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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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waren.
    Irgendwo im Schiff stöhnten die Dusei, nahmen den Kummer in sich auf, der ihnen gesandt wurde.
    »Die Reise des Volkes«, sagte Melein, »hat sehr, sehr lang gedauert. Wenn wir auch die letzten sind, so werden wir doch heimkehren. Bring uns dorthin, Duncan!«
    »Ja«, sagte dieser einfach, senkte den Kopf und wandte sich dem Pult zu, damit er ihre Gesichter nicht sehen mußte. Niun empfand das Atmen als schwierig, spürte eine Enge um sein Herz, wie damals, als er das Volk auf Kesrith hatte sterben sehen; das war jedoch ein alter Kummer, und die Trauer lag bereits zurück. Er stand still, während Melein in ihre Halle zurückkehrte.
    Dann zog er sich zurück, dorthin, wo er mit sich allein war, setzte sich zusammen mit seinem Dus nieder und weinte, wo doch das Kel nicht weinen konnte.
    * * *
    »Warum sollten wir bekümmert sein?« fragte Melein, als sie sich an diesem Abend wieder trafen, zu ihrem ersten Gemeinsamen Mahl seit vielen Tagen und ihrem letzten vor der Landung. »Wir haben immer gewußt, daß wir die letzten sind. Eine Zeitlang glaubten wir etwas anderes und waren glücklicher, aber es ist nur dieselbe Wahrheit, die es immer gewesen ist. Wir sollten weiterhin glücklich sein. Wir sind schließlich heimgekehrt. Wir haben unseren Ursprung gesehen, und das ist ein angemessenes Ende.«
    Dies war etwas, das der Mensch verstehen konnte. Er schüttelte einfach den Kopf wie unter Schmerzen, und sein Dus schnupperte trostlos an ihm.
    Aber Niun schloß sich gänzlich Meleins Gedanken an: sie waren die Wahrheit. Es gab weit schlimmere Dinge als das, was vor ihnen lag: es gab Kesrith, es gab Menschen und Regul.
    »Gräme dich nicht um uns«, sagte Niun zu Duncan und faßte ihn am Ärmel. »Wir sind da, wo wir sein wollen.«
    »Ich werde wieder an die Kontrollen gehen«, sagte Duncan, sprang auf die Füße, verschleierte sich und verließ ihre Gesellschaft, ohne um Erlaubnis zu fragen oder zurückzublicken. Sein Dus folgte ihm und strahlte Kummer aus.
    »Er kann dort nichts tun«, meinte Melein mit einem Achselzucken. »Aber es tröstet ihn.«
    »Unser Duncan«, sagte Niun, »wird sich nicht abfinden. Er ist von Schuldgefühlen besessen.«
    »Wegen uns?«
    Niun zuckte die Achseln, preßte die Lippen zusammen und sah zur Seite.
    Sie streckte die Hand aus und faßte ihm ins Gesicht, lenkte seine Aufmerksamkeit zurück und betrachtete ihn traurig. »Ich habe gewußt, daß das möglich war, daß es zu lange her gewesen sein könnte. Niun, es hat etwa achtzig Dunkelheiten gegeben, und in jeder ist mehr als eine Generation vorübergegangen; und es hat etwa achtzig Zeiten des Dazwischen gegeben, und die meisten davon haben etwa eintausend Jahre gedauert.«
    Er versuchte ein mißbilligendes Lachen und schüttelte den Kopf – es kam nicht als Lachen heraus. »Ich kann mir das in der Entfernung vorstellen, aber nicht in Jahren. Zwanzig Jahre sind schon viel für einen Kel'en. Ich kann nicht mit tausend rechnen.«
    Sie beugte sich herab und drückte ihm die Lippen auf die Stirn. »Niun, es geht nicht um das Zählen. Es geht auch über meine Vorstellung hinaus.«
    In dieser Nacht und der folgenden schlief Niun im Sitzen, den Kopf an ihren Stuhl gelehnt. Melein bat ihn nicht darum. Er wollte sie einfach nicht alleinlassen. Und als Duncan von seiner einsamen Wache kam für die wenigen Stunden wirklichen Schlafes, die er suchte, rollte er sich in der Ecke an sein Dus gelehnt zusammen, hier und nicht in der Kel-Halle. Es war keine Zeit, in der auch nur einer von ihnen hätte allein sein wollen. Die Einsamkeit von Kutath selbst war überwältigend.
    * * *
    Am achten Tag wälzte sich Kutath unter sie und füllte alle Schirme in der Halle der She'pan aus – zornig, trocken, zernarbt vom Alter.
    Und Duncan trat in die Gegenwart der She'pan, schoß herein wie ein Windstoß, riß sich Mez und Zaidhe vom Kopf, um sein Gesicht zu zeigen: es strahlte.
    »Leben!« sagte er. »Der Scanner zeigt es. She'pan, Niun – eure Welt ist nicht völlig tot.«
    Für einen Augenblick bewegte sich keiner von ihnen.
    Und plötzlich schlug Melein die Hände zusammen und dankte den verschiedenen Göttern, und erst dann wagte Niun, Atem zu holen und zu hoffen.
    Melein folgte Duncan zu den Kontrollen, hinter ihr kam Niun, und hinter allen trotteten die Dusei und schnaubten mächtig vor Aufregung. Melein setzte sich auf die Armlehne des Sessels, und Niun lehnte sich neben ihr an, während Duncan ihnen klarzumachen versuchte, worauf seine Suche

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