Shoppen und fischen
darüber, dass wir schnell etwas unternehmen müssten, solange meine Figur noch so sensationell sei. Aber Claire lachte nur nervös und sagte: «Das ist alles so … aufregend.»
«Ja», sagte ich. «Das ist es wirklich. Und ich sehe keinen Grund, weshalb ich jetzt nicht mehr mit Männern ausgehen sollte.»
«Natürlich wirst du mit Männern ausgehen», sagte sie und stieß eine Faust in die Luft. Aber meinen jüdischen Märchenprinzen erwähnte sie nicht wieder.
«Glaubst du, Josh hätte ein Problem damit?», fragte ich.
Wieder lachte sie nervös. «Damit, dass du schwanger bist?»
«Ja. Dass ich schwanger bin.»
«Na ja … ich weiß nicht …
so
gut kenne ich ihn auch wieder nicht.»
Sie war offensichtlich ganz sicher, dass Josh sogar ein ziemlich großes Problem damit haben würde. So, wie sie ein Problem damit hatte, mit mir und einem Säugling zusammenzuleben. Sie kippte den Rest ihrer Margarita herunter und plapperte davon, wie aufgeregt die Mädels im Büro sein würden. Durfte sie es ihnen erzählen? War es schon öffentlich?
Noch nicht, sagte ich. Ich war noch nicht ganz so weit, dass ich es der ganzen Welt verkünden wollte.
«Verstehe. Die Mutter der Verschwiegenheit.» Claire quetschte mit Daumen und Zeigefinger die Lippen zusammen. Dann kicherte sie. «Das sollte kein Scherz sein.»
Ich schämte mich nicht für meine Schwangerschaft, beharrte ich. Überhaupt nicht. Ich würde, plapperte ich weiter, so bleiben, wie ich war, und erwähnte Rachel aus
Friends
und Miranda aus
Sex and the City
: Beide Frauen hätten es geschafft, ihr Leben und ihr Aussehen intakt zu bewahren und zugleich ein Leben als ledige Mutter zu akzeptieren. Ich sähe keinen Grund, erklärte ich, warum ich das nicht auch tun könnte.
«Oh, ich weiß», sagte Claire von oben herab. «Es gibt keinen Grund, weshalb du nicht alles tun und alles haben solltest. Du bist eine moderne Frau!»
Ich sah ihr breites, unechtes Lächeln, und ich sah die Konturen unserer seichten Freundschaft in ihrer ganzen Schärfe. Natürlich, Claire mochte mich, aber sie mochtemich, weil es Spaß machte, mit mir auszugehen, und weil ich die Männer magnetisch anzog, sogar als ich noch den Verlobungsring von Dex getragen hatte. Sie mochte mich, weil ich von unschätzbarem Wert für sie war. Mit ihrer Herkunft und mit meinem Aussehen und meiner Persönlichkeit waren wir unschlagbar gewesen – das glanzvolle P R-Duo , das jeder kannte oder kennen lernen wollte.
Aber in der Zeit, die sie brauchte, um eine Margarita zu kippen, waren meine Aktien in ihren Augen in den Keller gefallen. Ich hatte mich verwandelt und war plötzlich nichts weiter als eine problembeladene, ledige Mutter. Ebenso gut hätte ich Lockenwickler im Haar und einen Wohlfahrtsscheck in der schwieligen Hand tragen können. Für sie war ich nutzlos geworden.
Als sie ihr Glas geleert hatte, beäugte sie meins. «Na? Darf ich?», fragte sie.
«Nur zu», sagte ich.
Sie nahm ein paar Schlucke aus meinem Glas und sah dann auf die Uhr. «Oh, verflixt. So spät schon!»
«Musst du noch irgendwohin?», fragte ich. Normalerweise wurde man Claire gar nicht los.
«Ja», sagte sie. «Ich hab Jocelyn versprochen, sie anzurufen. Sie wollte heute Abend ausgehen. Hab ich das nicht gesagt?»
«Nein. Das hast du nicht gesagt.»
Claire lächelte angespannt. «Ja. Essen und ein paar Drinks. Du kannst natürlich mitkommen, wenn du willst. Auch wenn du nichts trinken darfst. Wir würden uns freuen.»
Claire bot mir, Darcy Rhone, eine Mitleidseinladung an. Ich fühlte mich versucht, sie anzunehmen, um zu beweisen, dass ich immer noch unterhaltsam war. Aber meine Empörungwar zu groß. Also sagte ich, nein, ich müsse noch ein paar Leute zurückrufen. Ich erwartete einen kleinen Überredungsversuch, aber sie stand einfach auf, brachte ihr Glas zum Spülbecken, warf sich die Prada-Tasche über die Schulter und sagte mit aller Fröhlichkeit der Welt: «Na schön, Süße … Nochmals herzlichen Glückwunsch. Mach dir einen netten Abend. Und pass auf dich auf, okay?»
Selbstverständlich verging die nächste Woche, ohne dass Claire noch einmal davon sprach, bei mir einzuziehen. Stattdessen hörte ich von einem anderen Mädel in der Firma, dass Claire und Jocelyn zusammen eine Wohnung im Village suchten. Und von Jocelyn selbst erfuhr ich – auf der Damentoilette im Büro, nachdem sie sich wie jeden Tag von ihrem Lunch befreit hatte –, dass sie einen fabelhaften Typen kennen gelernt habe.
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