Sicher stark und mutig
Fantasiereise begeben, da sie begreifen, dass die Märchenwelt mit der realen Welt nicht identisch ist.
Die Märchensprache ist einfach, bildhaft und symbolisch, sie lässt Kinder ihre Fantasie frei entfalten. Im Mittelpunkt dieser Geschichten, die seit Jahrhunderten von einer Generation an die nächste weitergegeben werden, steht die Bewältigung eines Problems oder einer schwierigen Situation. Diese Kernaussage ist es auch, wodurch Resilienz gefördert wird. Die Hauptfiguren zeigen Eigenaktivität und versuchen, die problematische Situation zu verändern. Sie glauben an ihre eigenen Fähigkeiten, um die Aufgaben zu lösen. Sie gehen soziale Beziehungen ein und holen sich Unterstützung. Sie lassen sich auch nicht von Rückschlägen entmutigen. Sie sind hilfsbereit und übernehmen Verantwortung für ihre Handlungen sowie auch für andere.
Märchen bieten Kindern die Möglichkeit, sich mit den »guten« und den »bösen« Figuren auseinanderzusetzen. Sie begegnen dadurch der ganzen Bandbreite menschlicher Eigenschaften und menschlichen Verhaltens: Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Liebe ebenso wie Neid und Missgunst, Unschuld und Bosheit, Schönheit und Hässlichkeit, Fleiß und Faulheit, Mut und Feigheit, Treue und Untreue, Freude und Traurigkeit, Klugheit und Dummheit und noch mehr. Das Märchen ist in seiner Schwarzweiß-Zeichnung der guten und schlechten Charaktere leichter zu verstehen als die Schreckensnachrichten in den Medien, die heutzutage auch Kinder schon erfahren.
Kindern fehlt für das, was sie fühlen und erleben, oftmals noch die Sprache, um sich auszudrücken, oder ein Bild, um damit ihr Erlebnis zu vergleichen. Hier können Märchen helfen, indem mit Hilfe der märchenhaften Symbolwelt viele kindliche Fragen beantwortet werden: Wo komme ich her? Wie kann ich mit Gefahren umgehen? Wie kontrolliere ichmeine Angst oder meine Wut? Wie kann ich über mich selbst hinauswachsen? Die spätere Heldin oder der spätere Held der Geschichte befindet sich anfangs in einer vielleicht ähnlichen Situation, die es zu meistern gilt und die schließlich gut ausgeht. Aus diesem Grund identifizieren sich Kinder auch gerne mit der Hauptfigur, weil diese ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt und immer eine Lösungsmöglichkeit findet. Die Problemlösung in der magischen Welt wirkt als Anreiz und Ermutigung zur Problemlösung in der realen Welt. Das macht Kinder stark und selbstbewusst, es gibt ihnen das Gefühl von Sicherheit.
Wisseswertes zur magischen Pause
Zwischen dem dritten und dem fünften Lebensjahr beeinflusst die sogenannte magische Phase das kindliche Denken und Handeln: Während dieser Zeit ist in der Fantasie alles möglich. Dinge werden als angenehm oder unangenehm, sympathisch oder unsympathisch, gut oder böse erlebt. Das Kind macht »höhere Mächte« oder »Geister« beispielsweise für physikalische Phänomene und Naturerscheinungen verantwortlich. Es scheint ein besonderes Kennzeichen des Denkens von Kindern im Vorschulalter zu sein, dass eine naturalistische und eine magische Weltsicht nebeneinander existieren und dass Kinder ohne große Mühe zwischen beiden hin- und herpendeln. Egal, was sich das Kind vorstellt, wünscht und denkt, alles kann in seiner Fantasie tatsächlich geschehen. Viele Vorkommnisse werden in dieser Phase von Kindern durch »magische Theorien« gedeutet und erklärt. Gegenstände können für lebendig gehalten werden. Zahlreiche kindliche Ängste und Freuden haben hier ihren Ursprung:
Der Weihnachtsmann, das Christkind und der Osterhase bringen Geschenke.
Hexen, Monster und Geister treiben ihr Unwesen.
Die Sonne möchte uns warmes Wetter machen.
Der Teddy liegt unterm Bett, weil er schlafen will.
Mami ist krank, weil ich böse war.
Die böse Tür hat meinen Finger eingezwickt.
Die Puppe hat sich versteckt.
Die blöde Schere will nicht schneiden.
Eltern sorgen sich häufig, dass ihr Kind es mit der Wahrheit nicht so ernst nimmt und in einer Fantasiewelt lebt, weil es Erlebtes mit magischen Vorstellungen ausschmückt oder weil alterstypische Ängste der magischen Phase die Nachtruhe stören. Seien Sie unbesorgt: Bei den meisten Kindern gewinnt etwa ab dem fünften Lebensjahr das »realistische« Denken allmählich die Oberhand.
Welche Märchen sind für Ihr Kind geeignet?
Um für die Fantasiewelt der Märchen bereit zu sein, sollte Ihr Kind das entsprechende Alter haben. Am besten beginnen Sie ab dem vierten Lebensjahr, mit Ihrem Kind die Welt der Märchen zu erkunden.
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