Showdown
Wirtschaftsphasen oder gar auch Rezessionen mit schrumpfender Wirtschaft gibt, meine Zinserträge aber auch in diesen Phasen fließen, wird das Verhältnis zwischen Geldkapitalbesitzern und produzierender Wirtschaft von Jahr zu Jahr immer unausgewogener. Das zeigt sich als Endergebnis in den Zahlen, die wir schon einmal beleuchtet hatten. Seit den 1950 er Jahren hat sich die Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik verachtfacht, die Schulden und Geldvermögen haben sich in dieser Zeit versechsundvierzigfacht.
Um diese verhängnisvollen Mechanismen zu unterbrechen, benötigt man keine Revolution, kein neues Geldsystem und auch keine Verbote und Enteignungen. Wenige gezielt angesetzte Steuerveränderungen zu Lasten der Zinserträge und zugunsten der Löhne und Investitionserträge würden vollkommen ausreichen. Verbote sind längst nicht so vorteilhaft wie Motivationsanreize.
Dass in diesen Fonds auch die Bürger direkt einzahlen können, ist selbstverständlich. Sie würden ihr Geld vom Festgeldkonto holen oder Staatsanleihen verkaufen und das Geld in diesen Fonds einzahlen.
Von diesem Konzept profitieren alle. Die Geldanleger bei den Banken und Versicherungen, die nun eine sichere, nämlich staatlich garantierte Anlageform mit einem vernünftigen Ertrag erhalten. Dieser Ertrag und die Anlage sind somit inflationsgeschützt. Die Alternativen wären, dass ihnen das Geld eines Tages durch Inflation, Schuldenschnitt oder steuerliche Maßnahmen »neutralisiert« wird. Da ist eine solche sichere Anlageform mit Inflationsschutz doch eine tolle Sache.
Die Versicherungen haben endlich eine Möglichkeit, ihre Kundengelder sicher und gleichzeitig mit attraktiver Rendite anzulegen, ohne ihr Eigenkapital angreifen zu müssen.
Der Staat freut sich über eine gelungene Energiewende, eine boomende Wirtschaft, geringe Arbeitslosenzahlen und Sozialkosten, sprudelnde Steuereinnahmen und eine sinkende Verschuldungslast.
Die Industrie freut sich über starke Aufträge, gute Gewinne, sinkende Fremdfinanzierungskosten (sinkende Verschuldung), Zugewinn internationaler Wettbewerbsfähigkeit durch starke Innovationen, die im Zuge dieses Booms entstehen.
Die Energiekonzerne können sich über die gleiche Entwicklung freuen, wenn sie ihren eingeschlagenen Weg fortsetzen und sich vom reinen Elektronenverkäufer hin zum Elektronenmanager entwickeln.
Die Bürger freuen sich über eine starke Wirtschaftsentwicklung, mehr Arbeitsplätze, höhere Gehälter und mehr Wohlstand, saubere Innenstädte durch weniger Abgase und eine nachhaltige Altersvorsorge.
Europa freut sich über einen starken Boom, in dessen Windschatten endlich auch die notwendigen Reformen umgesetzt werden können, sowie über einen starken Zuwachs an weltwirtschaftlicher und weltpolitischer Bedeutung.
Eine gemeinsame Vision
I ch hatte in den vergangenen Monaten die Gelegenheit, mit zahlreichen hochrangigen Vertretern der Energiekonzerne, der Versicherungswirtschaft, der Politik, der Industrie und der Bundesfinanzagentur zu sprechen. Überall stieß ich mit meinem Konzept auf Begeisterung. Jetzt gilt es, diese Begeisterung in Taten umzusetzen. Wichtig ist nun eine Vernetzung all dieser wichtigen Elemente und ihrer Vertreter. Es genügt nicht, wenn Daimler am Wasserstoffauto forscht oder Siemens über das Smart Grid nachdenkt. Alle müssen aus ihrem geschlossenen Gebäude herauskommen, sich mit den anderen an einen Tisch setzen und eine gemeinsame Agenda für die nächsten Schritte ebenso wie für die ferne Vision erstellen. An vielen Orten geschieht das bereits, und es haben sich schon etliche disziplinübergreifende Netzwerke gebildet. Je schneller diese sich weitervernetzen und sich koordinieren, umso schneller und erfolgreicher kann das Generationenprojekt gelingen.
Das ganze Konzept steht und fällt mit der Fähigkeit, die unterschiedlichen Disziplinen zu koordinieren und eine gemeinsame Geschichte zu erzählen, mit der sich die Industrieführer, die Politiker und vor allem die Menschen in der Gesellschaft identifizieren können. Sie müssen wissen, auf welches Ziel wir gemeinsam hinlaufen. Es heißt, dass der erfolgreiche Rennfahrer das Rennen nur deshalb gewinnen kann, weil er sich schon vor dem Start vorstellt, wie er durchs Ziel fährt und den Siegerkranz entgegennimmt. Die Vision ist der stärkste Antrieb und das wichtigste Element für den Erfolg. Und bei aller Wertschätzung, es war der unsäglichste Satz, den Helmut Schmidt jemals gesagt hat: »Wer Visionen hat,
Weitere Kostenlose Bücher