Shopping and the City
mein Gott! Meine Telefonrechnung würde 10 000 Dollar betragen, und ich konnte nichts dagegen machen, denn meine Eltern würden mich umbringen, wenn sie wüssten, dass es weg war. Ich würde in den Knast wandern, so viel stand fest. Ich steckte jetzt schon tief genug in der finanziellen Klemme. Wie konnte ich nur so dumm gewesen sein?! Vielleicht meldete er sich nicht, weil das Handy auf Vibrieren gestellt war. Ich würde ihm simsen; ich würde Evie sagen, dass sie ihm simsen sollte. Warum versuchte er nicht, mich zu finden? Wenn ich jemandes Handy gefunden hätte, dann würde ich jede Nummer in seinem Adressverzeichnis durchprobieren. Oder vielleicht war die Batterie leer, was sehr gut möglich sein konnte. Oh mein Gott, was, wenn er meine letzten SMS an Evie las? Wie très peinlich! Ich hatte Evie den ganzen Abend lang über seine Schnuckligkeit vollgetextet! Oh mein Gott, wie oberpeinlich! Ich meine, ich hatte ihr erzählt, wie süß er war und wie toll er küssen konnte – oh, welche Blamage! Es ist mir sooooooo peinlich. Und, oh mein Gott, all meine Bilder und Reportagen waren auf dem Handy . Ich musste mein Telefon um jeden Preis zurückbekommen!
Mein Bürotelefon klingelte – es war Evie.
»Wie läuft’s bei dir?«
»Abgesehen davon, dass ich wegen meines Handys fast wahnsinnig bin, meinst du?«
»Ähm, ja.«
»Ich habe heute meinen ersten Gehaltsscheck bekommen.«
»Hurra!«
»Zuerst war ich so begeistert, dass ich vor Aufregung schier geplatzt wäre, aber dann bin ich schlicht geplatzt. Ich meine, ich gebe dem Bankkassierer meinen Scheck, und er gibt mir eine Einzahlungsquittung. Wie es sich herausstellt, musste ich bei meiner Einstellung meine Bankverbindung angeben – für einen Überweisungsauftrag an AmEx. Ich sehe keinen Cent von meinem Gehalt. Die Mäuse gehen auf mein Konto, ich bekomme eine mickrige Summe als Taschengeld (vielen Dank, Mom!), und der Rest geht an Miss Stevens. Aber egal, genug von mir, wie läuft’s bei dir?«
»Ach, einfach toll«, erwiderte sie sarkastisch. »Heute hatte ich Küchendienst. Ich muss wohl eine Zillion Gurken entkernt und eine Trillion Töpfe abgewaschen haben.« Evies Dad lehrte sie die Gastronomie von der Pike auf. »Außerdem habe ich dreitausend Austern ausgelöst, und meine Hände sind ganz runzelig. Morgen wird ein Albtraum werden, denn ich bin für die Sushi-Bar eingeteilt, und du weißt ja, ich hasse, ich wiederhole, ich hasse Sushi, und wer weiß, was ich dann tun werde!«
Mir fiel ein, dass Caprice mich gebeten hatte, nichts
vom Super-Samstag-Schlussverkauf (der in Wirklichkeit an einem Freitag stattfand) zu erwähnen, also musste ich es natürlich brühwarm meiner besten
Freundin erzählen.
»Girlie??? Ist das dein Ernst?«
»Aber es ist eine bittersüße Geschichte«, sagte ich und klemmte mir den Hörer zwischen Schulter und Hals, um meinen Applikator in das Fläschchen Chanel Glossimer 13 zu bekommen und so hin und her zu bewegen, dass er noch das letzte Molekül Lipgloss aufsammelte, das in Wirklichkeit schon vor Wochen aufgebraucht worden war. »Traurig, aber wahr. Ich werde die vierte Eintrittskarte nicht brauchen. Ich bin total pleite.«
»Mach dir deswegen keine Sorgen, denn ich habe eine geniale Idee. Kannst du mir morgen Abend nach der Arbeit aushelfen? Uns fehlt eine Kellnerin.«
»Ich habe keine Ahnung, wie man kellnert.«
»Ach, das ist ein Kinderspiel. Ich zeige dir alles. Die Trinkgelder sind phänomenal.«
Ich warf das Lipgloss in den Papierkorb.
»Haben sie deine Trendreportage genommen?«
»Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit Spring darüber zu sprechen«, log ich. »Aber sie hat mir gerade eine sehr positive E-Mail geschickt.«
»Okay, hör zu, mach dir keinen Kopf. Du bist brillant. Und wo wir gerade dabei sind, ich habe eine Überraschung für dich: Wir gehen heute Abend zu der Tom-Ford-Filmpremiere
– jeder Hollywoodstar, den er JE eingekleidet hat, spielt mit!!!«
»Oh nein, das tun wir nicht. Wir gehen auf alle Fälle, sosehr ich es auch hasse, zu meinem Treffen der Anonymen Kaufsüchtigen. Ich habe nur noch drei abzusitzen, und wenn ich dieses verpasse, dann schmeißen sie mich raus, und die Abmachung mit AmEx ist null und nichtig! Also, sehen wir uns um sechs?«
»Okay, okay, kein Problem, ich bin um sechs da, vor dem Kaufhaus. Wir schauen uns den Film halt an, wenn er in die Kinos kommt. Oh, und bittebittebitte, vergiss nicht wieder die Schuhe! Ich habe Bee versprochen, dass ich sie für dich
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