Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition)
läufst wirklich einfach dein eigenes Rennen, nicht wahr?«
»Ja, aber ich muss zugeben, dass ich für eine Medaille alles gegeben hätte, wenn es sein müsste. Auch wenn ich ihm Ziel dabei zusammenbreche. Aber dazu ist es nicht gekommen. Dass ich schon seit einigen Wochen hier trainiert habe, macht den Unterschied. Das war heute mein 36. Marathon hier in Peking. Ich ärgere mich jedoch ein bisschen über mich selbst. Ich bin 8 Sekunden hinter meiner kalkulierten Zeit geblieben. Mein Trainingskurs war schwieriger und ich habe diese Zeit bei 11 der letzten 12 Läufe geschlagen.«
Hal stand bald auf dem Podium, um seine Medaille entgegen zu nehmen.
Er grinste uns alle breit an, während die Hymne gespielt wurde. Direkt nach dem Ende der Preisvergabe war Sue in seinen Armen und küsste ihn. Die beiden gingen allein an diesem Abend Essen und wir sahen Hal an diesem Tag nicht mehr wieder.
Die Jungs aus dem Camp White Elk waren bisher für 3 Medaillen angetreten und sie haben alle 3 geholt. Ein beeindruckender Rekord.
Stanley glühte förmlich. Es standen noch 9 weitere Medaillen auf dem Spiel für uns — 7 davon bei meinem Gymnastik-Wettbewerb.
Am Dienstag begannen die Wettbewerbe und ich musste an 4 Tagen antreten, um die benötigten und optionalen Programme zu zeigen. Ich hatte mich in allen 6 Disziplinen qualifiziert, was nicht vielen der Sportler gelang. Und ich war in absoluter Bestform.
Ich schaffte das Unmögliche und stand absolut jede meiner Landungen wirklich perfekt. Ich glaube, das fanden die meisten meiner Gegner am spektakulärsten.
An den Ringen spielte ich mit meinen Muskeln und ich sah ein paar Zuschauer im Publikum, die das Gesicht in Schmerz verzerrten.
Das Reck behandelte ich wie immer wie eine Nummer im Zirkus. Ich bin mir sicher, dass ich es geschafft habe, ein paar Leute fast zu Tode zu erschrecken — inklusive der Punktrichter.
Der Trainer der Japaner kritisierte die amerikanischen Trainer öffentlich dafür, mich zu etwas so Riskantem zu ermutigen. Der Punkt war aber der, dass die Trainer versucht hatten, mir auszureden, ein so hohes Risiko einzugehen. Die Trainer des US-Teams lachten die Beschwerden der Japaner einfach weg.
Am Ende des ersten Tages war ich plötzlich der Mann, den es zu schlagen galt und die Presse fing an, mich als amerikanischen Helden zu bezeichnen. Komischerweise fingen sie auch an, mich so zu behandeln. Dabei hatte ich noch nicht mal eine einzige Medaille im Turnen gewonnen.
Dass die anderen Turner schon darüber redeten, wer Silber und Bronze gewinnt, half nicht gerade dabei, die Reporter von ihren Ideen abzubringen.
Okay, soll ich ehrlich sein? Ich liebte es!
Ich versuchte wirklich, ruhig zu bleiben, aber nachts im Bett platzte es alles aus mir heraus.
»Charlie! Es ist so wundervoll! Ich kann nicht fassen, dass bisher alles so perfekt geklappt hat. Oh, Gott, ich schwebe auf Wolken, Charlie. Denk nicht einmal daran, mich hier runter holen zu wollen. Ich liebe es hier oben.«
Ich konnte kaum still halten.
»Morgen ist Bogenschießen! Dann kannst du mit mir hier oben schweben. Oh Gott, Charlie, ich liebe dich. Küss mich.«
Er küsste mich, ich küsste ihn und trotz allem, was den Küssen folgte, schliefen wir ziemlich früh ein.
Charlie‘s Bogenschießen fand ebenfalls an 4 Tagen statt. Charlie versuchte mir zu erklären, was er zu tun hatte, aber alles, was er sagte, klang für mich wie chinesisch. Ich verstand nicht, wie viele Pfeile er aus welchen Distanzen wie oft schießen musste, aber das war mir völlig egal. Ich war viel zu aufgeregt.
Ich weiß nur noch, dass Charlie einfach atemberaubend war und dass ich vor Stolz auf ihn beinahe geplatzt wäre.
Von Anfang an führte er das Feld an und es schien einfach alles funktionieren. Seit dem ersten Schuss, der sofort direkt mitten in die Mitte ging, wusste ich, dass mein Charlie die Goldmedaille gewinnen würde.
Die TV-Leute waren mittlerweile auf die Geschichte der drei Athleten aus dem Camp White Elk aufmerksam geworden und begannen, unsere Medaillen zu zählen, was am meisten Stanley erfreute.
Drei Stück hatten wir bereits und die Scheinwerfer waren sowohl auf Charlie als auch auf mich gerichtet.
Wir hatten beide am Freitag einen Wettkampf. Charlie war am Vormittag mit dem Halbfinale an der Reihe, ich am Abend beim Turnen. Ich war froh darüber, dass wir beide bei den Wettbewerben des jeweils anderen anwesend sein und uns gegenseitig anfeuern konnten.
Kapitel 31: Charlie
Tim‘s Turnen
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