Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition)

als für seine vergangenen sportlichen Erfolge anerkannt werden. Aber dies ist ein olympisches Jahr und ich möchte heute eine Geschichte über zwei olympische Sportler erzählen.
     
    Vor kurzem erreichte mich ein Anruf von Tim‘s Vater, Norman, der zusammen mit seiner Frau Betsy noch immer in Minneapolis lebt. Es ist die Stadt, in der Tim zum ersten Mal auf den Seiten dieser Zeitung Aufmerksamkeit für seine sportlichen Erfolge bekam.
    Norman und ich sind seit über 20 Jahren miteinander befreundet — etwa seit der Zeit, als sich Tim mit seinem Freund Charlie geoutet hatte.
    Norman und Betsy sehen Tim und Charlie regelmäßig, aber sie vermissen immer noch die Zeit, in der sie gemeinsam in ihrem Haus in Minneapolis gelebt haben. Ich glaube, ich erinnere die beiden an diese schönen Zeiten.
    Wie dem auch sei, ich erhielt also einen Anruf von Norman. Tim‘s Eltern luden mich und meinen Mann, Karl, dazu ein, mit ihnen eine Woche auf Nevis zu verbringen.
    »Wo oder was ist Nevis?«, fragte ich ihn.
    Nevis sagte mir etwas, aber ich war mir nicht sicher, was genau.
    »Eine karibische Insel«, antwortete Norman.
    Wir klärten die üblichen Fragen wie ›Wann?‹ , ›Warum?‹ und ›Wie viel kostet es?‹ . Karl und ich stimmten schließlich zu, mit den beiden eine Woche am Strand von Nevis zu verbringen.
    Die Antwort auf die Frage ›Warum?‹ war äußerst interessant. Sie hatten dort eine schöne Zeit mit ihren Söhnen, Tim und Carl, verbracht, kurz bevor Charlie Teil der Familie wurde. Sie wollten diese Erinnerungen wieder aufleben lassen.
    Tim, Charlie und eine Gruppe von Freunden waren ein paar Jahre später nach Nevis gekommen, um dort eine Woche gemeinsam zu verbringen, aber Betsy und Norman sind nie zurückgekehrt.
    Wir fühlten uns durch ihre Einladung geehrt.
    Karl und ich sind seit vielen Jahren Freunde von Betsy und Norman, aber wir hatten nie einen längeren Zeitraum mit ihnen zusammen verbracht. Es gab auch uns die Möglichkeiten, an alte Zeiten zu denken. Die meisten dieser Erinnerungen haben natürlich mit Tim und Charlie zu tun, genauso wie mit den Olympischen Spielen 2008 in Peking.
    Charlie bekam eine Goldmedaille im Bogenschießen, Tim bekam 2 Mal Gold im Turmspringen und 4 Goldmedaillen im Turnen — 3 für Einzeldisziplinen und eine Medaille für den Gesamtsieg. Außerdem kamen noch 1 silberne und 2 Bronzemedaillen hinzu.
    Beispiellose 9 Medaillen in 2 unterschiedlichen Sportarten!
    Tim‘s olympische Karriere endete nicht in Peking, aber das ist eine andere Geschichte. In dieser Geschichte geht es um die Olympischen Spiele 2008.
     
    Als wir an einem Nachmittag zusammen am Strand saßen, sah mich Norman an und fing dann plötzlich an, mir Fragen zu stellen.
    »Hast du Tim und Charlie schon mal in Grand Forks besucht?«
    »Ja, mehrere Male«, antwortete ich.
    »Auch nachdem er Präsident an der UND wurde und die beiden ins Dakota House eingezogen sind?«
    »Ja, ich habe sie in beiden Häusern besucht.«
    »Hast du die olympischen Medaillen über dem Kamin im Dakota House gesehen?«
    »Ja, natürlich. Man kann sie nicht übersehen. Diese Jungs sind sehr stolz auf ihre Erfolge. Zurecht, wie ich finde.«
    »Hast du die Medaillen mal gezählt?«
    »Ja, das habe ich tatsächlich. Ich wollte wissen, ob Charlie‘s Medaille bei den 9 von Tim dabei war. Es waren 10.«
    »Hast du die Goldmedaillen gezählt?«
    »Nein, aber es müssen 7 gewesen sein. Die 6 von Tim und die eine von Charlie.«
    »Es sind 6 Goldmedaillen. Außerdem 2 Mal Silber und 2 Mal Bronze.«
    »Da steckt eine Geschichte dahinter, nicht wahr?«
    »Nur wenn du die richtigen Leute dazu bringen kannst, sie dir zu erzählen. Und ich glaube nicht, dass du das kannst.«
    »Norman, sei ehrlich. War das der Grund, warum ihr uns nach Nevis eingeladen habt? Um mich auf eine Geschichte aufmerksam zu machen?«
    »Vielleicht unterbewusst. Aber ich hatte nicht vorgehabt, über die mysteriösen Medaillen zu sprechen. Es ist mir nur gerade eingefallen. Betsy und ich kennen die Geschichte hinter den Medaillen übrigens nicht. Wir haben sie nur gezählt.«
    Das war alles, was Norman sagte. Ich glaube, mehr konnte er auch nicht sagen. Es war die Wahrheit, als er sagte, dass er die Geschichte nicht kannte, die dahinter steckte.
    Der Rest unseres Urlaubs auf Nevis war wirklich wunderbar, hat mir dieser Geschichte aber nichts zu tun.
     
    Zurück in Minneapolis beschloss ich, Detektiv zu spielen. Ich wollte sehen, ob ich der Geschichte auf den Grund gehen