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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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kam mir ein bisschen albern vor – wie ein Mann sich fühlen muss, wenn seine Tochter will, dass er mit der Ken-Puppe spielt.
    Zum Glück schienen meine Sound-Effekte Max’ Billigung zu finden. Ich sah, wie seine Mundwinkel sich zu einem winzigen Lächeln verzogen. Das gab mir Selbstvertrauen, und ich machte weitere Fahrgeräusche und ließ den Motor schließlich im Leerlauf tuckern.
«Bapp bapp bapp bapp.»
Das war eins von Jeremys Lieblingsgeräuschen gewesen.
    «Nochmal», quiekte Max.
    Ich tat es und vergaß dabei, dass Geoffrey mich – womöglich kritisch – beobachtete.
    «Grrrrrrrrrr»,
machte ich entschlossener, als die Hinterräder ihre holprige Fahrt über mein Bein beendet hatten. Dann zog ich meine Socken aus, knüllte sie zusammen und stopfte sie hinten auf den Laster. «Hier. Eine   … äh   … Ladung für dich. Sie muss   … in die Fabrik in   … äh   … Liverpool.» Es klang sehr plausibel, und erleichtert dachte ich, dass Jungenspiele vielleicht einfacher und lustiger waren, als ich immer gedacht hatte.
    «In die Fabrik in Liverpool», wiederholte Max beglückt.
    Und von diesem Augenblick an waren Max und ich die besten Freunde. Unaufhörlich nannte er mich mit seinem entzückenden englischen Akzent beim Namen; er führte mich an der Hand durch die Wohnung, zeigte mir sein Spielzeug und bestand sogar darauf, dass ich sein Zimmer besichtigte. Ich sonnte mich in seiner Anerkennung und war froh darüber, dass Geoffrey und ich auch diese letzte Hürde hinter uns gebracht hatten.
    Am Abend, nachdem Geoffrey den Jungen ins Bett gebracht hatte, kam er strahlend zu mir ins Schlafzimmer. «Ja! Du hast es geschafft! Er liebt dich.»
    «Wirklich?» Ich fragte mich, ob sein Vater mich auch liebte.
    «Ja», sagte Geoffrey lächelnd.
    «Macht dich das glücklich?» Ich kuschelte mich an ihn.
    «Überglücklich.» Geoffrey strich mir das Haar aus dem Gesicht. «Über alle Maßen glücklich.»

SECHSUNDZWANZIG
    Geoffrey lud mich ein, mit ihm und Max über Weihnachten auf die Malediven zu fliegen; er wollte mir sogar das Flugticket bezahlen.
    Ich zögerte, bevor ich fragte: «Wo genau sind die Malediven?»
    Er sah mich zärtlich an, wie Dex es am Anfang immer getan hatte, wenn ich meine Ahnungslosigkeit eingestand. «Im Indischen Ozean, Schatz», sagte er und strich mir übers Haar. «Stell dir weiße Sandstrände vor, kristallklares Wasser, Palmen im Wind.»
    So verlockend ein Urlaub in der Sonne war, und so sehr mir daran gelegen war, unsere Beziehung weiterzuentwickeln, lehnte ich doch höflich ab; ich hielte es für wichtig, sagte ich, dass Vater und Sohn einmal richtig Zeit füreinander hätten. In Wahrheit wollte ich Ethan nicht allein in London lassen. Er hatte nicht das nötige Kleingeld füreinen Heimflug über die Feiertage, und Sondrine fuhr für eine Woche nach Paris. Vermutlich rechnete er damit, die Zeit mit mir verbringen zu können, und irgendwie fand ich es sogar aufregend, dass wir beide ganz allein sein würden. Vielleicht, dachte ich, wäre es unser großes Finale – die letzten gemeinsam verbrachten Nächte   –, bevor jeder von uns seiner eigenen romantischen Wege ging.
    Ich glaube, Ethan empfand es genauso, denn am Morgen des Heiligen Abends ging er zu Sondrine, um sich zu verabschieden, und dann kam er in bester Laune nach Hause und schlug vor, zusammen einen Baum kaufen zu gehen. «Besser spät als nie!», flötete er. Also zogen wir unsere wärmsten Sachen an und spazierten zu einem Weihnachtsbaumverkauf in der Nähe. Natürlich waren die besten Bäume längst weg, und wir begnügten uns mit einer kleinen Fichte mit mickrigen Zweigen und mehreren kahlen Stellen an den unteren Ästen. Als wir den Baum nach Hause schleppten, nadelte er weiter.
    Aber mit Ethans Weihnachtsschmuck und mehreren funkelnden Ohrringpaaren von mir sah unser Bäumchen mehr als beachtlich aus. Ethan sagte, die Verwandlung erinnere ihn an den Baum aus
Weihnachten mit Charlie Brown
. Ich stimmte ihm zu und sagte, es sei der hübscheste Baum, den ich je gehabt hätte, obwohl ich Dex immer nach einem prachtvollen Zweieinhalb-Meter-Baum für unser New Yorker Apartment geschickt hatte.
    Wir sorgten für gedämpftes Licht im Wohnzimmer und schalteten dann die weißen Christbaumlämpchen ein, und dann saßen wir endlos lange da, schauten unseren Baum an und tranken heißen Cider, während Harry Connick Jr. schmachtend Weihnachtslieder sang. Nach langem, behaglichemSchweigen sah Ethan mich an und fragte, ob mir

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