Showdown (German Edition)
Countdown:
14:30
14:29
14:28
Es war keine Zeit zu vergeuden. Ihm blieben vierzehn Minuten zur Rückkehr ins Gebäude, ehe sein Armband explodierte.
Nein. Noch wichtiger. Ihm blieben vierzehn Minuten, um zu Holly zurückzukehren.
Swain schnitt eine Grimasse und hob den verletzten Hoodaya am schlanken Hals hoch. Dieser wand sich schwach in seinem Griff – eine vergebliche Anstrengung. Dann schloss Swain die Augen und knallte den Kopf der Kreatur ein letztes Mal gegen den Betonboden. Sogleich erschlaffte der Körper. Tot.
Swain warf den Kadaver weg und schritt vorsichtig den schmalen Korridor hinab.
Der andere Hoodaya war nach wie vor nirgendwo zu entdecken.
Am Ende des Gangs erreichte Swain einen kleinen Raum voller großer kastenförmiger elektrischer Messgeräte an den Wänden. Auf einem großen Schild oberhalb eines der Geräte stand: UMSPANNSTATION.
Swain fiel eine kleine gezackte Zunge blauer Elektrizität auf, die regelmäßig aus einem Spalt in der Decke hervorleckte, das Umspannmeter berührte und dadurch einen Kurzschluss verursachte. Con Ed hätte ihre helle Freude daran, dachte er.
Auf der anderen Seite des Raums befand sich ein kleiner Durchgang.
Ohne Tür.
Während sein Armband nach wie vor beharrlich piepte, schob sich Swain durch die Öffnung und fand sich neben den Schienen der New Yorker U-Bahn wieder.
Im Bahntunnel war es still. Die Wände waren völlig schwarz gestrichen, und etwa alle fünfzehn Meter waren lange weiße Neonröhren angebracht. Eine alte Holztür hing an einem starken Vorhängeschloss neben der Schwelle. Swain überlegte, wie sie wohl aus den Angeln gerissen worden war.
Von rechts ertönte ein Geraschel.
Swain drehte sich hin.
Dort stand der zweite Hoodaya!
In drei Metern Entfernung, den Rücken gekrümmt, den Kopf heftig hin und her schüttelnd. Im Maul die Überreste dessen, was einmal eine Ratte gewesen war.
Swain wollte gerade zurückweichen, da ertönte ein leises Gepolter tief aus dem Innern des Tunnels. Die Schienen neben ihm begannen zu summen.
Zu vibrieren.
Ein sanfter weißer Schimmer tauchte um die Biegung des Tunnels auf.
Plötzlich durchbrach eine Untergrundbahn mit quietschenden Rädern das Schweigen. Es war ein ohrenbetäubendes, schrilles Jaulen. Die hell erleuchteten Fenster sausten rasend schnell vorüber.
Swain ließ sich sofort auf den schmierigen Boden des Tunnels fallen. Im aufblitzenden Licht des Zugs sah er, wie der Kopf des Hoodaya hochfuhr und ihn erblickte.
Unter gewaltigem Getöse schoss der Zug vorüber, Staub und Schmutz aufwirbelnd, die er Swain ins Gesicht schleuderte. Swain presste fest die Augen zusammen.
Dann war der Zug wieder verschwunden, und im Tunnel herrschte erneut Stille. Das Armband piepte beharrlich weiter.
Langsam hob Swain den Kopf.
Der Tunnel war leer. Er warf einen Blick zu der Stelle hinüber, wo der Hoodaya gestanden hatte …
Weg.
Swain fuhr herum.
Nichts.
Er fühlte jetzt laut sein Herz im Schädel pochen. Sein rechter Unterarm schmerzte wie verrückt, nachdem der Staub des vorüberfahrenden Zugs in die fünf tiefen, von den Klauen gerissenen Wunden geraten war. Ihm brach der Schweiß aus.
13:40
13:39
13:38
Dafür hatte er jetzt keine Zeit. Er wälzte sich auf die Seite und spürte – seltsam – etwas in seiner linken Jeanstasche.
Es war der kaputte Telefonhörer. Den hatte er völlig vergessen. Er hatte ihn auf der ersten Etage von Holly zurückbekommen. Er suchte in seiner anderen Tasche.
Die Handschellen.
Und Jim Wilsons nutzloses Feuerzeug.
Erneut schaute er auf die Anzeige.
13:28
COUNTDOWN LÄUFT.
Die Worte blinkten.
Mein Gott, der Countdown läuft – das weiß ich doch. Das weiß ich!
Scheiße.
Voller Furcht sah sich Swain im Tunnel um. Er suchte den Hoodaya und allmählich lief ihm die Zeit davon. Er musste in die Bibliothek zurück.
Da griff ihn das Tier lautlos von hinten an und beide stürzten auf die Schienen. Die Handschellen fielen zu Boden, ebenso das Feuerzeug.
Der Hoodaya landete auf seinem Rücken, doch Swain wälzte sich rasch herum und schleuderte ihn hinunter.
Wie eine Katze kam der Hoodaya geschmeidig auf die Füße, drehte sich im gleichen Moment um und warf sich erneut auf Swain. Der erwischte ihn an seinem schlanken Hals und fiel zwischen die Schienen.
Der Hoodaya zischte und quietschte und wand sich wie wahnsinnig. Verzweifelt versuchte er, sich aus Swains Griff zu lösen. Er schlug mit den rasiermesserscharfen Klauen um sich – eine erwischte Swain an
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