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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Je größer der Zusammenbruch, desto größer die Selbstzerstörung, desto stärker wird sie. Und dann, ja, was dann? Wuuuusch ! Einfach … peng, bumm, wusch. Je weniger von ihr bleibt, desto weiter reicht sie. Aus einer Im plosion wird eine Ex plosion, die hundert Mal, tausend Mal, eine Million Mal vernichtender ist als jede andere Bombe, die es je gegeben hat. Das ist unser Vermächtnis. Das dürft ihr nicht vergessen.« Er tippte Teddy mehrmals an, stupste ihn leicht, als trommle er mit den Fingern im Takt. »Du bist es. Tick mal Tick hoch zehn. Ha!«
    Er sprang die dunkle Treppe hinunter und schrie ununterbrochen »Wusch!«
    »… neunundvierzig Flaschen Bier! Nimm eine runter …«
    Teddy sah Chuck an. Er hatte Schweiß im Gesicht und atmete langsam durch den Mund.
    »Du hast Recht«, sagte Teddy. »Wir gehen besser!«
    »Das sagst du jetzt.«
    Plötzlich ertönte ein Schrei von oben: »Kann mir mal jemand helfen, verflucht noch mal?«
    Teddy und Chuck schauten hinauf. Zwei ineinander verkeilte Männer kamen die Treppe herunter. Einer trug die blaue Kleidung der Wärter, der andere das Weiß der Patienten. Auf der breitesten Stufe in der Treppenbiegung blieben sie stehen. Dem Patienten gelang es, dem Wärter eine Hand zu entwinden und ihn unter dem linken Auge zu kratzen. Der Wärter schrie auf und warf den Kopf in den Nacken.
    Teddy und Chuck liefen nach oben. Erneut wollte der Patient dem Pfleger durchs Gesicht kratzen, aber Chuck hielt ihn am Handgelenk fest.
    Der Wärter rieb sich das Auge und verschmierte das Blut übers Kinn. Alle vier keuchten. In der Ferne ertönte das Bierflaschenlied, inzwischen nahm der Sänger die zweiundvierzigste Flasche in Angriff. Da sah Teddy, dass der Patient sich mit weit aufgerissenem Mund aufbäumte. »Chuck, pass auf!«, schrie er. Gleichzeitig schlug er dem Mann gegen die Stirn, damit er Chuck nicht in die Hand beißen konnte.
    »Lassen Sie ihn los!«, sagte Teddy zum Wärter. »Loslassen.«
    Der Wärter befreite sich von den Beinen des Patienten und stieg zwei Stufen höher. Teddy stellte sich über den Liegenden, drückte dessen Schultern nach unten, auf den Steinboden, und sah sich nach Chuck um. In dem Augenblick fuhr der Schlagstock vor ihm nieder, zischte pfeifend durch die Luft auf die Nase des Patienten.
    Teddy spürte, dass der Körper unter ihm erschlaffte. »Du meine Güte!«, stieß Chuck aus.
    Abermals holte der Wärter aus, aber Teddy drehte sich um und hielt den Wärter mit dem Ellenbogen auf Abstand.
    Das Gesicht des Patienten war blutüberströmt. »He! He!«, rief Teddy. »Er ist bewusstlos! He!«
    Aber der Wärter roch nur sein eigenes Blut. Er reckte den Schlagstock.
    »Sehen Sie mich an«, rief Chuck. »Sehen Sie mich an!«
    Ruckartig drehte sich der Wärter zu Chuck um.
    »Hören Sie auf damit! Verstanden? Hören Sie sofort auf! Der Mann hier ist bewusstlos.« Chuck ließ das Handgelenk des Patienten los, der Arm fiel auf die Brust. Chuck setzte sich an die Wand, ohne den Wärter aus den Augen zu lassen. »Können Sie mich hören?«, fragte er leise.
    Der Wärter schlug die Augen nieder und ließ den Schlagstock sinken. Mit dem Hemd fuhr er sich über die Wunde in der Wange und betrachtete das Blut auf dem Stoff. »Der hat mir das halbe Gesicht aufgerissen.«
    Teddy beugte sich vor, nahm die Verletzung in Augenschein. Er hatte schon Schlimmeres gesehen. An so was starb man nicht, beileibe nicht. Aber schön sah es auch nicht aus. Kein Arzt würde den Riss so nähen können, dass keine Narbe zurückblieb.
    »Das wird schon wieder«, sagte er. »Ein paar Stiche, mehr nicht.«
    Über ihnen hörte man Körper und Möbel zusammenprallen.
    »Ist das hier ein Aufstand?«, fragte Chuck.
    Der Wärter keuchte, bis er wieder Farbe bekam. »Kurz davor.«
    »Die Insassen haben die Macht an sich gerissen, was?«, fragte Chuck leichthin.
    Nachdenklich sah der junge Wärter zuerst Teddy, dann Chuck an. »Noch nicht.«
    Chuck zog ein Taschentuch aus der Hose und reichte es dem Mann.
    Er bedankte sich mit einem Nicken und drückte es auf die Wunde.
    Chuck griff wieder die Hand des Patienten und fühlte den Puls. Dann ließ er die Hand fallen und schob ein Augenlid nach oben. »Der kommt durch«, stellte er fest.
    »Bringen wir ihn nach oben«, entgegnete Teddy.
    Sie legten sich die Arme des Bewusstlosen über die Schultern und folgten dem Wärter die Treppe hinauf. Schwer war der Kranke nicht, aber die Treppe war lang, und immer wieder blieben seine Fußspitzen an den

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