Sich vom Schmerz befreien
Eingriff das Krankheitsverhalten. Somit kann jeder operative, medikamentöse und therapeutische Eingriff von auÃen auch die Ausbildung von Teufelsspiralen verstärken. Symptome können intensiver und komplexer, Krankheiten »chronisch« werden. Es können aber auch neue Belastungen und Spannungen entstehen, das System kann an anderer Stelle sein Gleichgewicht verlieren, sodass aus einer bestimmten Krankheit eine andere wird bzw. zusätzliche Krankheiten entstehen.
Auf diese Weise laufen eine »Maschinenmedizin« und auch eine »Maschinenpsychologie« Gefahr, durch ihr »mechanisches«, Ursachen beseitigendes Handeln dem Krankheitsgeschehen hinterherzurennen und es zu verschlimmern. Sie wissen ja: Das Verhalten des lebenden Organismus ist prinzipiell nicht vorhersagbar! Wie in Abbildung auf Seite 29 ersichtlich, bedeutet ein gesundheitliches Problem aus der Spannungsperspektive, dass in dem Moment das Nervensystem nicht optimal zwischen Körper und Umwelt vermitteln kann. Und es steht kein alternativer »Weg durch den Schnee« zur Verfügung. Da dieser von auÃen nicht geschaffen werden kann, müssen Behandlung und Therapie demnach eine andere Bedeutung erhalten: Sie müssen dem Organismus dabei behilflich sein, die Entscheidungen der verschiedenen Bereiche seines Nervensystems wieder aufeinander abzustimmen zu lernen und sein Verhalten zu »harmonisieren«.
Die individuelle Spannung »hinter« Krankheit und Schmerz zu berücksichtigen heiÃt, den Menschen zu berücksichtigen, ihn zum Ausgangspunkt der Behandlung zu machen und ihn darin zu unterstützen, seinen »Weg durch den Schnee« zu finden. Beschäftigen wir uns also zum Ende dieses einführenden Kapitels damit, was Therapie in unserem neuen Weltbild bedeutet.
»Subjektive Medizin« - auf die Kommunikation kommt es an!
Was bedeutet Therapie, wenn man Krankheit und Schmerz als einzigartiges Verhalten betrachtet, das zwar durch objektive (bio-elektrische) Tatsachen beschrieben (definiert) werden kann, dessen Ausprägung und Verlauf jedoch auch von subjektiven Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühlen des Patienten bestimmt werden und somit prinzipiell nicht vorhersagbar sind? Wenn Krankheiten durch Spannung bestimmt werden, wie kann man dieses individuelle Verhalten ändern, das im Zusammenhang mit den bisherigen Lebensbedingungen und Belastungen »gelernt« wurde und gröÃtenteils unbewusst ist? Wie kann man einem Organismus behilflich sein, aus der »Teufelsspirale« herauszufinden? Wie kann er sein »Spannungsgleichgewicht« finden, die Voraussetzung für Gesundheit?
Stress und Spannung sind, wie gesagt, auch in der naturwissenschaftlichen Medizin längst ein zentrales Thema, wenn es um Krankheitsursachen und ihre Behandlung geht. (Darauf werde ich im nächsten Kapitel genauer eingehen.) Ihre mechanische Behandlung löst das Problem jedoch nicht, da die Reparatur
einer Funktion bzw. die Beseitigung eines Symptoms nicht automatisch bedeutet, dass der Organismus lernt, sein Verhalten wieder im Gleichgewicht zu regulieren. Letztendlich ist das Funktionieren des lebenden Organismus als einzigartiger, individueller Prozess und seine Entwicklung nie vollständig objektiv aus der AuÃensicht zu erfassen und zu reparieren. Erst aus der subjektiven Innensicht , durch das persönliche Erleben des Einzelnen, ist ein Organismus zu »verstehen«. Folglich muss in der Therapie ein Standpunktwechsel erfolgen und die Innensicht des Patienten, sein subjektives Erleben der Spannung, zum Ausgangspunkt der Behandlung werden - auch für Entscheidungen über »reparierende MaÃnahmen«. (Ausgenommen hiervon sind natürlich Leben rettende Operationen und Medikamente - wenngleich dadurch eine Krankheit noch längst nicht besiegt ist.)
Der Wechsel zur Innensicht
Keine Sorge, ich möchte die Verdienste des naturwissenschaftlichen Denkens nicht schmälern und schon gar nicht ignorieren, dass dadurch viele Krankheiten erst einer Behandlung zugänglich werden und Menschen überleben können. Doch selbst die Kenntnis aller objektiven bio-elektrischen Grundlagen sagt nichts darüber aus, wie der Einzelne sie erlebt, was er dabei gerade denkt und fühlt, wohin seine Aufmerksamkeit gerichtet ist. Da es jedoch diese subjektiven Vorgänge sind, die die objektiven Abläufe und damit die Krankheit und ihren Verlauf bestimmen, kann man sagen, dass auch
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