Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition)
verlassen hatten.
Wir waren im amerikanischen Fernsehen zu sehen, wie wir später erfuhren. Aber keiner machte eine große Sache daraus, dass wir Händchen hielten.
Für uns war es jedoch eine große Sache, denn unser Traum war wahr geworden.
Ich glaube, nach der Eröffnungsveranstaltung ging es für Tim nur noch bergab. Die Medaillen, die er bei den Wettkämpfen gewann, konnten dieser Eröffnungsfeier niemals das Wasser reichen.
Sie bedeutete für Tim und mich alles.
Am darauf folgenden Tag begannen die Wettbewerbe. Allerdings hatten sowohl Tim und Hal als auch ich einen freien Tag.
Fred Milson lud uns alle zu einem großen Frühstück in ein nettes Restaurant ein. Ich habe keine Ahnung, was Fred dafür bezahlt hat, das Restaurant zu schließen und ausschließlich seine Gäste zu bewirten, aber es ist genau das, was sie getan haben.
Stanley, der Leiter des Sommercamps, dem 3 olympische Sportler angehörten, war der Ehrengast an diesem Morgen.
Er genoss die Aufmerksamkeit, bestand aber darauf, dass wir es auch so nach Peking geschafft hätten, mit oder ohne ihn und dem Camp White Elk .
Hal war derjenige, der daraufhin aufstand, und sprach.
»Es stimmt, dass Tim unabhängig vom Camp White Elk hier wäre. Vermutlich hätte er auch schon zwei Medaillen aus Athen zuhause an der Wand hängen. Aber soweit es mich und Charlie angeht: kein Camp White Elk , keine olympischen Sportler, keine Medaillen. Und in meinem Fall: kein nennenswertes Leben. Camp White Elk ist ein besonderer Ort, erschaffen von einem besonderen Menschen. Und dafür lieben wir dich, Stanley.«
»Darauf trinke ich«, rief Jim und leerte sein Glas mit einem Schluck.
Es war Orangensaft.
Das Turmspringen der Herren begann am Dienstag mit der Vorrunde. Das Finale vom Brett war am Mittwoch, das Finale vom Turm am Freitag.
Die erste Runde brachte keine Überraschungen.
Tim war wie immer nahe an der Perfektion, Billy schlug sich ebenfalls gut. Er war viel besser vom Turm als vom Brett. Das traf vor einiger Zeit auch auf Tim zu, aber mittlerweile war er von beiden nahezu perfekt.
James hielt gut mit Billy mit, gefolgt von einem Dänen und einem Japaner. Diese vier waren Tim‘s härteste Konkurrenz, mit weitem Abstand zum Rest der Teilnehmer.
Am Mittwoch, als der Wettbewerb live im Fernsehen übertragen wurde, brachten die Amerikaner 3 Medaillen mit nach Hause.
Ralph Billings war so aufgeregt, dass ich mir nicht sicher bin, ob er sich nicht wirklich in die Hose gemacht hat.
Larry Knudsen und Nelson Waters waren in einem Stadium des Schocks.
Tim war wie immer die Ruhe selbst, als er das Siegerpodium betrat.
James war alles andere als ruhig, als er seinen Platz für die Silbermedaille einnahm. Er war buchstäblich sprachlos.
Billy schien kein bisschen enttäuscht zu sein, als er die Bronzemedaille entgegen nahm. Im Alter von 17 Jahren war Billy der aufsteigende Stern des amerikanischen Turmspringens und er ging sehr gut damit um.
Tim‘s Turnen stand erst in der zweiten Woche auf dem Programm, genauso wie mein Bogenschießen.
Hal‘s Marathon war für den Sonntag angesetzt.
Wir verbrachten die Tage damit, andere Sportler zu treffen und kennenzulernen. All unsere Lieblingsreporter waren da und wir gaben bereitwillig Interviews und ließen Fotos machen. Es war wirklich schön, Susan, Bill, Eddie, Mike und Mick zu sehen und wir gaben uns große Mühe, jedem seine kleine exklusive Story oder ein exklusives Foto zu geben.
Tim und ich waren uns nicht sicher, wie wir von den anderen Sportlern akzeptiert werden würden. Viele sogenannte Stars vermieden es, im olympischen Dorf zu wohnen, sie hatten ihre Hotelzimmer. Tim war da eine Ausnahme von der Regel.
Wir drei vom Camp White Elk bekamen eine Menge Publicity, die uns der eine oder andere hätte übel nehmen können. Zudem waren Tim und ich — soweit wir wussten — das einzige offen schwule Paar.
Bei über 11.000 Teilnehmern konnte man davon ausgehen, dass wir nicht die einzigen waren, aber wir kannten sonst niemanden.
Wir brauchten uns keine Sorgen zu machen. Tim war überall beliebt. Er war wie immer offen, freundlich, liebevoll und genoss es, mit jedem zu reden.
Er schrieb unzählige Autogramme, inklusive ein ziemlich spektakuläres. Ein junger Mann, ein Kanadier, da bin ich mir sicher, ließ vor Tim die Hosen herunter. Noch bevor er so richtig wusste, wie ihm geschah, hatte Tim einen Magic Marker in der Hand und der junge Mann bat um ein Autogramm. Er bekam es, direkt auf die
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