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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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sollte ich dir noch sagen», gestand ich, als sie mit den Gläsern zur Couch kam.
    «Was denn?»
    Ich schluckte und beruhigte mich im Stillen: Claire mochte zwar versnobt sein und immer etwas vorschnell mit ihrem Urteil, aber mir gegenüber hatte sie im Laufe der Jahre immer nur absolute Loyalität gezeigt. Ich musste einfach glauben, dass sie in der Stunde der Not für mich da sein würde. Sie reichte mir eine verführerisch perfekte Margarita mit einem gleichmäßigen Salzrand am Glas (einem Verlobungsgeschenk von Dexters Tante Suzy), und ich platzte mit meinem großen Geheimnis heraus: «Ich bekomme ein Kind von Marcus.» Dann nahm ich einen winzigen Schluck von meinem Drink, atmete den süßen Duft des Tequila ein und leckte mir das Salz von den Lippen.
    «Hör auf», sagte sie, und ihre kristallenen Tropfenohrhänger baumelten hin und her, als sie sich neben mich auf das Sofa plumpsen ließ und die Beine unter ihren breiten Hintern zog. «Oh – wir haben noch nicht angestoßen. Auf unser neues Zusammenleben!»
    Sie dachte offensichtlich, ich hätte einen Witz gemacht. Ich stieß klingend mit ihr an, nahm noch ein Schlückchen und sagte: «Nein, es ist wahr. Ich bin schwanger. Deshalb sollte ich das hier wahrscheinlich gar nicht trinken. Aber ein paar Schlückchen können wohl nicht schaden. Der ist doch nicht so stark, oder?»
    Sie sah mich von der Seite an. «Du machst Witze. Oder?»
    Ich schüttelte den Kopf.
    «Darcy!» Sie erstarrte, und ein angstvolles Lächeln saß wie aufgeklebt auf ihrem Gesicht.
    «Es ist kein Witz.»
    «Schwör’s mir.»
    «Ich schwör’s dir.»
    So ging es noch eine Weile hin und her, bis ich sie überzeugt hatte, dass ich in der Tat schwanger von einem Mann war, den sie für beklagenswert unzulänglich hielt. Sie hörte sich mein Geschwafel über Morgenübelkeit, den errechneten Geburtstermin und die Probleme mit meiner Mutter an und stürzte dabei ihre Margarita herunter – was bei ihr höchst ungewöhnlich war. Sogar betrunken hatte sie Manieren wie eine Pensionatsschülerin. Sie vergaß niemals, die Beine übereinander zu schlagen, wenn sie auf einem Barhocker saß, sie stützte niemals die Ellenbogen auf den Tisch, und sie stürzte nie einen Drink herunter. Aber in diesem Augenblick war sie völlig von der Rolle.
    «Und was sagst du dazu?», fragte ich schließlich.
    Sie nahm noch einen großen Schluck und begann plötzlich zu husten und zu prusten. «Puh! Entschuldige! Das hab ich in den falschen Hals bekommen, glaub ich.»
    Ich wartete darauf, dass sie noch mehr sagte, aber sie starrte mich nur weiter mit diesem aufgeklebten Lächeln an, als wisse sie nicht mehr ganz genau, mit wem sie da trank. Ich hatte schon damit gerechnet, dass sie überrascht sein würde, aber eher begeistert-überrascht, nicht entsetzt. Ich beruhigte mich damit, dass ich sie überrumpelt hatte. Sie brauchte einfach noch einen Augenblick, um die Neuigkeit zu verdauen. Einstweilen hielt ich ihr also einen kurzen, edelmütigen Vortrag darüber, dass ich niemals daran gedacht hätte, das Baby abzutreiben oder zur Adoption freizugeben. In Wahrheit hatte ich in den letzten achtundvierzig Stunden über beide Möglichkeiten ausgiebig nachgedacht, aber irgendetwas hatte mich veranlasst, bei meinem Entschluss zu bleiben. Ich würde gern behaupten, es war Charakterstärke und Moral, aber es hatte auch eine Menge mit sturem Stolz zu tun.
    «Gratuliere. Das sind ja wunderbare Neuigkeiten», sagte Claire schließlich mit der blechernen, verlogenen Stimme eines Fernseh-Showmasters, der dem Verliererkandidaten mitteilt, er werde keineswegs mit leeren Händen von der Bühne gehen, sondern mit einem Gutschein für «Omaha Steaks». «Du wirst deine Sache bestimmt großartig machen   … Und ich werde für dich da sein und dir helfen, so gut ich kann.»
    Ich merkte, dass ihr der letzte Satz erst nachträglich eingefallen war; in dieser Allerweltsform schmeckte er mehr nach Verpflichtung als nach dem ernsthaften Wunsch, am Leben meines Babys teilzuhaben. Oder übrigens an meinem.
    «Danke», sagte ich, während meine Gedanken sich überschlugen, um ihr Verhalten zu analysieren. War ich zu kritisch? Paranoid? Was genau wollte ich von ihr hören? Im Idealfall hätte sie fragen können, ob sie Patentante werden dürfe, oder sie hätte anbieten können, eine große Babyparty zu veranstalten. Zumindest wollte ich, dass sie noch einmal davon sprach, wieder bei mir einzuziehen, oder dass sie etwas über Josh sagte und

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