Shopping and the City
Gesprächslücke zu füllen, sagte ich: »Ich liebe dein Armband.«
»Danke, ich habe es letztes Jahr bei einem Musterverkauf entdeckt. Wie es sich trifft, fahre ich da diesen Freitag wieder hin – der Designer ist ein Freund von mir. Warum kommst du nicht mit? Ich stelle dich ihm vor. Es wird sicher lustig.«
»Ehrlich? Ich würde liebend gern mitkommen!«
»Ich habe vormittags einige Termine, aber nach zwölf bin ich frei. Hier ist meine Nummer«, sagte sie und holte einen meganiedlichen kleinen Notizblock von Kate’s Paperie nebst passendem Stift hervor. Models sind ja so cool – sie haben immer alle diese Sachen in ihren Handtaschen.
»Okay, klasse!«
»Oh, wie heißt du übrigens?«
»Imogene.«
»Ich bin Caprice.«
»Ich weiß.«
»Hat mich gefreut, dich kennenzulernen, Imogene.« Sie machte Anstalten zu gehen.
»Mich auch«, sagte ich und entdeckte im gleichen Moment endlich Nini. Ich winkte, und sie kam herüber, einen Cocktail in der einen Hand und ihr Handy in der anderen.
»Imogene, ich habe schon überall nach dir gesucht.«
»Hallo, Nini«, säuselte ich mit allerliebster Stimme.
»Hör mal, Imogene«, sagte Caprice. »Ich muss jetzt los – es ist meine goldene Regel, vor einem ganzen Vormittag mit Vorstellungsterminen spätestens um Mitternacht im Bett zu sein. Schließlich braucht man als Mädel seinen Schönheitsschlaf.« Caprice kicherte. »Ich sehe dich dann am Freitag!«
»Tschüs, Caprice … und vielen Dank.«
»Gern geschehen.«
Nini setzte sich hin und sagte: »Ich weiß nicht, ob du wirklich die Richtige für das Hautelaw-Praktikum bist, Schätzchen.«
Ich erstarrte. Ganz ehrlich, ich hatte wirklich nicht erwartet, dass sie das sagen würde. Niemand hatte je zuvor gefunden, dass ich für irgendetwas nicht die Richtige wäre, besonders nicht, wenn es um Mode ging. Das verlangte eindeutig nach intensiver Überzeugungsarbeit.
»Natürlich bin ich die Richtige dafür, Nini«, erklärte ich. »Ich bin absolut die Allerrichtigste dafür! Ich bin von Natur sehr leidenschaftlich. Und ich finde, man sollte seinen Leidenschaften folgen. Und ich hege keinerlei Leidenschaft für irgendein anderes Praktikum, außer für das bei Hautelaw«, fuhr ich inbrünstig fort, während Nini an ihrem Cocktail nippte und über meine Worte nachsann. »Ich meine, wenn es ein Wort gibt, das mich beschreibt, dann ist das ›LEIDENSCHAFT-LICH‹!«
»Schon verstanden«, sagte Nini und trank ihren Schoko-Martini aus. »Nun, Schätzchen, deine tägliche ›In & Out‹-Kolumne ist bezaubernd. Spritzig und jung, und
ich denke, deine Ansichten könnten für meine Freundin Spring Sommer von Interesse sein. Und natürlich dürfen wir deinen jüngsten Einsatz bei McDonald’s nicht vergessen, der sehr … innovativ war.«
»Danke.«
»Aber dieses Praktikum verlangt ein hohes Maß an Reife. Und Engagement.«
»Ich bin engagiert. Ich bin hundertprozentig engagiert.« Nun, besessen hätte es im Moment wohl besser getroffen.
»Wenn du als eine GCA-Praktikantin in die Arbeitswelt eintrittst, dann bist du eine Repräsentantin deiner Schule.«
»Ja, Nini, das weiß ich.«
»Dieses spezielle Praktikum ist eine Vollzeitstelle, und dein Arbeitstag kann sehr lang werden. Also kommt Pendeln nicht in Frage. Hast du eine Unterkunft in der Stadt?«
»Selbstverständlich, das ist alles schon geregelt«, log ich.
Merken: Unbedingt umgehend Kriegsrat mit Evie wegen der Wohnsituation abhalten.
»Nun, du kannst dich glücklich schätzen, dass Spring Sommer eine so gute Freundin von mir ist. Die Stelle ist bereits mit einem älteren, erfahreneren Mädchen besetzt, aber da das Unternehmen gerade erst von London hierher übergewechselt ist, weiß ich, dass sie ein bisschen zusätzliche Hilfe brauchen können, und Spring hat sich bereit erklärt, eine Stelle für dich zu finden – immer unter der Voraussetzung, dass du ihr gefällst,
versteht sich. Es mag alles eine Weile recht chaotisch zugehen, aber ich bin sicher, dass du keine Schwierigkeiten haben wirst, dich zu integrieren. Ich habe dir für morgen Vormittag um elf einen Vorstellungstermin besorgt. Passt dir das?«
Jedes Mädchen, das am GCA-Praktikumsprogramm teilnimmt, erhält einen Tag schulfrei für Vorstellungsgespräche. »Bestens«, kreischte ich.
»Das ist gut, Schätzchen.«
Dann machte sich Nini in all ihrer Cartier-Collier-Pracht (zweireihig, mit golfballgroßen Perlen) daran, mir Anweisungen zu geben, wie ich mich bei meinem Vorstellungsgespräch
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