Shy Black – Detektiv mit allen Sinnen (Romantica-Novellenreihe) (German Edition)
ihren Geliebten in seine Gewalt gebracht hatte. Sein Leibwächter hatte ihnen beiden eine Injektion mit einem Betäubungsmittel verpasst, von der sie sich erst hier in dieser stickigen Halle, auf dessen Wellblechdach die Sonne unbarmherzig niederbrannte, langsam erholte. Ihre Zunge klebte am Gaumen, und der Durst schien ihr eine größere Folter als die Fesseln des Klebebandes zu sein. Aber ihr Albtraum wollte und wollte nicht enden!
Montoya kniete sich nun zu der ängstlichen Frau hinunter und überprüfte die Fesseln. „Weißt du eigentlich, was dein Mann mit dir vorhat?“, fragte er dabei mit einem genüsslichen Grinsen. Sie schüttelte den Kopf, soweit es ihre Bewegungsfreiheit zuließ. Montoya erhob sich wieder. Um sie herum stapelten sich leere längliche Transportkisten, aus denen Sägespäne hervorquollen. Die hatte er mal für ein paar Waffenschmuggeleien gebraucht. Vor dem offenen Hallentor stand ein uralter Ford Pickup mit offener Ladefläche, dessen ehemals rote Farbe vom Rost überwuchert wurde. Undeutlich war noch die verschnörkelte schwarze Aufschrift zu lesen, die auf „rison“ endete. Daneben parkte der riesige schwarze Hummer-Jeep, der Montoya und seine Begleiter hierher gebracht hatte.
„Er hat dich mir überlassen, damit du deine Zukunft in einem meiner Bordelle verbringen kannst. Er meinte, du hättest jetzt genug Übung mit deinem neuen Liebhaber und wärst bereit für eine neue Karriere“, gab Montoya süffisant zur Antwort und versetzte dem hilflosen Richard dabei einen groben Tritt in die Rippen, sodass er leicht zur Seite rollte. Er stöhnte kurz auf, ohne jedoch zu erwachen.
„Schwächling!“
Der Mafioso wandte sich ungerührt wieder der Frau zu. Seine Miene hatte sich leicht verfinstert. „Nun, genauer gesagt, verlangt dein Mann etwas viel, denn das Risiko, dass man dich bei einer Razzia trotz falscher Papiere entdeckt, ist mir zu groß. Ich stehe eh schon im Visier der Steuerfahndung und es gibt ein paar Detectives hier, die zu einer wahren Landplage für meine Unternehmen geworden sind. Es ist also besser, dass man dich nicht bei mir findet, falls mal wieder eine Razzia anberaumt wird. Das verstehst du doch sicher, oder?“
Unbeeindruckt registrierte Mafiaboss die wachsende Panik in Noras Augen und schnalzte bedauernd mit der Zunge. „Tja, das hättest du dir eher überlegen sollen, Baby. Ich werde natürlich meinen Teil der Abmachung erfüllen, wenn auch in abgeänderter Form. Das heißt für dich …“, er machte eine theatralische Zwangspause und sah zu, wie ein Schweißtropfen auf Noras Stirn ihre Schläfe hinunter perlte, „… ich werde dich weiterverkaufen an einen guten Freund in Hong Kong. Dort steht man auf europäische Frauen. Leider ist mein Jet derzeit noch mit einer anderen, für mich wesentlich wertvolleren Fracht unterwegs, also musst du dich noch achtundvierzig Stunden mit deinem Herzchen hier allein amüsieren.“ Er lachte laut auf, doch dieses Lachen erreichte seine tiefschwarzen Augen nicht. Nora Lakehurst hatte das Gefühl, als würde der Teufel persönlich über den ewigen Aufenthalt ihrer Seele entscheiden. Ihr Herz machte einen ängstlichen Sprung. Ihr wurde schwindelig, dann fiel sie in eine gnädige Ohnmacht.
Montoya wandte sich an einen seiner bulligen Leibwächter: „Ryan, du bleibst hier und passt auf sie auf. Versorg die Lady mit Wasser. Sie sollte in einem guten Zustand sein, wenn Chun Li sie übernimmt. Ich lasse sie morgen Abend abholen. Und den Kerl da ...“, er wies mit dem Kopf auf den gefesselten Richard Norton, „… den kannst du später irgendwo in der Wüste aussetzen. Die Viecher da werden ihm schon das Fell über die Ohren ziehen, wenn er nicht vorher verdurstet.“ Wieder ein Lachen. Kalt. Grausam. Montoya setzte seine Sonnenbrille auf und verließ die Lagerhalle, ohne sich noch einmal umzudrehen. Ihm stand jetzt der Sinn nach einem kühlen Drink an seinem Swimmingpool.
* * *
Shy Black war an dem überraschten Irvine vorbei ins Innere der Villa gelaufen, kaum dass dieser ihm die Türe geöffnet hatte. „Was, zum Teufel, hat das zu bedeuten?“, jammerte der hübsche Sekretär und lief entnervt hinter dem Detektiv im Handwerker-Blaumann her, der gerade dabei war, das sonst so sorgfältig aufgeräumte Arbeits-zimmer des Bankers völlig durcheinander zu bringen. Er hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, Handschuhe anzuziehen!
„Um Gottes willen!“, stöhnte der Sekretär auf, als er die Bescherung sah. Dann hob er
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