Shoppen und fischen
Thirtysomething vor meinem geistigen Auge herauf, einen Banker mit gewelltem braunem Haar und großen, breiten Zähnen. «Hat der nicht eine Freundin, Model oder Schauspielerin oder so was?»
«Er
hatte
eine Freundin, Amanda. Und stimmt, sie ist Model … aber die billige Katalogklasse. Ich glaube, sie hat für den Prospekt von Chadwick’s of Boston Cordhosen mit Bügelfalte vorgeführt. Aber Josh hat sie vor zwei Tagen abserviert.» Claire schaute selbstgefällig herüber. «Ganz frisch aus der Druckerpresse. Was sagst du?»
Claire war zu gern die Erste bei so einem Knüller.
«Warum haben sie sich getrennt?», fragte ich. «Hat Josh seinen besten Freund in Amandas Kleiderschrank gefunden?»
Claire kicherte. «Nein. Es heißt, sie war ihm einfach zu blöd. Sie ist unglaublich hohl. Pass auf. Sie glaubte tatsächlich, Paparazzi sei ein italienischer Fotograf. Sie soll ungefähr gesagt haben: ‹Wer ist eigentlich dieser Paparazzi, und warum haben sie ihn damals nach dem Mord an Prinzessin Diana nicht verhaftet?›»
Zum ersten Mal seit Wochen musste ich lachen.
«Wie auch immer – Josh ist zu ha-ben», sang Claire und drehte eine Pirouette.
Für einen Augenblick wurde ich misstrauisch. «Und wieso willst du ihn nicht?»
«Du weißt doch, dass meine verklemmten protestantischen Eltern niemals damit einverstanden wären, dass ichwas mit einem jüdischen Mann anfange. Sonst hätte ich ihn mir wirklich selbst geschnappt … Aber du solltest schnell etwas unternehmen, denn die Mädels in dieser Stadt sind allesamt bereit zum Angriff.»
«Ja. Sieh nur zu, dass Jocelyn keinen Wind davon kriegt», sagte ich.
Jocelyn Silver war eine Kollegin von uns. Sparsam dosiert konnte ich sie gut leiden, aber sie war das totale Alpha-Weibchen – eine zu große Konkurrenz, als dass ich ihr je hätte trauen können. Außerdem hatte sie große Ähnlichkeit mit Uma Thurman, und wenn ich noch einmal zusehen musste, wie sie die Verärgerte spielte, wenn ein Fremder sie fragte, ob sie Uma sei, würde ich wahrscheinlich kotzen. Was Jocelyn übrigens nach jeder Mahlzeit tat.
«Ach was. Ich hab’s ihr gegenüber mit keinem Wort erwähnt. Aber selbst wenn ich es täte – Josh würde total auf dich abfahren, nicht auf sie.»
Ich lächelte in falscher Bescheidenheit.
Sie redete weiter. «Also, wie wär’s damit? Ich sorge dafür, dass Josh nächste Woche zur Club-Eröffnung kommt – Jocelyn wird nicht da sein, weil sie zur Hochzeit ihrer Cousine muss …» Sie zwinkerte mir zu. «Also hör auf mit dem Geflenne wegen Marcus. Ich meine, Herrgott nochmal, was war denn das schon? Er konnte ja ganz lustig sein, aber einen Käse-Makkaroni-Liebeskummer ist er wirklich nicht wert.»
«Du hast Recht», sagte ich, und meine Stimmung hellte sich bereits auf bei dem Gedanken, dass jüdische Männer angeblich gute Ehegatten abgaben. «Josh klingt himmlisch. Ich könnte ihn bestimmt zu einem Weihnachtsbaum überreden, meinst du nicht auch?»
«Du kannst jeden zu allem überreden», sagte Claire.
Ich strahlte. Diese Theorie war in den letzten Tagen ein paar Mal widerlegt worden, aber ganz sicher würde ich mein verzaubertes Leben wieder ins Gleis bringen.
«Und auf dem Weg hierher ist mir noch ein Gedanke gekommen …» Claire lächelte geheimnisvoll. Offenbar hatte sie noch eine tolle Überraschung auf Lager.
«Nämlich?»
«Na ja», sagte sie und öffnete die Flasche Patrón, unserer Lieblingstequilamarke. «Was hältst du davon, wenn wir wieder zusammenziehen? Mein Mietvertrag läuft aus, und du hast ein freies Zimmer. Wir könnten ein Vermögen an Miete sparen und uns tierisch amüsieren. Was meinst du?»
«Das ist eine phantastische Idee.» Liebevoll erinnerte ich mich an unsere W G-Zeit , bevor ich damals mit Dex zusammengezogen war. Claire und ich hatten die gleiche Schuhgröße, den gleichen Musikgeschmack und die gleiche Vorliebe für fruchtige Mixgetränke, die wir in Massen konsumierten, während wir uns für einen großen Abend auf der Piste aufbrezelten. Außerdem wäre es toll, sie da zu haben, wenn das Baby kam. Sie hätte sicher nichts dagegen, gelegentlich für ein nächtliches Fläschchen aufzustehen. Ich sah zu, wie sie eine Limette aufschnitt und makellose Spiralen an unsere Gläser hängte. Sie hatte ein Händchen dafür, Leute zu bewirten, und das war ein weiterer Vorteil des Zusammenlebens mit ihr. «Das machen wir!»
«Super!»,
quiekte sie. «Mein Vertrag läuft im nächsten Monat aus.»
«Aber etwas
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