Showdown (German Edition)
schlängelte sich durch die Gänge, dann tauchte vor ihnen das zentrale Treppenhaus auf. Den Eingang sah Swain allerdings nicht.
Sie kamen von der falschen Seite.
»Dad! Sie holt auf!«, schrie Holly an seiner Schulter.
Er schaute sich um.
Die Kreatur holte in der Tat auf – ein riesiges schwarzgrünes Ungeheuer, das mit weit aufgerissenem Maul, aus dem der Speichel floss, den schmalen Gang herabgaloppierte.
Um sich selbst machte sich Swain keine Sorgen. Darin hatte Selexin Recht gehabt. Was es auch sein mochte, es war ein weiterer Wettkämpfer und konnte ihn nicht anrühren. Noch nicht. Erst wenn die Sieben auf seiner »Armbanduhr« stand.
Aber wenn es Holly in die Klauen bekäme …
Der Polizist umrundete das Treppenhaus, gefolgt von Selexin. Als Letzter rannte Swain heftig keuchend um den Betonblock.
Die Tür!
Er sah Selexin hineinspringen, und dann erschien der Polizist mit ausgestreckter Hand im Türrahmen.
»Kommen Sie!«, schrie er.
Swain hörte die Kreatur hinter sich um die Ecke rutschen.
Er rannte weiter, hielt Holly weiterhin an seiner Brust. Inzwischen keuchte er heftig. Bestimmt war er zu langsam. Dicht hinter sich hörte er die Kreatur heftig prusten und schnauben. Jede Sekunde würde sie über ihn herfallen und ihm die Tochter – das einzige Familienmitglied, das ihm noch geblieben war – aus dem Arm reißen …
»Kommen Sie!«, rief Hawkins wieder.
Swain hörte den Schwanz der Kreatur gegen ein Regal hinter ihm knallen. Bücher klatschten auf den Boden. Dann hatte er plötzlich die Tür erreicht und griff nach Hawkins’ ausgestreckten Armen. Hawkins packte ihn bei der Hand und zog ihn und Holly ins Treppenhaus. Im gleichen Augenblick warf Selexin die Tür mit einem lauten Knall hinter ihnen zu.
Er drehte sich atemlos und aufgeregt um. »Wir haben’s geschafft …«
Bamm!
Die Tür zitterte heftig.
Schwer nach Atem ringend, erhob sich Swain vom Boden. »Kommt!«
Eine ganze Etage waren sie das Treppenhaus hinaufgestiegen, da hörten sie die Tür zum zweiten Untergeschoss mit einem lauten, erschütternden Rumms! aufspringen.
UNVOLLSTÄNDIG – 6
Swain sah stirnrunzelnd auf das Armband. Die Ankunft der letzten beiden Wettkämpfer war ihm entgangen. Jetzt konnte jeden Augenblick der nächste – und letzte – die Bibliothek betreten.
Jeden Augenblick konnte das Präsidian beginnen.
Die Gruppe hatte das Treppenhaus verlassen und verbarg sich nun in einem Büro im ersten Untergeschoss. Wie alle anderen war auch dieses durch Trennwände unterteilt, die bis auf Hüfthöhe aus Holz, darüber aus Glas bestanden. Alle achteten sorgfältig darauf, so tief gebückt zu bleiben, dass sie durch die Scheiben oben nicht zu sehen waren.
Swain hatte im Treppenhaus einen Wegweiser durch die Bibliothek gefunden und ihn abmontiert. Er betrachtete ihn jetzt, während Selexin sich hinter den Schreibtisch setzte und Hawkins ruhig die Lage erklärte. Holly saß auf dem Fußboden und hatte sich an Swain gekuschelt. Sie hielt ihn ganz fest und lutschte am Daumen, noch immer zutiefst erschüttert von ihrer Begegnung mit der großen Kreatur dort unten.
Der Wegweiser zeigte einen Querschnitt durch die Bibliothek.
Sechs Etagen – vier über der Erde, zwei darunter –, jede in einer anderen Farbe. Die beiden Untergeschosse waren grau schattiert und mit der Bemerkungen versehen: KEIN ZUTRITT FÜR BENUTZER. Die anderen waren in leuchtenden Farben gekennzeichnet:
DRITTE ETAGE
–
LESESAAL
ZWEITE ETAGE
–
LESERÄUME
MEHRZWECKRÄUME
COMPUTERSERVICE
ERSTE ETAGE
–
ON-LINE-SERVICE
CD-ROM, KOPIERGERÄTE;
MIKROFILM
ERDGESCHOSS
–
KATALOGE
CD-ROM, HANDBIBLIOTHEK
Swain erinnerte sich an den Lesesaal mit seinen seltsamen Tischen im obersten Stockwerk. Er versuchte, sich alles Übrige einzuprägen. Kleine blaue Quadrate mit dem Piktogramm eines Mannes beziehungsweise einer Frau zeigten die Toiletten auf jeder Etage an. Ein weiteres blaues Quadrat mit einem Auto darauf war an das eine Ende des ersten Untergeschosses geheftet. Die Tiefgarage.
Erneut warf er einen Blick auf sein Armband.
UNVOLLSTÄNDIG – 6
Nach wie vor »6«. Gut.
Er sah zu Selexin und dem Polizisten hinüber und schüttelte verwundert den Kopf.
Dieser junge Cop hatte Glück gehabt, dass er überlebt hatte. Lediglich blinder Zufall hatte Swain zu seiner Rettung geführt – der Augenblick, als er, Holly und Selexin die Treppe hinabgestiegen waren und einen langen Schatten auf dem Treppenabsatz unter ihnen bemerkt
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