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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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uns. Und wir besitzen nicht das Hohe Wissen, und wir lesen nicht die Schriften: wir sind Das Gesicht, Das Nach Au ßen Gewandt Ist , und wir haben nichts, durch das Außenstehende etwas über uns erfahren könnten.«
    Das erklärte vieles.
    »Sind alle Außenstehenden Feinde?« wollte Duncan wissen.
    »Das liegt jenseits des Kel-Wissens. Die Leben des Kel sind das Leben des Volkes. Wir wurden von den Regul angeheuert. Es wird gesungen, daß wir als Söldner gedient haben, und diese Lieder sind sehr alt, aus der Zeit vor den Regul. Das ist alles, was ich weiß.
    Und Niun machte eine Geste der Verehrung und stand auf. Duncan raffte sich auf und folgte ihm hinaus in den äußeren Korridor, wo die Dusei warteten. Sie strahlten intensive Gefühle der Freude aus. Duncan ertrug sie, versuchte, klare Sinne zu bewahren, sich dessen bewußt – furchtsam bewußt –, daß seine Verteidigungsmechanismen am Boden lagen, gegenüber den Mri und den Dusei.
    In der Kel-Halle teilten sie eine Tasse Soi miteinander. Niun schien in ungewöhnlich gesprächiger Stimmung zu sein, und verschiedene Ausdrücke spielten frei in seinen Augen, die sonst so tot wie Bernsteinglas sein konnten.
    Als ob, dachte Duncan, sein Aufsuchen des Schreines Niun gefallen hätte. Es fiel ihm ein, daß vielleicht nicht nur er selbst in dem langen Schweigen einsam war, sondern auch Niun, der Wohnraum mit einem Wesen teilte, das ihm fremder war als die Dusei, das ihn weniger gut begreifen konnte – und das von Melein abgelehnt wurde.
    Sie unterhielten sich ruhig über das wenige, was sie unmittelbar betraf, als sie sich überlegten, daß ein Sprung stattfinden konnte und was am nächsten Morgen getan werden mußte. Es gab einen ungeheueren Bereich von Dingen, die sie nicht erwähnten, die in Vergangenheit und Zukunft lagen. Es gab Dinge, die Duncan – der Niun gesprächsbereit fand – einen anderen Menschen gefragt hätte, Dinge, die er vielleicht gesagt hätte – Fragen über die Vergangenheit, um den Mann kennenzulernen: Wie war es, das Leben auf Kesrith, als es dort nur Regul und Mri gab? Wo kommst du her? Was für Frauen hast du gekannt? Was hast du vom Leben erwartet? Aber Kesrith mußte vergessen werden, und ebenso die Dinge, an die er sich selbst erinnerte, die menschlich waren und nicht genannt werden durften. Die Vergangenheit war versunken und die Zukunft voll von Dingen, nach denen Kel'en nicht fragen durfte, die er nicht anzweifeln durfte, die er nicht sehen durfte außer in verschwommenen Mustern – wie jenseits des Schirms.
    Duncan leerte seine Tasse, setzte sie zur Seite und stieß damit an das Dus, das sie sofort beschnupperte.
    »Wir werden eine Runde spielen«, sagte Niun.
    Tag für Tag spielten sie, immer dasselbe. Die ewige Übereinstimmung fing an, verrückt zu machen. Und an diesem Tag, mit der frischen Erinnerung an den Schrein, biß sich Duncan auf die Lippe, wägte sein Leben ab und gab eine andere Antwort.
    »Mit Waffen«, sagte er.
    Niuns Augen blinzelten überrascht. Er überlegte, zog dann das Av'tlen aus dem Gürtel, das kleine Schwert, zwei Hände lang. Er legte es vor sich, dann die Pistole ein Stück weiter nach links; und die mit Gewichten beschwerten Seile, die Ka'islai , die von seinem Gürtel herabhingen und mehr Schmuck als Waffe zu sein schienen. Und aus einer inneren Tasche seines Gürtels nahm er die kleinen, mit Griffen versehenen Klingen der As'ei , mit denen das Kel Shon'ai spielte. All diese Dinge legte er auf die Matte zwischen ihnen, die Pistole auf die linke Seite, und die Yin'ein , die alten Waffen, auf die rechte.
    Das Av'kel fehlt«, sagte Niun. »Wir brauchen es hierzu nicht.«
    Das Kel-Schwert: Duncan kannte es, eine drei Fuß lange Klinge mit rasiermesserscharfer Schneide; er hatte es Niun zurückgegeben, und es lag in Stoff gewickelt neben Niuns Lager.
    »Du kannst sie anfassen«, sagte dieser und fügte hinzu, als Duncan die kleinen Klingen der As'ei aufsammelte: »Sei vorsichtig damit. Sei mit all diesen Dingen sehr vorsichtig, Kel Duncan. Dies ...« – er wies auf die Pistole –. »... ist etwas, über das ich dir nichts zu sagen habe. Aber Kel'ein, die das Spiel von Kindheit an gespielt haben – sind dabei gestorben. Du bist kaum fähig, mit den Stangen zu spielen.«
    Eine kalte, anders geartete Furcht kroch Duncan ins Gehirn, als er diese kleinen Waffen in der Hand hielt, keine panische Angst – er trat nicht mehr mit ihr ins Spiel –, sondern eine kalte Berechnung, daß an all diesen Waffen

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