Showdown
nach dem eigenen Wohlergehen, sondern der Wunsch, etwas für die Kinder zu tun. »Ich mache das, damit es meinen Kindern bessergeht«, ist ein Satz, den Sie von Eltern jeder Einkommensschicht hören werden. Diesen inneren Antrieb der Gesellschaft wegzubesteuern halte ich für wenig klug. Ich selbst wäre ziemlich frustriert, wenn es mir zwar gelingen würde, ein wenig Wohlstand aufzubauen, den ich meinem Sohn übergeben könnte, dieser aber vom Staat nach meinem Ableben konfisziert würde, weil man es ungerecht findet, dass mein Sohn etwas erbt.
Womit ich allerdings überhaupt kein Problem hätte, wäre ein anderes Erbschaftsmodell. Sachwerte und Firmenbeteiligungen dürfen steuerfrei vererbt werden. Bei Geldvermögen (Bargeld, Anleihen, Bankguthaben etc.) würde der Erbe vor die Wahl gestellt: »Gib es aus, oder investiere es in ein Unternehmen. Gründe selbst eines, und wenn du dir das nicht zutraust, such dir bestehende Unternehmen aus, die du für gut erachtest, und stell diesen das Geld zur Verfügung, indem du dich an ihnen beteiligst.« Wenn man so ein Modell dann noch durch Feinsteuerung justiert, könnte man damit besonders junge innovative Unternehmen fördern, die dringend Geld für den Aufbau benötigen. Es ist ein großer Unterschied, ob ein solches Jungunternehmen Eigenkapital erhält, mit dem es in Ruhe arbeiten kann, oder ob es Fremdkapital (Darlehen) aufnehmen muss.
Nehmen wir einen innovativen Jungunternehmer, der eine Erfindung gemacht hat und nun Geld benötigt, um Maschinen zu kaufen, eine Werkshalle zu bauen und Mitarbeiter einzustellen. Er stellt mir sein Konzept vor und überzeugt mich. Ich stelle ihm das Geld als Eigenkapital (Aktien) zur Verfügung und bin nun bei ihm beteiligt. Im ersten Jahr verdient er noch kein Geld, die Firma befindet sich noch im Aufbau. Das ist für ihn kein Problem, er muss ja keine Gewinnbeteiligung ausschütten und kann in Ruhe weiterarbeiten. Im zweiten Jahr vielleicht ebenso. Für mich kein Problem, denn weil sich sein Unternehmen gut entwickelt, steigt der Wert meiner Aktien. Im dritten Jahr verdient er jetzt gutes Geld, seine Erfindung ist erfolgreich, und er kann sich und seinem Teilhaber (mir) einen Teil des Gewinns als Dividende ausschütten, ohne den Betrieb dabei zu stören.
Hätte ich ihm das Geld aber nicht als Eigenkapital zur Verfügung gestellt, sondern als Darlehen zu beispielsweise nicht unüblichen 8 Prozent, hätte er mir schon im ersten Jahr diese 8 Prozent auszahlen müssen, obwohl er noch gar nichts verdient hat. Das hätte seinen Betrieb vielleicht schon in Probleme gebracht. In jedem Fall konnte er diese 8 Prozent schon mal nicht in Maschinen oder Werbung investieren. Im nächsten Jahr das Gleiche. Vielleicht hätte er jetzt schon wieder ein paar Maschinen verkaufen müssen, um mir meine 8 Prozent auszuzahlen, und das vielversprechende Unternehmen wäre nie richtig vorangekommen, vielleicht sogar eines Tages pleitegegangen.
Wir sehen, direkte Beteiligung mit Eigenkapital ist für die Unternehmen allemal besser als Fremdkapital und Darlehen. Die Sorge vor einer zu großen Mitbestimmung der Eigenkapitalgeber lässt sich hier durch entsprechende Strukturen wie stimmrechtslose Vorzugsaktien ausräumen.
Diese Kopplung des wirtschaftlichen Erfolgs des Unternehmers und des Kapitalgebers ist ein Schlüssel für die Probleme unseres Finanzsystems. Bin ich am Unternehmen beteiligt, hängt mein finanzieller Erfolg direkt mit der wirtschaftlichen Entwicklung zusammen. Wächst die Wirtschaft, geht es meinem Unternehmen gut, und dann wächst auch mein Vermögen. Verdient die Wirtschaft nichts, bekomme auch ich keine Ausschüttung. Schrumpft die Wirtschaft, schrumpft auch mein Vermögen, weil der Wert meiner Unternehmensanteile schrumpft.
Das ist fair und sinnvoll. Auf diese Weise wird der Kapitalgeber nicht eines Tages übermächtig. Genau das passiert nämlich bei der Geldvergabe gegen einen festen und bedingungslosen Zinssatz. Ich bekomme meine 8 Prozent, egal wie es der Wirtschaft geht. Die Wirtschaft stagniert, mein Vermögen wächst dennoch um 8 Prozent. Wo die Wirtschaft das hernimmt, muss mich nicht interessieren. Zur Not muss das Unternehmen eben noch ein Darlehen aufnehmen, ich kann ihm das Geld ja jetzt wieder leihen. Wann immer es der Wirtschaft nicht gelingt, in ihrem Wachstum mit meinen Zinserträgen Schritt zu halten, baue ich als Kreditkapitalgeber meinen Vorsprung, mein Vermögen und somit meinen Einfluss aus. Da es immer ruhige
Weitere Kostenlose Bücher