann irgendwo eine Tür öffnete und wieder schloß, fing Niun methodisch an, sich zu bewegen, die Muskeln zu bewegen, die so lange nicht mehr an Bewegung gewöhnt waren. Er arbeitete bis zur Erschöpfung, und als er sich eine Zeitlang ausgeruht und geschlafen hatte, stellte er fest, daß das Dus zurückgekehrt war. Er redete mit ihm, und es kam herbei und legte den schweren Kopf auf die Bettkante. Er legte die Hände auf den großen Rücken und benutzte ihn als Stütze zum Aufstehen. Dann ging er ein paar Schritte, lehnte sich dabei auf das Tier, das ihn begleitete – ging dann wieder zurück und fiel mit zitternden Beinen über das Bett. Für eine Weile lag er ruhig, atmete schwer, und beinahe wurde ihm schlecht. Es dauerte einige Augenblicke, bevor er auch nur die kraftlosen Beine wieder ins Bett ziehen und sich ausruhen konnte.
    Aber als er sich ausgeruht hatte, begann er wieder, sich zu bewegen, stand mit Hilfe des Dus auf und fing an, die wenigen möglichen Schritte auszuprobieren.
    * * *
    Ein langer Schlaf: ein Tag verging, mehr oder weniger – Zeit bedeutete nichts. Er maß sie nur am Eintreffen der Nahrung und solchen Perioden, in denen er allein war, in denen er versuchen konnte, seine Glieder wieder mit Leben zu erfüllen.
    Ein weiterer Schlaf: an diesem Tag erwachte er allein, und nur das Dus war bei ihm. Seine Glieder schmerzten durch die erzwungenen Übungen, und immer noch war es Duncan nicht eingefallen, ihm seine Waffen zurückzugeben. Für einen Moment lag er still in der Dunkelheit und starrte hinaus in den erleuchteten Korridor.
    Dann erhob er sich, diesmal ohne Hilfe des Dus, ging steifbeinig ins Badezimmer, wusch sich mit Wasser und zog sich sorgfältig und vollständig an, wobei er die Kleider benutzte, die zusammengefaltet auf dem Tisch lagen. Als letztes legte er das Zaidhe an, das mit Quasten verzierte Kopftuch, das Sichtschutz gegen das Licht unfreundlicher Sonnen bot; und mit dem Zaidhe legte er den Mez an, den Schleier, den er unterm Kinn befestigte – Sittsamkeit war hier aufgegeben, allein mit Duncan, der sein Gesicht bereits kannte. In den schwarzen Gewändern des Kel empfand er sich fast wieder als vollständig und verspürte einen Stich, als er die goldenen Ehrenzeichen berührte, die sein waren: das schwarze Symbol des Edun Kesrithun mit dem eingeprägten Zeichen der offenen Hand... es hing an einer Kette, dieses J'tal , denn es stammte vom Nacken Intels, der verschiedenen Mutter; und ein kleiner Ring war an den Ehrengürtel gebunden – die Erinnerung überfiel ihn bitter und furchtbar –, von der Hand der Mutter von Elag; und – weitere Erinnerungen, voll jungem Schmerz – ein kleines goldenes Glücks- J'tal , in der Gestalt eines Blattes, das nie auf dem öden Kesrith gewachsen war: dies stammte von einem älteren Bruder des Kel und rief andere in sein Gedächtnis zurück, die Meister, die ihn in Waffen und dem Gesetz des Kel unterrichtet hatten.
    Und er erhielt sie aus der Hand eines Menschen zurück.
    Er lehnte sich für einen Moment an die Wand, während das Dus nervös seine Schnauze an sein Bein stieß; als er wieder zu Atem gekommen war, ging er zur Tür, sah hinaus und trat ungehindert auf den Korridor, das Dus hinter ihm.
    Schon der sich ihm bietende Anblick war fremdartig: enge, rechtwinklige Korridore, während er an die schrägen Wände seines eigenen zerstörten Hauses gewöhnt war oder die gekrümmten Wände von

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