Short Stories - Sammelband 5-faches Lesevergnuegen
anderen sehr viel schöneren Dingen beschäftigt waren, doch ich weiß, dass er eine ziemlich undankbare Aufgabe hat.
Heute Morgen bin ich vor dem Spiegel in meinem Schlafzimmer gestanden und habe meinen Körper kritisch betrachtet. Während ich die üblichen Mängel stumm kritisiert habe, ist mir sein Handabdruck in der Farbe eines Fliegenpilzes auf meinem Po aufgefallen. Auch wenn ich es nie für möglich gehalten habe, aber der Lustschmerz, den er mir im genau richtigen Moment durch den Schlag auf meine Pobacke verpasst hat, verstärkt den Orgasmus um ein Vielfaches.
Wir können zusammen Lachen, Schweigen und harmonieren beim Sex perfekt ...
Die schönen Gedanken an Simon haben mich wirklich sehr effektiv von den Sorgen über meine Arbeit abgelenkt. Doch jetzt ist keine Zeit für romantische Spinnereien über fast fremde Männer, die unwissenden Frauen unglaublich geil den Hintern versohlen.
***
Alle Mitarbeiter sehen betrübt und besorgt aus, habe ich etwas verpasst?
Ben sieht mich wie üblich einen Tick zu lange an, sein Gesicht sieht noch ungepflegter aus als sonst. „Was gibt es?“ „Hast du es noch nicht gehört? Heute um 14:00 Uhr wird uns der neue Chef präsentiert.“ Fuck! Heute? Meine Glücksgefühle verfliegen schlagartig, hopp oder top, heute erfahre ich zumindest endlich, was los ist und wie es weitergeht, das ist mir lieber als diese ewige nervenaufreibende Ungewissheit.
Während ich die angefallene Arbeit erledige, den Papierstapel und die E-Mails, die sich angesammelt haben, abarbeite, fällt mein Blick immer wieder zu der Uhr, die auf meinem Schreibtisch steht. Sinklair hat sich verbissen in seinem Büro verbarrikadiert und mich gebeten keine Anrufe durchzustellen. Er hat sich bei mir, mit einem verlegenen Blick auf einen imaginären Punkt irgendwo rechts über meiner Schulter, dafür entschuldigt, dass er mir nichts gesagt hat. Auch die Zusicherung, dass er alles tun wird, damit ich meinen Job behalte, hat meinen Ärger auf ihn nicht gemindert.
Härter als nötig malträtiere ich die unschuldigen Buchstaben auf meiner Tastatur, während ich ein Rundschreiben an alle Kollegen verfasse, in dem es um anstehende personelle Kürzungen geht.
Vor lauter Wut würde ich am liebsten etwas an die Wand schmeißen.
Wie Dominosteine stehen wir, die dummen Angestellten, im Konferenzsaal. Es ist mittlerweile Viertel nach zwei. Na super ... Der neue Chef zeigt uns also gleich das volle Ausmaß seiner Missachtung und Wertschätzung, indem er uns warten lässt.
Unruhiges Gemurmel macht sich breit und unser Chef, oder sollte ich eher ehemaliger Chef sagen, wirkt blass und ungesund, beinahe empfinde ich Mitleid für ihn, aber eben nur beinahe. Für aufrichtiges Mitleid bin ich einfach noch viel zu wütend.
Die Klinke der Türe wird betätigt, endlich, der Neue hat sich also wirklich zum niederen Volk begeben. Die Türe öffnet sich und ein allzu bekannter Haarschopf betritt den Raum. Oh Hilfe ... Das kann doch gar nicht sein. Mein neuer Chef ist niemand anderes als mein Mister Perfekt – Simon. Mir wird schwindelig und schlecht, verzweifelt versuche ich, mein Gesicht zu wahren. Noch hat er mich nicht entdeckt, anscheinend hat sich das Schicksal mal wieder gegen mich verschworen.
Tränen der Wut und der Verzweiflung schießen mir in die Augen, am liebsten würde ich schreien und brüllen, dass mich alle mal am Arsch lecken können.
Ohne auf die Rede, die Ankündigung, oder was auch immer er sagen möchte, zu achten, kratze ich meinen letzten Rest Stolz zusammen und beginne innerlich mit der Hilfe meines Unterbewusstseins eine Schutzmauer um mein dummes verlorenes Herz zu bauen.
Simon stellt sich selbstsicher vor, wie immer sieht er einfach zum Anbeißen aus.
Er versichert uns, dass er nur das Beste für die Firma und die Angestellten will. Zukunftspläne und Visionen werden breit erklärt, Versprechungen und Zusicherungen werden elegant umgangen.
Selbst wenn es um den Tod und die Pest gehen würde, ich bekomme einfach nichts mit, ich bin viel zu geschockt und nicht wirklich aufmerksam. Ohne zu bemerken, dass er zumindest eine Angestellte mehr als gut kennt, beendet er seine Runde und verlässt mit Sinklair den Konferenzsaal.
So, jetzt wird wohl die Stunde der Wahrheit kommen, denn jetzt muss ich zurück an meinen Arbeitsplatz, zurück zu meinem Chef, dem neuen und dem alten.
Aufgeregt und hundeelend setze ich mich auf meinen Bürostuhl, schalte den Bildschirm wieder an
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