Sicher stark und mutig
perfekt sein muss, um sich zu mögen.
Wenn Sie Ihrem Kind also klar machen, dass Sie es für seine Einzigartigkeit lieben, wird es Selbstsicherheit und Selbstachtung entwickeln.
10. Gefühlsausbrüche liebevoll managen – oder:
Wie hilft man dem Zornaffen von der Palme?
Kinder werden regelmäßig von starken Gefühlen überflutet. Einerseits können sie sich begeistern, sich freuen und Liebe zeigen, andererseits werden sie manchmal von Trotz- und Verzweiflungszuständen, Zorn oder Trauer beherrscht.
Beim Umgang mit Gefühlen fehlt Kindern im Gegensatz zu Erwachsenen noch die Sprache, die es ihnen ermöglicht, die inneren Vorgänge in Worte zu fassen. Je besser Kinder ihre Gefühle benennen und ausdrücken können, umso besser gelingt es ihnen, diese auch zu beeinflussen oder umzupolen.
Kinder haben auch noch nicht die Erfahrung und das Wissen, dass jedes Gefühl mit der Zeit nachlässt. Zudem wissen sie noch nicht, dass man sich auch emotional »anstecken« lassen kann. Das kennen wir doch: Beispielsweise muss man sich schon sehr anstrengen, wenn man neben einem gestressten oder wütenden Menschen steht, nicht selbst auch angespannt oder wütend zu werden.
Kinder müssen das alles erst lernen – dennoch verlangen wir manchmal auch schon von ihnen: »Jetzt beruhige dich doch endlich!« »Hör jetzt auf zu weinen.« »Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, das ist doch lächerlich.« »Ich will, dass du jetzt nicht mehr wütend bist und dich mit deiner Schwester versöhnst.« Mit diesen Forderungen verlangen wir von ihnen, ihre Gefühle zu kontrollieren und zu lenken, anstatt ihnen zu zeigen, wie sie sich selbst beruhigen, tröstenund regulieren können. Dieses sogenannte Management der Gefühle ist eine entscheidende Entwicklungsaufgabe für Kinder. Es ist wichtig zu lernen, was sie mit extremer Wut, mit großer Traurigkeit, mit riesiger Angst oder mit heftigen Wünschen tun können.
Was Sie Ihrem Kind an Gefühlsmanagement vermitteln sollten:
Jedes Gefühl ist in Ordnung. Immer!
Es ist ok, wenn du traurig, wütend oder ängstlich bist.
Es ist in Ordnung und durchaus verständlich, etwas unbedingt zu wollen.
Für das, was man fühlt, kann man nichts.
Man kann aber etwas damit oder dagegen tun.
Der Umgang mit Emotionen ist lehr- und lernbar; das gilt für Kinder genauso wie für Erwachsene.
Mit jedem Lebensjahr hat ein Mensch mehr Verantwortung für das, was er tut. Ausreden wie: »Ich war so wütend. Ich musste es tun.« gelten nicht! Niemand darf deshalb zuschlagen – es gibt Alternativen.
Ein wichtiges Prinzip ist, dass Ihr Kind lernt, über seine Gefühle zu sprechen. Im gemeinsamen Gespräch über die Gefühle wird ein Teil der Impulsivität gleich mit abgebaut. Tauschen Sie sich mit Ihrem Kind über seine Gefühle aus: Fragen Sie es, was es gerade fühlt. Kennt Ihr Kind die Gründe, wie diese Gefühle zustande gekommen sind? Was glaubt es denn selbst? Danach können Sie gemeinsam überlegen, was Ihr Kind dagegen tun kann.
Hier gibt es zwei Richtungen, in die Ihre Gedanken gehen könnten:
Wie lassen sich die Gefühle anders als in Aggression auf bestimmte Personen abbauen?
Wie kann man in Zukunft verhindern, dass sich die Gefühle erneut so aufschaukeln?
Mit diesen Überlegungen zeigen Sie Ihrem Kind, dass es seine Gefühle beeinflussen kann. Angst, Trauer oder Stresssind ebenfalls Themen, mit denen Sie sich genauer beschäftigen können. Gehen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind auf eine Entdeckungsreise in die Innenwelt, um das Gefühl zuerst zu verstehen, und danach, um zu helfen, mit dem Gefühl gut umzugehen. So bringen Sie Ihrem Kind bei, dass es seinen Gefühlen nicht ausgeliefert ist. So machen Sie es stark im Umgang mit starken Emotionen!
Spielen Sie in Gedanken folgendes Beispiel durch:
Benjamin spielt mit seinen Bausteinen, als plötzlich seine kleine Schwester ins Zimmer kommt und sein Bauwerk zerstört. Benjamin ist wütend!
»Es ist in Ordnung, dass du auf deine Schwester wütend
bist. Aber es ist nicht in Ordnung, wenn du sie schlägst. In unserer Familie wird nicht geschlagen, das ist verboten. Lass uns gemeinsam nachdenken, was du machen kannst, wenn dein Ärger wieder so groß wird. Lass uns gemeinsam überlegen, was du tun kannst: zuerst einmal gegen deinen Ärger und dann, wie du mit deiner Schwester umgehen kannst. Ich helfe dir dabei.«
Sammeln Sie nun mit Ihrem Kind gemeinsam Ideen. Sie können sein Umfeld dazu befragen: »Papa, was machst denn du, wenn du sehr ärgerlich bist,
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