Sicher stark und mutig
Kind am besten sprechen kann, zu wem es das größte Vertrauen hat.
Wählen Sie einen geeigneten Zeitpunkt, um einen Fehler anzusprechen. Bedenken Sie: An einem stressigen Tag oder während einer Auseinandersetzung erzielen Sie wahrscheinlich nicht das erwünschte Ergebnis.
Wählen Sie für eine Aussprache einen Ort, an dem sich Ihr Kind sicher und vertraut fühlt.
Signalisieren Sie Ihrem Kind, zum Beispiel durch eine Umarmung, dass Sie es sehr lieb haben.
Lassen Sie Ihrem Kind Zeit und drängen Sie es nicht. Fehler im Verhalten haben oft eine längere Vorgeschichte.
Lassen Sie es nicht dabei bewenden, den Fehler zu beschreiben und zu besprechen, sondern suchen Sie gemeinsam nach Lösungen, den Fehler wieder gutzumachen.
Nehmen Sie die Vorschläge Ihres Kindes unbedingt ernst und greifen Sie diese auf.
Weisen Sie Ihr Kind in ähnlichen Situationen darauf hin, wie es bisher schon Fehler erfolgreich zugegeben und die damit zusammenhängenden Probleme gelöst hat.
8. Gut zuhören – Gesagt heißt nicht unbedingt gehört!
Zuhören ist nicht gleich zuhören. Das kennen wir doch alle. Manchmal sind wir selbst mit einer Sache so sehr beschäftigt, dass wir nur vorgeben zuzuhören, es eigentlich aber gar nicht wirklich tun. Zusätzlich reagieren Eltern häufig auf die von ihrem Kind angesprochenen Probleme sofort mit Ratschlägen oder Kritik. Das Kind fühlt sich dadurch oft missverstanden, da die Reaktionen und die Antworten der Eltern nicht seinem Problem entsprechen.
Durch aktives Zuhören können Sie dieses Kommunikationsproblem lösen. Dabei ist es wichtig, die Aussagen Ihres Kindes nicht zu bewerten oder zu interpretieren, sondern die Botschaft Ihres Kindes mit Ihren eigenen Worten zu wiederholen. Dadurch kann Ihr Kind sicher sein, dass Sie es richtig verstanden haben, – oder es hat gegebenenfalls die Möglichkeit, Sie entsprechend zu korrigieren oder etwas zu ergänzen.
Fragen Sie also im Gespräch immer wieder nach: »Habe ich das richtig verstanden? Du meinst also …« Dadurch fühlt sich Ihr Kind nicht nur wahrgenommen, sondern auch verstanden. Anstatt dass Sie gleich auf die Aussage reagieren, erhält Ihr Kind zuerst einmal ein entsprechendes Feedback dazu. Durch dieses Verhalten wachsen auch das Selbstvertrauen und der Mut, die eigenen Gefühle zu äußern. Kleinkinder werden sich durch diese Erklärungen meist erst ihrer Gefühle bewusst. »Ich verstehe, dass du traurig bist, dass wir jetzt heimfahren, weil du bei Oma bleiben willst.«
Durch aktives Zuhören unterstützen Sie Ihr Kind bei der Erarbeitung eigener Lösungen. Wiederholen Sie die Äußerung Ihres Kindes und warten Sie ab, wie es reagiert. Ihr Kind kann dann Ihrer Reflexion der Aussage zustimmen und selbst darüber nachdenken. Dadurch lernt es, wie es Probleme selbst lösen kann. Es wächst zu einer unabhängigen und verantwortungsbewussten Persönlichkeit heran.
Wie genau aktives Zuhören funktioniert, wird im Folgenden anhand zweier Beispiele aus der Praxis erläutert:
Wer vorschnell kommentiert, erfährt nicht, worum es geht!
Die Schulsachen fliegen in hohem Bogen in die Ecke des
Vorraums. Wutentbrannt erklärt Sarah: »Ich hasse die Schule.« Ihre Mutter kommt aus dem Wohnzimmer und reagiert sofort gereizt: »Was hast du nun schon wieder angestellt?« Sarah stürmt in ihr Zimmer und knallt die Tür hinter sich zu: »Lass mich bloß in Ruhe!« Ihre Mutter schreit hinterher: »Jetzt sei doch nicht immer so beleidigt. Das kann doch nicht so schlimm sein.« Sarah bleibt für den
Rest des Tages in ihrem Zimmer und spielt laut Musik. Nur ihrer besten Freundin Jessica vertraut sie an, dass ihre Eltern sie wieder mal überhaupt nicht verstehen. Am Abend beklagt sich Sarahs Mutter bei ihrem Mann: »Ich komme mal wieder überhaupt nicht klar mit ihr, sie ist bockig und stur. Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
Hat Sarahs Mutter zugehört? Weiß sie, was mit ihrer Tochter los ist? Was hat Sarah so wütend gemacht? Hat sie wirklich etwas angestellt? Was löst die Mutter mit ihrem Kommentar bei Sarah aus? Sarah erzählt Jessica über die Äußerungen ihrer Mutter: »Die versteht mich doch überhaupt nicht, immer hat sie etwas an mir rumzumeckern.« Bestimmt liebt die Mutter ihre Tochter, doch diese zweifelt daran.
Aktives Zuhören signalisiert, dass man tatsächlich zuhört!
Sarah kommt von der Schule nach Hause und erklärt ihrer Mutter, dass sie die Nase voll habe von der Schule: »Da können andere hingehen, ich ganz bestimmt nicht
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