Shoppen und fischen
nachgedacht.
Vielleicht war er sogar zu dem Schluss gekommen, es gehöre sich nicht, dass wir beide weiterhin nebeneinander schliefen. So hatte ich zumindest kurzfristig noch mein Bett, aber was würde geschehen, wenn es zwischen ihm und Sondrine wirklich ernst wurde und die beiden zusammenzogen? Was dann? Der Gedanke beunruhigte mich – undvielleicht machte er mich auch ein bisschen traurig. Ich fand es schön, dass Ethan und ich uns so nah waren, und ich wollte nicht, dass sich daran etwas änderte.
Aber ich musste mich auf das Schlimmste gefasst machen. Wenn die Sache zwischen Ethan und Sondrine ernst wurde, wollte ich ebenfalls in einer Beziehung sein. Aus emotionalen Gründen (ich meine, wer will schon gern allein sein?), aber auch – so ungern ich es zugab – aus finanziellen. Nur zu gern hätte ich «selbständig und unabhängig werden» auf meine Liste gesetzt, aber wenn ich es praktisch betrachtete – wie konnte ich in London bleiben, als arbeitslose Mutter zweier Kinder?
Also stürzte ich mich Hals über Kopf in immer neue Dates mit Geoffrey und ertappte mich dabei, wie ich über eine prunkvolle Hochzeit und ein glückliches Leben mit unseren drei Jungen und zwei Cavalier-King-Charles-Spaniels phantasierte. Wenn ich dann, Jahre später, die verwickelte Geschichte unseres Kennenlernens erzählte, würde ich sagen: «Seht ihr? Nichts geschieht ohne Grund. Mein Leben war die Hölle, und dann fügte sich alles wie durch Zauberhand.»
Ich erzählte Charlotte und Meg von meinen Hoffnungen, als wir eines Nachmittags mit Natalie durch den Hyde Park spazierten. Beide wirkten entzückt von der Vorstellung, dass Geoffrey und ich zusammen waren. Sie sangen ein Loblied auf ihn, nannten ihn einen «wunderbaren Vater», einen «brillanten Arzt» und einen jener «seltenen, selbstbewussten Männer, die sich von einer schwangeren Frau nicht abschrecken lassen».
«Und», sagte Charlotte und manövrierte den Kinderwagen um eine Gruppe japanischer Touristen herum, die sichmit ihren Fotoapparaten vor der Peter-Pan-Statue drängten, «er sieht umwerfend aus und ist außerdem noch reich!»
Ich lachte. «Ja. Und ihr wolltet mich mit einem verdammten Gingerhead verkuppeln!»
Meg lachte auch. «Ich weiß nicht, warum wir nicht gleich an Geoffrey gedacht haben. Wahrscheinlich, weil wir ihn nur als deinen Arzt gesehen haben.»
Charlotte stimmte ihr zu. «Ich weiß! Aber auf einmal ist es so nahe liegend. Ganz klar, ihr seid wie füreinander geschaffen.»
Meg nickte. «Er betet dich an … und ihr seht so
hinreißend
aus zusammen.»
Eine Sekunde lang war mir unbehaglich. «Ihr seht hinreißend aus zusammen» – das hatten die Leute immer zu Dex und mir gesagt, und was war aus uns geworden? Aber ich schob diesen Vergleich beiseite und lachte leise. «Hm. Na ja. Jetzt muss ich bloß noch rausfinden, ob er auch gut im Bett ist. Wenn ja, ist die Sache klar.»
Und so machte ich mich ein paar Abende später daran, es herauszufinden. Der Abend begann im Ivy, einem der populärsten Restaurants in ganz London. Der Küchenchef war ein Freund von Geoffrey, und wir bekamen ein speziell für uns zubereitetes Degustationsmenü und zum Dessert ein prachtvolles Stück Schokoladentorte ohne Mehl und einen sehr teuren Port für Geoffrey.
Während wir noch auf die Rechnung warteten, kam Elle McPherson mit ihrem Mann herein und nahm an einem Nachbartisch Platz. Ich bemerkte, dass Geoffrey sie musterte und mich dann wieder ansah, als wolle er unsere Gesichtszüge miteinander vergleichen. Als ich ihn fragte, waser denke, antwortete er: «Du bist wirklich hübscher als sie. Deine Augen gefallen mir viel besser.»
Ich lächelte und sagte, er sei auch viel attraktiver als Elles Mann.
Attraktiv
, anders konnte man Geoffrey wirklich nicht nennen. Er langte über den Tisch und legte seine Hand auf meine. «Was hältst du davon, wenn wir zu mir fahren?»
Verführerisch beugte ich mich über den Tisch und sagte: «Ich dachte schon, du würdest niemals fragen.»
Wir verließen das Ivy und fuhren zu Geoffrey nach Hause. Es war das erste Mal, dass ich dort war. Ich hatte mir vorgestellt, dass er in einer traditionellen Stadtvilla wohnte wie Meg. Stattdessen lebte er in einem stromlinienförmigen, minimalistischen Loft mit interessanten Skulpturen, monochromen Gemälden und zeitgenössischen Möbeln. Ich dachte an Marcus’ verlottertes Apartment und genoss die Abwesenheit von Videospielen, Aquarien, schmutzigen Turnschuhen und
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