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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Leuchtturm versuchen sie, ihre Geister zusammenzubasteln.«
    »Wer weiß darüber Bescheid? Auf dieser Insel, meine ich.«
    »Über den Leuchtturm?«
    »Ja, über den Leuchtturm.«
    »Jeder.«
    »Ich bitte Sie. Die Pfleger, die Schwestern?«
    Über das Feuer hinweg hielt sie Teddys Blick stand, ihre Augen waren ruhig und klar.
    »Jeder«, wiederholte sie.
     
    Er konnte sich nicht erinnern, eingenickt zu sein, doch er musste geschlafen haben, denn sie rüttelte ihn wach.
    »Sie müssen gehen«, sagte sie. »Die glauben, dass ich tot bin. Dass ich ertrunken bin. Wenn die sich auf die Suche nach Ihnen machen, dann finden sie mich auch. Tut mir Leid, aber Sie müssen gehen.«
    Er erhob sich und rieb sich die Wangen.
    »Es gibt eine Straße«, sagte sie. »Wenn Sie oben auf dem Felsgrat nach Osten gehen. Folgen Sie der Straße nach Westen. Nach ungefähr einer Stunde kommen Sie hinter dem alten Kommandeurssitz raus.«
    »Sind Sie Rachel Solando?«, fragte er. »Ich weiß, dass die, die ich kennen gelernt habe, nicht echt war.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Teddy dachte an seine Daumen in der vergangenen Nacht. Er hatte seine Finger betrachtet, als er ins Bett gebracht worden war. Als er aufwachte, waren sie sauber gewesen. Schuhcreme, hatte er gedacht, aber dann fiel ihm wieder ein, dass er Rachel berührt hatte …
    »Sie hatte das Haar gefärbt. Frisch gefärbt«, erklärte er.
    »Sie müssen jetzt gehen.« Sanft drehte die Frau Teddys Schultern in Richtung Höhlenöffnung.
    »Falls ich zurückkommen muss …«, sagte er.
    »Dann bin ich nicht mehr da. Ich wechsle tagsüber mein Versteck. Jeden Abend ein neuer Platz.«
    »Aber ich könnte Sie holen, Sie von hier fortbringen.«
    Sie lächelte ihn traurig an und strich das Haar an seinen Schläfen nach hinten. »Sie haben kein Wort von dem verstanden, was ich gesagt habe, nicht wahr?«
    »Doch.«
    »Sie kommen nie mehr fort von hier. Sie sind jetzt einer von uns.« Sie drückte ihm gegen die Schulter, schob ihn auf den Ausgang zu.
    Am Höhleneingang blieb Teddy stehen und sagte: »Ich hatte einen Freund. Heute Abend waren wir zusammen unterwegs, aber dann wurden wir getrennt. Haben Sie ihn gesehen?«
    Wieder lächelte sie ihn traurig an.
    »Marshal«, sagte sie, »Sie haben keinen Freund.«

18
    ALS ER CAWLEYS Haus von hinten sah, konnte er kaum noch gehen.
    Er bog um das Haus herum und schleppte sich die Straße hinauf zum Haupttor. Er hatte das Gefühl, die Entfernung hätte sich seit dem Vormittag vervierfacht. Neben ihm trat ein Mann aus der Dunkelheit, schob Teddy den Arm unter und sagte: »Wir haben uns schon gefragt, wann Sie wieder auftauchen.«
    Der Direktor.
    Seine Haut war so weiß wie Kerzenwachs, so glatt, als sei sie lackiert, und etwas durchscheinend. Die Fingernägel des Direktors, bemerkte Teddy, waren sorgfältig gefeilt und weiß wie seine Haut. Noch ein wenig länger, und sie hätten sich gebogen. Aber das Erschütterndste an ihm waren die Augen. Ein seidiges Blau voll sonderbarer Verwunderung. Die Augen eines Babys.
    »Freut mich, dass ich Sie endlich kennen lerne, Direktor. Wie geht’s?«
    »Och«, sagte der Mann, »mir geht’s sehr gut. Und Ihnen?«
    »Ging mir noch nie besser.«
    Der Direktor drückte Teddys Arm. »Freut mich zu hören. Haben wir uns einen kleinen Spaziergang gegönnt, ja?«
    »Na ja, da die Patientin gefunden wurde, dachte ich, ich könnte mal die Insel erkunden.«
    »Das hat bestimmt Spaß gemacht.«
    »Auf jeden Fall.«
    »Wunderbar. Haben Sie die Ureinwohner gesehen?«
    Kurz stutzte Teddy. Sein Kopf summte unablässig. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
    »Ach, die Ratten«, sagte er.
    Der Direktor klopfte ihm auf den Rücken. »Genau, die Ratten! Sie haben so etwas Königliches, finden Sie nicht?«
    Teddy sah den Mann an und sagte: »Das sind Ratten.«
    »Tiere, ja. Ich weiß. Aber wie sie auf den Hinterbeinen sitzen und einen anstarren, wenn sie meinen, in sicherer Entfernung zu sein, und wie schnell sie huschen, hinein ins Loch oder heraus, dass man gar nicht so schnell gucken kann …« Der Direktor schaute hinauf zu den Sternen. »Gut, vielleicht ist königlich das falsche Wort. Wie wär’s mit nützlich? Es sind ausgesprochen nützliche Tiere.«
    Sie standen vor dem Haupttor. Der Direktor hielt Teddys Arm noch immer umfasst und drehte sich nun mit ihm, sodass sie zurück auf Cawleys Haus und das Meer dahinter schauten.
    »Haben Sie Gottes letztes Geschenk genossen?«, fragte der Direktor.
    Teddy sah den

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