Sichelmond
mit N. 50 vermerkt ist.«
»N«, brummte Mayers. »Das könnte alles heißen. Das muss noch nicht einmal in dieser Stadt sein.«
»Oh, da widerspreche ich dir«, sagte Schneider hastig. »Kein einziges Mal findet sich hinter den Straßenabkürzungen ein weiterer Eintrag. Deshalb vermuten wir …«
»… dass sich alle Straßen in dieser Stadt befinden«, beendete Tallwitz den Satz, der offensichtlich seinen Spaß an alledem gefunden hatte.
Mayers fühlte sich wie ein Volldepp. Er war wohl der Einzige, der pausenlos auf dem Schlauch stand. Und dabei war er für sein scharfsinniges Gespür und seine ausgezeichnete Logik bekannt. Aber in diesem Falle … Wo er es mit Geistern schon zu tun bekommen hatte … Vielleicht war es an der Zeit für Urlaub, dachte er nur.
Tallwitz schaute noch einmal in das Buch der Familie Mallert und fasste zusammen: »Wir suchen also ein Ehepaar aus dieser Stadt, dessen Vornamen mit S. und M. und deren Nachname mit T. beginnt. Sie wohnen in einer › N -Straße‹, Hausnummer 50. Und beim Blick in unsere Aufzeichnungen sind sie direkt mit Familie F. und K.B. verwandt.«
»Also mit den Blumbergs«, folgerte Schneider.
Mayers stöhnte erleichtert auf. »Na, das müsste doch schnell ausfindig zu machen sein, wer diese Familie ist«, sagte er und schnappte sich sein Handy, überglücklich, endlich wieder handeln zu können.
»Mayers hier«, sprach er ins Handy, nachdem sich im Sekretariat des Polizeipräsidiums jemand gemeldet hatte. »Wir suchen ein Ehepaar und haben nur ein paar verschwommene Anhaltspunkte.« Er gab die Informationen durch und schloss mit: »Meldet euch einfach, wenn ihr was wisst und … was?« Er zog die Stirn kraus. »Ich soll warten? Jetzt, am Apparat? Du glaubst wirklich, du kannst das so schnell in Erfahrung … gut … Ja. Natürlich. Ich warte …«
Mayers hielt die Hand über das Handy und sagte zu Tallwitz: »Berger ist dran. Er glaubt doch tatsächlich, dass er in wenigen Minuten mit all unseren Informationen ein paar Familien ausfindig machen kann, die zu unseren Überlegungen passen, weil …« Aus dem Handy ertönte eine Stimme, und Mayers hielt das Gerät schnell wieder ans Ohr. »Was? Erste Spur? Da bin ich ja mal gespannt, was … Aha …« Er schnappte sich mit seiner freien Hand einen Schreibblock, legte ihn auf der Fensterbank ab und begann mit seinem Kugelschreiber einen Eintrag zu machen. »Ja. Ist klar«, antwortete er in das Handy. »Hab ich notiert. Sieht gut aus. Ja. Wir machen uns auf den Weg.«
Sichtlich beeindruckt drehte er sich wieder Tallwitz und Schneider zu. »Ich staune ja immer wieder, was möglich ist, wenn nur die richtigen Menschen am richtigen Platz sitzen«, sagte er.
Tallwitz lachte. »Berger war dran? Rate mal, warum man ihn den Mann mit den fliegenden Fingern nennt. Wenn der am PC sitzt und was rauskriegen soll, ist der manchmal schneller als Google.«
»In diesem Falle auch«, antwortete Mayers, während er seine Notizen hervornahm. »Ob ihr mir das glaubt oder nicht, aber in der Nussbaumallee 50 wohnt Familie Trebko. Sebastian und Marie Trebko. Die Frau ist die Schwester von Ferdinand Blumberg.«
Tallwitz klatschte in die Hände. »Na bitte, wir haben unsere Familie.«
»Los«, herrschte Mayers ihn an. »Keine Zeit mehr verlieren. Lass uns starten.«
Die beiden hechteten aus dem Zimmer und die Treppe hinunter.
»Und ich?«, rief ihnen Schneider hinterher. »Was soll ich jetzt machen?«
Ohne im Laufen innezuhalten, rief Mayers ihm zu: »Unterstützen Sie unsere Kollegen in den anderen Wohnungen. Sucht diese Notizbücher. Bestimmt gibt es in jeder Wohnung eines.«
Und damit warf Mayers die Tür hinter sich zu, stürmte mit Tallwitz in den Wagen und lenkte das Auto mit quietschenden Reifen quer durch die Stadt.
In den Straßen war wenig los. Sie kamen ohne Probleme durch die Stadtmitte in den westlichen Teil der Stadt, wo sich die Nussbaumallee befand. Unmittelbar vor dem Haus mit der Nummer 50 konnten sie den Wagen abstellen.
Das Haus war ein altherrschaftliches Gebäude. Mayers schätzte, dass es um die Jahrhundertwende gebaut worden war. Es gab einige Wohnungen darin. Tallwitz klingelte an der Haupttür bei Trebko.
Nichts geschah.
Mayers atmete hörbar aus. »Hoffentlich sind sie im Urlaub«, brummte er und spürte beim Aussprechen dieses Wortes, dass für ihn die Idee des Urlaubs völlig absurd war. Jetzt, wo er wieder aktiv handeln konnte, machte ihm sein Beruf wieder richtig
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