Shopping and the City
interessiert«, murmelte er und trollte sich verächtlich schnaubend.
Besagte Prominente stand am anderen Ende des Saals, hielt ein Kamerahandy auf Armeslänge hoch und knipste sich. Was gemeinhin eins von drei Dingen bedeutet: 1. Handy-Einkaufsbummeln, d.h. während man in seiner Lieblingsboutique Kleider anprobiert und dabei nicht in Begleitung seiner besten Freundin ist, knipst man Bilder von sich, schickt sie per E-Mail an die beste Freundin und wartet auf deren Urteil. 2. Krasse Selbstverliebtheit. Oder (vielleicht war ich hier Zeuge der Geburt eines neuen Trends) 3. Stars, die aus ihrem Promi-Status Profit schlagen, indem sie sich selbst fotografieren und die Bilder dann verkaufen. Ich entschied,
dass es Zeit für einen weiteren Kriegsrat mit Evie war.
Ich wählte ihre Nummer, während ich den Saal nach Nini absuchte. Soho House war einfach göttlich. Grüne Kristallkronleuchter verliehen dem Saal eine warme, behagliche Atmosphäre. In der Ecke stand ein riesengroßes Chesterfield-Sofa, auf dem sich ein Grüppchen von tiefst sonnengebräunten, vollbusigen und großzügig mit Schmuck behängten Vintage-Jetsetterinnen drängelte – eindeutig Beverly-Hills-Flüchtlinge. Während ich darauf wartete, dass Evie an den Apparat ging, wanderte mein Blick zu dem riesigen Panoramafenster, das den besten Ausblick über Lower Manhattan bot, den ich je gesehen hatte. Die Lichter der Stadt funkelten und verschmolzen mit den Spiegelungen der Party diesseits der Scheibe, und über dem Ganzen schwebte schemenhaft mein eigenes Spiegelbild. In diesem Moment schien alles möglich.
Selbstbestätigung: Ich stehe am Beginn meiner mythischen Reise.
Heute Abend höre ich auf, die Hauptrolle in meiner ureigensten Version von Survivor zu spielen. Um genau zu sein, heute Abend ändert sich mein ganzes Leben!
Evie ging endlich ran. Hurra!
»He, wie läuft’s?«, fragte ich.
»He, Girlie! Bist du da? Ist Soho House SooooHo-Hot ?«
»Oh mein Gott! Total! Zuerst einmal ist der Saal proppenvoll mit den schicksten Leuten überhaupt«, sagte ich zwischen kleinen Schlucken Selters. Es stimmte.
Kleine Cliquen von Schickimickis plauderten mit Models, welche wiederum in Begleitung von prominent aussehenden Moguln waren, die das einzige andere Sitzmöbel im Saal mit Beschlag belegt hatten – offenkundig die VIP-Ecke. »Ich liebe New York!«, sagte ich.
Ein weiterer Kellner sauste vorbei, und ich schnappte mir ein pikant aussehendes kleines amuse-bouche . Hier waren eindeutig schnelle Reflexe verlangt, wenn man satt werden wollte.
»Aber die Eintrittsprozedur war ein Albtraum«, fuhr ich fort. »Ich meine, die haben sogar meine Fingerabdrücke gescannt.«
»Irre«, seufzte Evie.
»Ich wünschte, du wärst hier. Es wimmelt hier nur so von Promis. Ich meine, du kennst mich, ich mach mir nichts aus diesem Promikult. Aber ich habe gerade Wie-heißt-sie-noch gesehen, die aus O.C., California , und Kirsten Dunst, die keinen Meter von mir entfernt war! Es war unglaublich, und oh mein Gott, du glaubst ja nicht, wer da gerade zur Tür hereingekommen ist …«
»Wer?«
»Donatella.«
»Donatella Versace?«, kreischte Evie.
»Höchstpersönlich!«, kreischte ich leise zurück. »Sie funkelt strahlender als ein Weihnachtsbaum!« Im Ernst, dieser berühmte Mode-Megastar war mit wenigstens 1000-Megawatt-Karat behängt. (PS: Jetzt weiß ich, woher sie ihre Topfigur hat, denn wer braucht schon ein Fitnessstudio, wenn man den ganzen Tag lang so einen Klunkerberg mit sich herumschleppt?)
»Hör zu, Girlie«, überschlug sich Evies Stimme, »du musst Nini unbedingt dazu bringen, dir diesen Job zu geben. Abgesehen von der Tatsache, dass er wie geschaffen für dich ist, könnte es deiner gesellschaftlichen Stellung mehr Auftrieb geben als eine ganze Saison von Bussi-Bussis von den Hilton-Schwestern!«
Ich geriet völlig aus dem Häuschen – schon wieder . »Evie, Süße, ich muss auflegen«, sagte ich, während ich gleichzeitig Anlauf nahm, mich auf denselben weiß behandschuhten Kellner von vorhin zu stürzen. »Ich rufe dich gleich hinterher an, okay?«
»Okay. Vergiss es nicht. Hals- und Beinbruch, Girlie!«
»Danke. Ich drück dich!« Ich drückte gerade die END-Taste, als ein Kellner vor mir auftauchte und mir sein Tablett hinhielt.
»Was ist das?«, fragte ich und zeigte mit dem Finger darauf. Ich konnte sehen, dass es ihn Mühe kostete, nicht die Augen zu verdrehen.
»Riesengarnelensalat mit Chilipaste, Gewürzgurken und
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