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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Tage, bevor Niun mit milder Stimme und nachdem er sie kurz befingert hatte fragte, ob er sie haben könne.
    Duncan zuckte die Achseln. »Nimm sie!« sagte er und war froh, sie losgeworden zu sein.
    Sie verschwand in den inneren Falten von Niuns Gewändern. Er stand auf und verließ den Raum. Die Dusei gingen, kamen zurück, und gingen wieder in ihrer Ruhelosigkeit.
    * * *
    Durch den Hauptkorridor war eine Linie gezogen, eine unsichtbare Linie. Duncan wußte, welche Bereiche des Schiffes ihm erlaubt waren und welche ihm versperrt waren, und er versuchte nicht, die verbotenen zu betreten. Es waren weniger die Funktionsbereiche des Schiffes, die ihm versperrt waren, als vielmehr Meleins Gegenwart; und Niun kam und ging dort, aber er durfte es nicht.
    Jetzt ging Duncan, getrieben von menschlicher Sturheit, war neugierig, wohin Niun mit der Figur gegangen war; und seine Schritte wurden langsamer und endeten schließlich in dem Korridor, den er seit unzähligen Tagen nicht gesehen hatte; jenseits der Biegung des Ganges war es, bis hierhin hatte er die Bestimmung noch nicht verletzt – und der Anblick kühlte jetzt seinen Zorn und ließ ihn stehenbleiben.
    Die Lichter brannten hier nicht, und es herrschte ein schwacher Gestank von etwas Moschusartigem, den die Filter nicht völlig beseitigt hatten. Zwei große braune Gestalten saßen in den Schatten bei einem offenen Eingang: die Dusei – Niuns Anwesenheit, dachte er.
    Da war die menschliche Hartnäckigkeit, und da war die Hartnäckigkeit nach Mri-Art, die er ebenso gelernt hatte, die er in Niun respektierte. Da war die einfache Tatsache, daß Niun, wenn herausgefordert, nicht nachgab.
    Aber es gab Wege, den Mri unter Druck zu setzen.
    Schweigend und in Respekt vor dem Hindernis raffte Duncan die Gewänder zwischen den Knien und sank mit gekreuzten Beinen zu Boden, um dort zu warten. Die Dusei, Schatten neben dem fernen Eingang, standen auf und schnupperten nervös die Luft, bedrängten ihn mit ihrem Gefühl der Unsicherheit. Er ließ sich nicht vertreiben. Er bewegte sich nicht. Nach einer Weile kam das geringere Dus den halben Weg und legte sich nieder, blickte ihn an, den Kopf zwischen den schweren Tatzen. Als er reglos blieb, stand es wieder auf und legte erneut die halbe Strecke zurück, und schließlich kam es sehr gegen Duncans Willen herbei und stieß ihm mit der Nase ans Bein.
    »Yai!« wies er es sanft zurecht. Es ließ sich nieder, berührte ihn nicht mehr, seufzte tief.
    Und im Eingang erschien ein schwärzerer Schatten, an dem da und dort Metall glitzerte.
    Niun.
    Der Mri stand reglos und wartete. Duncan raffte sich auf und stand ruhig und vorsichtig an der Grenzlinie.
    Es war unnötig, mit Niun zuviel zu reden – der Mri betrachtete ihn jetzt und winkte ihn nach einer Weile des Nachdenkens heran.
    Duncan ging voraus in diesen Schatten, das Dus an seinen Fersen, während Niun im Eingang auf ihn wartete; wie bei Menschen üblich wollte er Niun fragen, was dort drin war, welcher Impuls ihm plötzlich Zugang zu diesem Ort gewährte. Aber immer noch schweigend wies Niun mit der Hand nach links und lenkte seine Aufmerksamkeit in den Raum, aus dem er gekommen war.
    Dies war ein Teil der Wohnquartiere für die Besatzung gewesen. Der Moschusgeruch hing dick an diesem schattigen Ort, der mit schwarzem Stoff ausgekleidet war. Das einzige Licht darin stammte von einer offenen Flamme, und es gleißte auf dem Ovoid, das an der jenseitigen Wand des Abteils lag, hinter einem beschatteten Stahlgitter. Am Eingang erhoben sich zwei Röhren, die als Säulen dienten und den Durchgang so verengten, daß immer nur einer hindurchkonnte.
    »Geh hinein!« sagte Niun sanft hinter ihm.
    Zwischen den Schultern spürte er die Berührung von Niuns Hand und trat vor, obwohl er es nicht wollte, fühlte, wie sich in diesem Schatten seine Haut zusammenzog – die tanzende Flamme war so gefährlich im Schiff, der Weihrauch dick und widerwärtig. Er hatte ihn schon zuvor wahrgenommen, denn er hing an der Bekleidung der Mri, ein Duft, den er mit ihnen in Verbindung brachte, sogar als natürlich für sie erachtet hatte, obwohl er ihn in den sterilen Labors vermißt hatte.
    Hinter ihm schnauften die Dusei, konnten aufgrund der Säulen nicht hereinkommen.
    Und für einige Augenblicke herrschte Schweigen.
    »Du hast solch einen Schrein schon einmal gesehen«, sagte Niun mit tiefer Stimme, so daß sich das Prickeln auf seiner Haut verstärkte. Duncan wandte den Blick halb zu dem Mri um, und sein

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