Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
»habe ich wieder deinen Schutz umgangen. Wenn ich dich zornig machen kann, habe ich dir neben dem Spiel etwas zum Nachdenken gegeben. So sprachen meine Meister zu mir – oft, denn ich neigte selbst zu diesem Fehler. Er hat mir mehr als nur zwei Narben eingebracht.«
    Duncan dachte über Mri nach, fand es seltsam, daß er nach so langer Zeit etwas von Niun als Person erfahren hatte, nicht als Mri. Er dachte über die Amü- siertheit nach, die direkt hinter den Bernsteinaugen lauerte, und vermutete, daß von ihm erwartet wurde, diesen Humor zu teilen – daß Niun, statt eine drohende Haltung einzunehmen, einfach seinen Wurf zurückgeschleudert hatte, wie es ein Mann bei einem anderen machte, der nicht sein Feind war.
    »Morgen«, sagte Duncan, »werde ich die As'ei wieder probieren.«
    Niuns Gesicht wurde nüchtern, aber es lag Vergnügen in seiner Geste der Zustimmung. »Gut.« Abwesend streckte er eine Hand aus, um das Dus abzuwehren, das sich zwischen sie drängte: die Tiere schienen sich das Eindringen in jedes stille Gespräch nicht verkneifen zu können, wollten berühren und so nahe sein wie möglich.
    Aber das Dus, es war das kleinere, knurrte protestierend, und Niun zog rasch die Hand zurück. Das Tier schob sich grob zwischen sie und ließ sich dort nieder. Einen Moment später bewegte es sich wieder, schob seine Körpermasse immer näher an Duncan.
    »So etwas macht es manchmal«, sagte Duncan, alarmiert durch das Verhalten des Tieres. Etwas streifte seine Sinne und nahm Einfluß auf den Herzschlag. Der massige Kopf stieß gegen sein Knie, und seufzend wälzte sich das Tier schwer gegen ihn, war warm und begann, sein Wohlbefinden zu äußern. Duncan verlor sich für einen Moment darin, erschauerte dann, und es hörte auf.
    Seine Augen stellten sich wieder scharf ein, und er sah Niun, wie er mit einem Arm um die Schulter des anderen Tieres geschlungen dasaß.
    »Das ist ein schamloses Dus«, meinte Niun, »das Tsi'mri bevorzugt.«
    Er war, dachte Duncan, beunruhigt darüber, daß das Dus ihn angeknurrt hatte. Er ertrug die Berührung noch einen Moment lang, wußte von der Bindung des Mri an die Tiere, fürchtete, durch seine Beschwerde beide zu beleidigen; aber die Berührung seiner Sinne war zuviel. Ein plötzliches Zittern überkam ihn. »Hol es von mir weg!« sagte er auf einmal; er traute sich nicht, sich zu bewegen, wußte nicht, was mit dem Tier los war.
    Niun blickte finster, trennte sich vorsichtig von dem größeren Dus, streckte die Hand aus, um das Tier zu berühren, das bei Duncan lag. Es gab einen seltsamen, klagenden Ton von sich und schob sich noch enger an Duncan, atmete schwer dabei. Niun, bereits ohne Schleier, nahm das Zaidhe ab, das seine Mähne bedeckte – ungewohnte Vertrautheit – und schüttelte das Tier heftig. Duncan spürte die Anspannung der Dus-Gefühle, die Fremdheit. Er versuchte, das Tier selbst mit der Hand zu berühren, aber plötzlich schob es sich von ihm weg, scheute und durchquerte den Raum, schüttelte den schweren Kopf und schnaubte verwirrt, als es sich zurückzog.
    »Tsi'mri«, urteilte Niun, der an seinem Platz knien blieb. »Das Dus spürt etwas, was es nicht begreift. Es will mich nicht haben, und dich kann es nicht haben. Das wird ein Problem werden, Duncan. Möglicherweise kannst du nicht annehmen, was es dir anbietet. Es wird jedoch gefährlich werden, wenn du es letzten Endes nicht noch annimmst. Mit diesem Tier kann ich nicht umgehen. Wenn Dusei nicht erhalten, was sie wollen, überkommt sie ein Wahnsinn. Sie wählen, nicht wir.«
    »Ich kann es nicht berühren.«
    »Du wirst müssen.«
    »Nein.«
    Niun stieß einen kurzen Atemzug hervor, stand auf und ging weg, blieb vor dem Sternenschirm stehen und starrte ihn an, dieses staubige Feld, das alles war, was sich in der Kel-Halle veränderte. Außer einem verwirrten Tier und einem störrischen Menschen war es das einzige, was er sich anschauen konnte. Duncan spürte die Anklage in dieser erstarrten schwarzen Gestalt, die völlige Enttäuschung über ihn.
    »Niun.«
    Die Mri drehte sich um, nacktes Gesicht, entblößter Kopf, und sah auf ihn hinab.
    »Nenn mich nicht Tsi'mri«, sagte Duncan.
    »Das sagst du?« Niun machte einen steifen Nacken. »Wenn dir das Hal'ari leicht von der Zunge kommt, wenn du das Spiel mit Waffen spielst, wenn du dich ohne Furcht vor den Dusei zum Schlafen niederlegen kannst, dann werde ich dich nicht mehr Tsi'mri nennen. Das Tier wird sterben, Duncan. Und das andere wird allein

Weitere Kostenlose Bücher