Shopping and the City
What a Beautiful Morning« zirpte.
»Aber ich -«
»Sssch, Imogene, bitte«, zischte sie und hielt ihre Hand über die Sprechmuschel. »Es ist der Aufnahmeleiter der Today Show für den Einführungsteil zu meinem Interview.«
Es hatte in allen Zeitungen und Klatschkolumnen gestanden: Nini befand sich mit einem der großen Fernsehsender in der Planungsphase für ihre eigene Reality-T V-Show, welche gegen Ende des Sommers in New York, Greenwich und den Hamptons aufgezeichnet werden sollte. In der Serie, mit dem Titel Das Champagner-Leben , wird Nini eine Gruppe von ungehobelten Leuten in ihre Super-Schickeria-Welt des gepflegten Auftretens,
der gesellschaftlichen Anlässe und des exklusiven Lebensstils einführen. Ein glücklicher Kandidat wird am Ende einen neuen Job, eine neue Garderobe, ein neues Auto, ein mietfreies Jahr in einem luxuriösen Park-Avenue-Penthouse und natürlich eine kostenlose Beratung in der Silver-Hill-Suchtklinik erhalten, sollte dies zum Finale der Serie für nötig erachtet werden.
»Das Schicksal verteilt die Karten für jeden von uns«, erklärte Nini säuselnd ihrem Aufnahmeleiter, der zweifellos gebannt am anderen Ende lauschte. »Dies ist meine Chance, einigen jungen Menschen zu helfen, ein neues Leben zu beginnen«, sagte sie, während sie langsam zur Haustür schlenderte. »Es ist die ultimative Hilfe zur Selbsthilfe. Und für mich ist es fantastisches Karma.«
Häh? Ich meine, wer braucht Karma, wenn man gerade sein irisches Schloss renoviert und wenigstens drei Häuser auf zwei Kontinenten unterhält und über ein Nettovermögen verfügt, welches höher ist als das BSP so manchen westeuropäischen Kleinstaats. Ich meine, mal ganz im Ernst!
Nini flüsterte mir zu, dass sie im Moment nicht reden könne, und ich hatte den starken Eindruck, dass sie mich loswerden wollte, als sie die Haustür zuschlug. Doch ich ließ mich nicht abwimmeln. Ich meine, wenn es ein Wort gibt, das mich beschreibt, dann ist es »hartnäckig«. (Sagte ich das bereits?)
Als Nini schließlich ihre Haustür wieder öffnete (mein Zeigefinger war praktisch schon taub vom Drücken des Klingelknopfs), sagte sie etwas gereizt: »Hör zu, Imogene, der Sender gibt heute Abend im Soho
House eine kleine Party für mich, und wenn es wirklich so wichtig ist, können wir uns dort unterhalten.«
OMG. Na ja, ich war völlig aus dem Häuschen.
»Im Soho House, echt? Oh mein Gott!«
Ehrlich, nur damit ihr es wisst, Platinumkarten sind ja sooooooo out. Die neueste und tollste Karte der Wahl ist die Mitgliedskarte eines Privatclubs. (Die ist absolut das neue Schwarz!) Und der privateste aller Privatclubs ist das Soho House.
»Ja, Imogene, im Soho House – ich fürchte, das ist das einzige Zeitfenster, das ich für dich erübrigen kann. Wir können uns dort über deine Ziele unterhalten. Frag deine Mom, ob sie es erlaubt.«
»Ich bin sicher, dass Mom nichts dagegen hat, Nini. Ich sehe Sie dann heute Abend«, sagte ich und hastete schon wieder zurück zu meiner Vespa.
»Imogene«, rief Nini mich zurück. Sie reichte mir eine Karte mit winzigem Goldprägedruck. »Du brauchst eine Einladung, um eingelassen zu werden.«
»Oh ja, vielen Dank«, sagte ich. »Das würde helfen.«
A nfänglich sagte Mom nein, aber nach ausgiebigem Gebettel gab sie nach. Aber sie musste na-türlich Nini anrufen, um sich zu vergewissern, dass sie mich nach Hause bringen würde (wie peinlich). Einen heftigen Klamotten-Panikanfall, einen eiligst einberufenen Kleiderschrank-Kriegsrat mit Evie und eine schnelle Maniküre später war ich bereit. Pumps, Handtasche, Handy, Lipgloss: Ich war so weit! Mom gab mir noch zwanzig Dollar, und wir stiegen in den
alten Jeep (weitere Peinlichkeit), und wenige Minuten später setzte sie mich am Bahnhof ab – oder besser gesagt, sie wartete mit mir zusammen, bis der 17-Uhr-40-Zug einfuhr. Nach einer nervenzerreißenden Fahrt in die Stadt im langsamsten Vorortszug aller Zeiten sprintete ich zu dem Taxistand vor der Grand-Central-Station, schnappte einem Rudel Touristen, die nicht besonders aufmerksam wirkten, das zweite Taxi vor der Nase weg und traf Punkt 18 Uhr 35 im Soho House ein, darauf brennend, mit Nini meine Zukunft zu besprechen.
S ehen Sie nicht hin, aber ist das nicht Kirsten Dunst da drüben?«, fragte ich den weiß behandschuhten Kellner, während ich mir ein Glas Selters von seinem eleganten Lacktablett griff. Ich liebe Gratisverpflegung, besonders dieser Tage.
»Als ob mich das
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