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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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entwickelt. Nach einem exzellenten Vorspiel, dem etwas unbeholfenen Anlegen eines Kondoms und seiner beruhigenden Versicherung, dass Sex in dieser Phase der Schwangerschaft völlig ungefährlich sei, drang er von hinten in mich ein, was angesichts meines Bauches praktisch war, aber außerdem ziemlich schön. Geoffrey hielt sehr lange durch. Sehr,
sehr
lange. Und zusätzlich zu diesem beeindruckenden Stehvermögen zeigte er zwischen den Laken entschieden weniger Zurückhaltung. Irgendwann stellte ich meine Beobachtungen ein und ließ mich einfach gehen.
    Danach, als wir verschwitzt beieinander lagen und dem
Tu lu lu
des afrikanischen Gesangs lauschten, umschlang er meinen Körper, küsste mich in den Nacken und sagte: «Du bist unglaublich.»
    Ich dankte ihm und gab das Kompliment zurück. Er
war
unglaublich.
    Wir schliefen ein, und mitten in der Nacht wiederholten wir das Ganze, und am frühen Morgen noch einmal. Nach dem dritten Mal schaute ich ihm in die Augen und sah etwas. Ich sah einen Blick, den ich kannte. Es dauerte einen Moment, bis ich ihn unterbringen konnte, aber dannwusste ich, was es war. Sucht. Geoffrey war süchtig nach mir. Und schon diese Tatsache allein erschien mir wie ein Triumph in einer Saison schwerer Niederlagen.
     
    Kurze Zeit später lernte ich Geoffreys Sohn Max kennen. Geoffrey holte ihn im Haus seiner Mutter in Wimbledon ab. Ich wartete währenddessen in seiner Wohnung und widerstand dem machtvollen Drang, in seinen Schubladen herumzuschnüffeln. Früher hätte ich es mir nicht verkneifen können, aber ich glaube, früher wollte ich Material für einen Streit finden. Das Foto einer anderen Frau, einen alten Liebesbrief, ein Kondom aus der Zeit vor mir. Etwas, das mich wütend machte, meine Eifersucht anstachelte, mein Konkurrenzstreben in Gang brachte. Ich war nicht sicher: Hatte die Schwangerschaft mich reifer und milder gemacht, oder hatte sie mir nur die Kraft geraubt? Jedenfalls genoss ich jetzt die Entspanntheit meiner neuen, ruhigen Beziehung. Ich war nicht mehr interessiert an Hindernissen, sondern nur noch an ruhigem Fahrwasser und einem Happy End.
    Als Geoffrey und Max hereinkamen, stand ich auf, um sie zu begrüßen, und ein strahlendes Lächeln legte sich breit auf mein Gesicht. Max war anbetungswürdig – mit seinem kleinen blauen Overall und dem feuerwehrroten Rollkragenpullover hätte er in einer Gap-Anzeige erscheinen können. Zum ersten Mal freute ich mich darauf, Söhne statt Töchtern zu bekommen.
    «Hi, Max», sagte ich. «Wie geht’s?»
    «Gut», sagte er, ohne mir in die Augen zu sehen. Er kniete sich hin und schob seinen Spielzeuglastwagen über das Parkett. Ich sah, dass er blaue Augen hatte, aber seine Wimpern waren dunkel wie Geoffreys.
    Ich versuchte noch einmal, eine Unterhaltung anzufangen; ich hockte mich auf die Fersen. «Es ist nett, dich kennen zu lernen.»
    Geoffrey formte lautlos mit den Lippen die Worte: «Er ist schüchtern», und dann drängte er Max behutsam: «Kannst du Darcy nicht sagen, dass du es auch nett findest, sie kennen zu lernen?»
    «Es ist nett, dich kennen zu lernen, Darcy», murmelte Max und warf mir einen argwöhnischen Blick zu.
    Plötzlich wünschte ich mir mehr Erfahrung im Umgang mit Kindern. Ich zerbrach mir kurz den Kopf und sagte dann: «Das ist ein toller Lastwagen, den du da hast.» Ich ließ mich in den Schneidersitz nieder.
    Max sah mich wieder an, etwas länger diesmal. Er legte die Hand auf die Fahrerkabine seines Autos und schob es ein kleines Stück auf mich zu. «Er hat große Reifen. Siehst du?», sagte er, fast als wolle er mich prüfen.
    «Die hat er wirklich. Das sind
richtig
große Reifen.»
    Max schien von dieser Antwort nicht sonderlich beeindruckt zu sein. Ich versuchte mich an alles zu erinnern, was ich über Lastwagen wusste. «Mein Bruder Jeremy hatte einen Lastwagen genau wie diesen in Rot», sagte ich schließlich. «Aber das Lenkrad war auf der anderen Seite.»
    «Auf dieser?» Er deutete auf die Beifahrerseite.
    «Genau!» Ich legte meine Hand auf seine und versuchte, mich an die kehligen Geräusche zu erinnern, mit denen Jeremy mir immer auf die Nerven gegangen war, wenn er mit seinen Autos gespielt hatte. Ich räusperte mich. Hoffentlich würde ich es richtig hinkriegen.
    «Wruuummmmm»,
fing ich an und merkte dann, dass dieses Geräusch eher zu einem Sportwagen gehörte. Ichversuchte es noch einmal.
«Brrrrrr. Brrrrrrrrrr»,
knurrte ich und ließ die Vorderräder über mein rechtes Knie rollen. Ich

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