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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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mitfühlend.
    «Mmh-m. Ich sitze fest wie Snoopy bei der Zeile: ‹Es war eine dunkle und stürmische Nacht.›»
    Ich lachte und meinte, sicher hätten doch alle großen Schriftsteller hin und wieder mit einer Schreibblockade zukämpfen. Im neuen Jahr werde er sicher wieder gut vorankommen.
    «Danke, Darcy. Schön, dass du das sagst», antwortete er aufrichtig.
    Dann machten wir es uns unter einer großen Wolldecke auf dem Sofa gemütlich und schauten uns
Ist das Leben nicht schön?
auf Video an. An der Stelle, wo der Onkel versehentlich Mr.   Potter den Umschlag mit Geld gibt, drückte Ethan auf die Pausentaste und fragte, ob er vorspulen dürfe. «Ich kann diesen Teil nicht ausstehen. Ist einfach zu frustrierend.»
    Ich war einverstanden. Die düsteren Szenen huschten über den Bildschirm, und unwillkürlich musste ich an mein eigenes Leben denken – vor allem an den Streit mit meiner Mutter. Sie hatte nichts von sich hören lassen, seit ich ihr aus London geschrieben hatte. Ich war zwar fest davon überzeugt, dass sie den Ball jetzt zurückspielen musste, aber bei der glücklichen Familienszene am Schluss des Films, in der George Baileys jüngste Tochter sagt: «Immer wenn eine Glocke läutet, bekommt ein Engel seine Flügel», beschloss ich, meinen Stolz fahren zu lassen und zu Hause anzurufen.
    Ethan bestärkte mich darin, und nervös wählte ich die Nummer meiner Eltern in Indiana. Als das Freizeichen ertönte, hätte ich beinahe wieder aufgelegt, aber stattdessen umklammerte ich Ethans Hand. Meine Mom meldete sich nach dem fünften oder sechsten Klingeln.
    «Hi, Mom», sagte ich, und ich fühlte mich klein und ängstlich.
    Eisig sagte sie meinen Namen, und dann kam Schweigen aus der Leitung. Meine Mutter war Weltmeisterin im Grollen. Ich dachte an meinen eigenen Groll gegen Rachel. Solche Eigenschaften kamen eben nicht von ungefähr.
    «Hab ich euch beim Essen gestört?», fragte ich.
    «Eigentlich nicht. Wir waren gerade fertig. Jeremy und Lauren sind hier.»
    «Oh», sagte ich. «Was machen die Hochzeitspläne?»
    «Alles bestens.»
    Ich wartete darauf, dass sie fragte, wie es mir gehe und ob ich noch in London sei. Als sie es nicht tat, brachte ich es unbeholfen an. «Ich bin immer noch in London   … Meinen Brief hast du bekommen, oder?»
    Sie sagte, sie habe schon vorher gewusst, dass ich in London sei, denn sie habe Annalises Mutter beim Einkaufen getroffen. Es sei äußerst peinlich gewesen, fügte sie hinzu, von jemand anderem zu erfahren, wo ich mich aufhielt. Ich fand das einen kleinlichen Einwand, da ich ihr doch geschrieben
hatte
und jetzt diejenige war, die anrief. Aber das hinderte mich nicht, ihr zu sagen, dass es mir Leid tat, sie enttäuscht zu haben. Ich könne verstehen, wie schockiert sie über meine Neuigkeiten gewesen sei. Keine Mutter sei begeistert, wenn ihre Tochter so kurz nach einer gelösten Verlobung von einem anderen schwanger werde. Und ich stimmte ihren Ansichten über Marcus zu. «Er war ein Riesenidiot, Mom. Ich habe nichts mehr mit ihm zu tun. Ich sehe ein, dass du nur mein Bestes wolltest.»
    Ethan drückte meine Hand und nickte, als wolle er sagen: «Weiter so. Du machst es großartig.»
    Ich schluckte, holte tief Luft und sagte: «Jedenfalls – ich hab jetzt hier in London eine Ultraschalluntersuchung machen lassen   … und ich weiß, was ich bekomme.»
    «Ein Mädchen?»
    «Nein. Kein Mädchen. Ich dachte auch, es wäre ein Mädchen. Aber es ist kein Mädchen.»
    «Also ein Junge? Das ist schön», sagte sie unbeteiligt.
    «Ja. Aber   … genau gesagt   … sind es zwei Jungen. Ich bekomme Zwillinge. Eineiige Zwillingsjungen! Ist das nicht die meistverrückteste Geschichte aller Zeiten?»
    Im Geiste hörte ich Rachel, die mich belehrte, dass es entweder die «verrückteste» oder die «meistverrückte» Geschichte aller Zeiten hieß – aber niemals die «meistverrückteste». Aber dies schien mir ein passender Augenblick für Grammatikfehler zu sein. Für mich waren Zwillingsjungen das «Meistverrückteste». «Kannst du dir das vorstellen, Mom?»
    Ich machte mich auf das Schlimmste gefasst, aber es schmerzte deshalb nicht weniger, als es tatsächlich eintraf. Sie gratulierte mir nicht. Sie fragte nicht, wie die Kinder heißen sollten. Sie fragte nicht, wie es mir ging. Sie sagte nicht, sie freue sich für mich. Sie fragte nur, wie um alles in der Welt ich mit Zwillingen fertig werden wolle. Tränen brannten in meinen Augen, als ich ihr ruhig erklärte, dass

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