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Sicher stark und mutig

Sicher stark und mutig

Titel: Sicher stark und mutig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Sit
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mehr!« Ihre Mutter atmet erst einmal tief durch und verkneift sich jeglichen Kommentar. Sie möchte nicht den Eindruck von Kritik, Beschwichtigung, Belehrung oder Mitleid erwecken. »Hm, also du hast genug von der Schule und willst nicht mehr hin.« »Nein, ganz bestimmt nicht mehr, es reicht mir.« Sarahs Mutter bleibt ganz ruhig: »Was ist denn passiert?« »Unsere neue Mathelehrerin ist total doof.« Behutsam geht die Mutter auf ihre Tochter ein: »Du hast dich also über Frau Müller geärgert.« »Ja. Sie geht total schnell voran. Ich habe sie gefragt, ob sie mir das Beispiel noch einmal erklären kann, und sie meinte, ich solle besser aufpassen.« Sarahs Mutter nickte: »Hast du Angst, dass du nicht hinterher kommst?« »Ja, und ich war stinksauer, vor allem, weil sich Alena und Sonja auch noch lustig über mich gemacht haben.« »Verstehe ich richtig, dass du dich ärgerst, weil sie dich bloßgestellt hat?« »Ja genau, das ist doch doof vor den anderen.« Sarahs Mutter nickte erneut:
»Was möchtest du jetzt tun?« »Ich habe mir überlegt, dass ich Frau Müller morgen nach dem Unterricht noch mal frage.« Sarah wirkt nun zuversichtlicher. Ihre Mutter fragt nach: »Denkst du, dass es dann anders läuft?« »Vielleicht – zumindest ist es mir nicht so peinlich zu fragen, weil die anderen dann nicht zuhören.«
    Sarahs Mutter hat ihrer Tochter aktiv zugehört und ihr vermittelt zu akzeptieren, was sie empfindet. Sie war dabei keinesfalls schweigsam, ganz im Gegenteil. Sie hat signalisiert, dass sie Interesse hat. Dabei äußert sie keinen Kommentar, keine Bewertung, keine Belehrung und keine Kritik. Sie interpretiert auch nicht und vermeidet Vermutungen. Durch diese wertfreie Rückmeldung kann Sarah ihre Situation deutlicher sehen und einer eigenen Lösung ein Stückchen näher gekommen.
    Aktives Zuhören signalisiert Ihrem Kind, dass Sie ihm wirklich zuhören. Meistens ist damit schon viel geholfen. Bedenken Sie: Eltern müssen nicht immer gleich Ratschläge geben oder gar die Probleme ihrer Kinder lösen!
    Aktives Zuhören
    Melden Sie Ihrem Kind zurück, was Sie im Moment von ihm zu verstehen glauben; das bedeutet:
keine Interpretationen,
keine bohrenden Fragen,
keine Bewertungen,
keine guten Ratschläge und kein Besserwissen,
keine Lösungen.
    Zu den Voraussetzungen des aktiven Zuhörens zählen:
nicht sprechen (man kann nicht zuhören, wenn man selbst spricht),
zeigen, dass man zuhören will (Blickkontakt, zugewandte Haltung),
Ablenkungen fernhalten,
Geduld zeigen, sich Zeit lassen,
sich mit Bewertungen zurückhalten,
sich nicht durch Vorwürfe oder Kritik aus der Ruhe bringen lassen,
Fragen stellen.
    Mögliche Satzanfänge für aktives Zuhören könnten sein:
»Du hast den Eindruck, dass …«
»Wenn ich dich richtig verstehe, …«
»Du glaubst also, dass …«
»Du meinst, dass …«
»Das heißt also, dass …«
»Das hat dich … geärgert, gefreut, verletzt …«
    9. Widerstehen Sie Vergleichen!
    Ein afrikanisches Sprichwort lautet: »Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.« Daraus könnte folgender Schluss gefasst werden: Vermitteln Sie Ihrem Kind das Gefühl, einzigartig zu sein! Vergleichen Sie es nicht mit seinen Geschwistern oder mit anderen Kindern. Sie untergraben dadurch seine Selbstachtung und erzeugen in ihm das Gefühl, nicht in Ordnung oder nicht liebenswert zu sein.
    Kommentare wie »Nimm dir doch mal ein Beispiel an deinem Bruder.« oder »Warum bist du nicht so fleißig wie Philipp?«, wecken in Ihrem Kind Gefühle wie Scham, Neid und Rivalität. Selbst positive Vergleiche wie »Du bist die beste Rechnerin in der Klasse.« bergen Gefahr: Ihr Kind könnte eventuell Probleme damit bekommen, diesem Vergleich auch in Zukunft standhalten zu müssen.
    Wenn Sie hin und wieder etwas an Ihrem Kind aussetzen müssen, verzichten Sie auf pauschale Kritik wie: »Das ist doch wieder typisch für dich, immer …« Zeigen Sie ihm vielmehr, dass Sie es als Person schätzen – sein Verhalten allerdings nicht gut finden oder nicht tolerieren können. Erklären Sie klar und deutlich: »Mich stört, wenn du …«
    Wenn Ihr Kind sich selbst mit seinen Freundinnen oder Freunden oder mit seinen Geschwistern vergleicht (»Warum kann ich nicht so gut zeichnen wie Max?«), zeigen Sie Mitgefühl und heben Sie eine seiner Stärken hervor: »Ja, du hast recht, Max kann gut zeichnen. Und du bist ein guter Läufer.« Das zeigt Ihrem Kind, dass es Stärken und Schwächen hat und dass man nicht

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