Showdown
Ganser im Rahmen einer Forschungsarbeit der Schweizer Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich vorgestellt. Ob und welche Anschläge der angeblichen linken Szene in den letzten Jahrzehnten ihren Ursprung in Wahrheit in jenem heiligen Kampf gegen den Kommunismus hatten, ist bis heute umstritten.
Diese »Stay-Behind«-Netzwerke existierten in faktisch allen westeuropäischen Ländern wie Frankreich, Griechenland, den Niederlanden, Norwegen, Belgien und Deutschland. Ihre jeweiligen Aktivitäten zur Eindämmung des Kommunismus waren mannigfaltig. In Italien ging die juristische Aufarbeitung bislang am weitesten, nachdem der italienische Politiker Giulio Andreotti die Existenz von »Gladio« öffentlich machte. Andreotti erklärte, der italienische Zweig der Untergrundarmee bestehe aus 622 Mitgliedern, die 139 Waffendepots angelegt hätten. Im November 1990 drückte das Europäische Parlament seinen entschiedenen Protest gegenüber der NATO aus. Aufgrund der engen Verflechtungen der westeuropäischen Staaten mit der Nato und der eigenen Sicherheitsinteressen gab es in den meisten Ländern allerdings nur sehr halbherzige Aufarbeitungen all dieser Aktivitäten, die in unterschiedlicher Ausprägung in zahlreichen europäischen Staaten stattfanden. Der »Spiegel« berichtete in seiner Ausgabe 47 / 1990 über »Das blutige Schwert der CIA «. Die ganzen Zusammenhänge finden sich detailliert aufgearbeitet im Buch des bereits erwähnten Historikers Daniele Ganser: » NATO -Geheimarmeen in Europa: Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung«.
Mit Sicherheit sind die griechischen Linken nicht zu unterschätzen, dennoch sollte man aber immer dann, wenn mal wieder ein Anschlag ohne Beweise einer Gruppierung untergeschoben wird, fragen: Cui bono? So wird in der Bevölkerung eine Angst vor der roten Gefahr geschürt, in deren Windschatten sich die rechte Gegenseite unbemerkt anpirscht.
Die griechische Rechte hat sich geschickt positioniert. Aufgeteilt in drei Parteien, versucht sie eine möglichst breite Wählerschaft zu gewinnen. Da ist zum einen die »Goldene Morgendämmerung«, eine Partei, die keinerlei Zweifel an ihrer Gesinnung aufkommen lässt. Das Parteisymbol besteht aus einem leicht verfremdeten roten Hakenkreuz in einem schwarzen Lorbeerkranz. Der Hitlergruß gehört nach eigener Darstellung als antiker Gruß zu Ehren des Gottes Apollon ebenfalls zur innerparteilichen Selbstverständlichkeit. Die politischen Positionen sind aus vergleichbaren deutschen Parteien der vergangenen 70 Jahre hinlänglich bekannt. Hier sammeln sich all jene, die keinen Hehl aus ihrer braunen Gesinnung machen und lieber heute als morgen einen griechischen Führer installieren würden, der die Probleme Griechenlands samt seiner illegalen Einwanderer mit eisernem Besen lösen soll. Die Partei existiert offiziell seit 1993 , spielte aber nie eine große Rolle. Bei den Wahlen 2009 kam sie in ganz Griechenland gerade einmal auf überschaubare 0 , 29 Prozent oder nicht einmal 20 000 Stimmen. Doch das sollte sich schlagartig ändern. Immerhin fast 11 Prozent Stimmanteil ergab die letzte große Wahlumfrage im September 2012 .
Da eine solche radikale Positionierung so manch einen Wutbürger verschreckt, wurde Abhilfe geschaffen. Im Februar 2012 gründete ein Aussteiger aus der bürgerlich konservativen Partei Nea Dimokratia die neue rechtspopulistische Partei »Unabhängige Griechen«. Sie ist die Keimzelle, die zum Hass gegen Deutschland bläst. Die Gründung der Partei fand ausgerechnet in Distomo statt, in dem die Waffen- SS 1944 ein Massaker angerichtet hat. Zum Parteiprogramm gehören »nationales Erwachen und Aufstehen« ebenso wie Reparationsforderungen an Deutschland. Hier finden rechtskonservativ orientierte Anwälte, Banker und Selbständige eine politische Heimat. Bei den letzten Wahlen erreichte die Partei ebenfalls knapp 11 Prozent.
Bleibt noch die LA .O.S. (LaÏkós Orthódoxos Synagermós), eine erzkonservative Partei mit streng religiöser Basis. Sie kann als extrem rechts, nationalistisch und ausländerfeindlich eingestuft werden und sammelt die älteren erzkonservativen Gläubigen mit Hang zu rechtem Gedankengut ein. Bei den aktuellen Umfragen liegt sie bei etwa 4 Prozent.
Jede der rechten Parteien für sich stellt keine größere Gefahr da, doch etliche – unpolitische – Griechen, mit denen wir gesprochen haben, treibt die Sorge, dass bei einer der kommenden Wahlen die rechten Parteien jede für sich einen solchen
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