Showtime! (German Edition)
Dinge mit dir zu besprechen?»
Georgia blickte nicht einmal auf. «Nein, ich bin bald fertig mit der Konferenz» erwiderte sie ausdruckslos. «Ich halte gerade mein Schlussplädoyer.»
Sabrina beugte sich zu ihr hinunter und küsste ihren Scheitel. «Okay, dann begegnen wir uns ja vielleicht heute noch.»
Georgia kam ins Bett, als sie bereits eingeschlafen war und weckte sie bei Sonnenaufgang durch verzweifelte Schreie. Inzwischen geübt darin, ihren Kampfträumer von der Qual der bösen Träume zu befreien, streichelte sie sanft Georgias Wange und redete mit ihr.
« ... Er soll damit aufhören» flehte Georgia kaum verständlich auf Englisch, ohne aufzuwachen, «mach', dass er damit aufhört. Er soll nicht in unser Zimmer kommen. Er soll nicht reinkommen - bitte! Halt' die Tür zu, Joey, halt' die Tür zu, schnell! Er soll draußen bleiben!»
«Wer?» flüsterte Sabrina ebenfalls auf Englisch. «Wer soll nicht reinkommen?»
«Er! Sie schläft jetzt, und immer, wenn sie schläft, dann kommt er.» Sie begann, ihre Hände zu Fäusten zu ballen. «Ich will nicht, dass Joey es sieht. Er sieht, was er mit mir macht - er soll weggehen!» Georgias Stimme bekam einen hysterischen Unterton. Sie träumte immer sehr lebhaft. Sabrina konnte sehen, wie sich ihre Augen unter den geschlossenen Lidern hektisch bewegten. «Geh weg! Du tust mir weh! Geh doch endlich weg!»
«Wer soll weggehen?» wiederholte Sabrina beharrlich und hatte Mühe, sie zu verstehen, als sie mit der Stimme eines kleinen Mädchens antwortete: «Onkel Henry, er will mich anfassen.» Ein Ruck ging durch Georgias Körper. Ihre Hände wehrten etwas Unsichtbares ab. «Nicht ihn!» schrie sie fast. «Lass ihn in Ruhe - er ist doch noch so klein! Lass ihn - ich tue alles, aber geh' nicht zu ihm!!»
Sabrina ertrug es nicht länger. Sie nahm Georgia bei den Schultern und schüttelte sie sanft. «Wach auf, Schatz! Du träumst. Ich bin's, Sabrina, ich beschütze dich. Du bist in Sicherheit, du bist hier bei mir!» Sie zog sie in ihren Arm, als sie erwachte, hielt sie fest, bis sie sich beruhigte und redete auf sie ein.
Georgias verkrampfte Gesichtszüge entspannten sich nur langsam. Sie litt unsägliche Qualen, bevor sie endlich aus ihrer Horrorwelt in die reale zurückkehrte. «Brini» flüsterte sie erleichtert. «Brini, du bist da.»
«Ja, ich bin da. Es ist alles gut. Du bist bei mir, Liebling.»
Eine Zigarette beruhigte Georgias blankliegende Nerven. Sie kauerte auf dem Bettrand und würde sich auf keinen Fall wieder hinlegen. Nach solchen Träumen hatte sie geradezu Panik, einzuschlafen, aus Angst, dass es weitergehen würde.
Sabrina spürte leise Furcht davor aufkommen, noch mehr über Georgia zu erfahren, noch mehr Schockierendes verarbeiten zu müssen. «Sollen wir die Räder schnappen und ein bisschen um den Block fahren?» ersuchte sie sanft.
«Die Sonne geht bald auf. Es ist bestimmt herrlich draußen.» Sie glaubte die Traumbilder, die Georgia gesehen hatte, selbst zu sehen. Den dunklen Raum, in dem Georgia sich befunden hatte - er musste dunkel gewesen sein, denn dort rührte wohl ihre Angst vor der Dunkelheit her - den kleinen Jungen, Joey, von dem sie ihr erst vor kurzem stolz ein Foto gezeigt hatte.
«Das ist mein kleiner Bruder» hatte sie gesagt und das Foto, das einen inzwischen erwachsenen, muskelstrotzenden, gutaussehenden jungen Mann zeigte, liebevoll geküsst. «Er wollte mich immer vor alles beschützen. Er hat Eisen gepumpt, bis er aus sein T-Shirt geplatzt ist, damit alle Respekt haben vor ihm. Immer hat er sich geschlagen. Er wollte jeden umbringen, mit dem ich... er hat es gehasst, weißt du. Aber er hat das gleiche gemacht wie ich, schon mit zwölf... und heute hat er eine Familie und ein Baby und wohnt in Double Bay. Er hat es geschafft. Er hat alles. Wenigstens er.»
Jedes Mal, wenn Sabrina über alles nachdachte, schnürte es ihr die Kehle zu. Einmal hatte Georgia bisher über sich geredet. Im Zusammenhang mit diesen Fotos, die sie stets bei sich trug. «Hey, wie findest du das?» hatte sie gefragt und ihr eines gezeigt, dass sie mit ihrem zweiten Bruder, Andy, zeigte, auf einem alten Auto herumlungernd. Beide hoch aufgeschossen und schlaksig. Georgia war zwölf oder dreizehn, doch sie sah nicht wirklich wie ein Teenager aus. Stark geschminkt und bereits damals figurbetont und eher spärlich bekleidet, sich ihrer sexuellen Ausstrahlung voll bewusst. «Andy ist zu meine Mutter gegangen» hatte sie erzählt, und sie klang
Weitere Kostenlose Bücher