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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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Kontrollzentrum der NASA im Kennedy Space Center glich. Danny Lee stand mit einer Gruppe Techniker, die ihn alle um einen Kopf überragten, am Arbeitsplatz der Schichtleiterin.
    »Chef, gut, dass du kommst«, rief er ihm entgegen.
    »Was gibt’s?«
    »Ich wollte alle Ports schließen, aber Lucy meint, sie brauche die Verbindung zur Support–Hotline von ›Zarco‹. Wenn auch nur ein einziger Port offenbleibt, kann ich für nichts garantieren.«
    Lucy Young, die Schichtleiterin, zuckte die Achseln. »Es geht um eine Stunde, Jim. Das neue Diagnostik–Programm von ›Zarco‹ läuft noch. Ich glaube, es ist wichtig, den Job jetzt nicht abzubrechen.«
    »Eine Stunde«, murmelte er nachdenklich. »Und der Sicherheits-Patch, ist der überall eingespielt?«
    Danny nickte. »Im ganzen Netz, seit gestern Mittag.«
    »Ach ja, ich erinnere mich an die Meldung. Unter diesen Umständen sollten wir den Test fertig laufen lassen. Ich glaube, das Risiko müssen wir eingehen.« Zu Lucy gewandt, ergänzte er: »Gib mir bitte sofort Bescheid, wenn die ›Zarco‹ ihren Job gemacht hat.«
    »Klar, Chef.«
    Sein Büro lag nicht mehr als hundert Fuß von Mission Control entfernt, aber er schaffte die kurze Strecke nicht, bevor die Alarmglocken anfingen zu schrillen. Das Geräusch schmerzte wie ein Faustschlag in die Magengrube. Sekunden später stand er wieder im Kontrollraum.
    »Zwei und drei down«, meldete ein Techniker teilnahmslos, als wäre es eine Zeitansage.
    Sechs, sieben Telefone begannen gleichzeitig zu klingeln und zu blinken. Zustandsmeldungen aus den verschiedenen Sektoren gellten durch den Raum. Wie gelähmt verfolgte Jim das unfassbare Geschehen auf den Bildschirmen. Eine Verbindung nach der andern färbte sich rot, als begänne das tödlich getroffene Netz zu bluten. Diesmal zeigten die Bildschirme die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit.
    »Stellt mal jemand den verdammten Alarm ab?«, schrie Danny.
    »Fünf down, sieben ...«
    »Sofort alle Ports schließen«, befahl er Lucy.
    »Schon geschehen.«
    »Primzahlen«, rief Danny. »Sie schneiden die Pfade zwei, drei, fünf und sieben ab. Das sind verdammte Primzahlen, Chef. Diese Scheißkerle spielen mit uns. Jede Wette, elf ist der Nächste. Ich fass es nicht!«
    »Ich glaube kaum, dass sie spielen«, erwiderte er tonlos.
    Das Schlachtfeld auf den Monitoren änderte sich kaum mehr. Zeit, die Toten zu zählen. San Franciscos Stromversorgung brach zusammen. Pacific Heights war gestorben, North Beach, der Financial District. Das allein bedeutete nichts weniger als eine Katastrophe, auch nachts, wenn kaum jemand in den Büros arbeitete. Das Wine Country war einmal mehr vom Strom abgeschnitten, große Teile Oaklands, San Leandro, Berkeley, San Jose, Santa Cruz, Fresno. Er hörte auf zu zählen. Die Computer würden ohnehin ein lückenloses Protokoll erstellen, falls die Hacker es zuließen.
    Sein Handy summte und vibrierte. ›Gov‹ zeigte das Display, das Büro des Gouverneurs. Nach kurzem Zögern schaltete er es ab.
    »Hat sich stabilisiert«, meldete Lucy.
    Danny saß am Computer. Seine Finger flogen über die Tastatur, endlose Listen von Zahlen und kryptischen Kürzeln rollten über den Bildschirm. Immer wieder schüttelte er den Kopf, dass seine Mähne noch wilder in alle Himmelsrichtungen zeigte.
    »Ich kapier’s nicht«, wiederholte er alle paar Sekunden mit zunehmender Verzweiflung in der Stimme.
    »Was meinst du damit?«
    »Die Sicherungen. Die haben die Sicherungen manipuliert. Ich kann den Pfad zuschalten, doch er knipst sich nach einer Millisekunde wieder aus wie bei einem Kurzschluss. Das Diagnoseprogramm hat diesen Code geprüft. Trotzdem muss sich ein Virus eingeschlichen haben. Wahrscheinlich ein Schläfer, der schon lange im System steckte und jetzt aktiv geworden ist. Wir haben keine Chance, solang wir diesen Virus nicht finden.
    Jim benötigte die ganze Kraft, Ruhe auszustrahlen inmitten des Chaos. Es war so ziemlich das Einzige, was er in dieser Situation tun konnte. Seine Leute mussten sich jetzt konzentrieren, die Checklisten abarbeiten. Niemand durfte den Kopf verlieren. Das war das Wichtigste und alles andere als selbstverständlich. Er wusste, dass die Nerven jedes Einzelnen zum Zerreißen gespannt waren wie seine. Man hörte das Adrenalin förmlich rauschen. Ein Drittel des Netzes war ausgefallen. Katastrophal, aber noch nicht der GAU. Die Lage hatte sich immerhin stabilisiert. Es könnte schlimmer sein , dachte er und wiederholte das

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