Sicherheitsfaktor III
schob ich sie in den Bandspieler. Augenblicklich war General Relings Stimme zu hören:
»Warum, zum Teufel, lassen Sie sich immer soviel Zeit, Konnat? Wissen Sie nicht, daß die Sache eilig ist?«
4.
Diese Einleitung hatte er auf Verdacht gesprochen. Ganz egal, wann ich die Kassette gefunden hätte, sie wären immer passend gewesen. Reling berichtete kurz von der Frage- und Antwortsitzung mit PLATO. Der Rechner hatte sich meiner Hypothese angeschlossen, wonach es sich bei der Entführung nicht um ein Privatunternehmen, sondern um den Vorstoß eines fremden Geheimdienstes handelte. Torpentoufs Mädchen waren entführt worden, weil Torpentouf ein Wissen besaß, das der unbekannte Gegner brauchte. Welches dieses Wissen jedoch war, vermochte auch PLATO nicht zu sagen, obwohl er Torpentoufs Personaldaten besaß und im Rahmen seiner analytischen Fähigkeiten weitaus besser über den Mann Bescheid wußte als irgendeiner von uns.
PLATO brauchte zusätzliche Informationen. Wie üblich, war mir der Zusammenhang zwischen den einzelnen Fragen, die Reling per Kassette übermittelte, völlig unverständlich.
»Eine genaue Beschreibung des Weges, den die Kinder von Torpentoufs Haus bis zur Haltestelle des Omnibus’ gehen, wird gewünscht«, erklärte Reling in einem Tonfall, der deutlich erkennen ließ, daß er die Worte von einem Stück Druckstreifen las, das PLATO ausgespien hatte. »Am besten in Form geographischer Koordinaten.«
Ich notierte das Anliegen, denn ich wußte, daß ich die Kassette nicht lange besitzen würde.
»Temperatur, Luftfeuchtigkeit und sonstige meteorologische Daten zum Zeitpunkt der Entführung sind ebenfalls wichtig«, fuhr Reling fort.
Nur ein Computer, schoß es mir durch den Kopf, konnte damit etwas anfangen.
»Eine genaue Beschreibung der Kleidung der Mädchen wird verlangt«, sagte der Alte.
Und so ging es weiter. PLATO hatte insgesamt knapp zwei Dutzend Wünsche. Ich mußte sie umformulieren und die Fragen so formulieren, daß Mike Torpentouf nicht auf die Idee kam, die Auskünfte seien für jemand anders als mich bestimmt. Am Ende der Aufzeichnung forderte Reling mich auf, die Kassette dem Abspielgerät zu entnehmen, sie auf eine feuerfeste Unterlage zu plazieren und der winzigen Unebenheit auf ihrer Oberseite mit einem scharfen Gegenstand, am besten der Spitze eines Hammers, einen harten Schlag zu versetzen. Ich folgte den Anweisungen genau, nur einen Hammer hatte ich nicht zur Verfügung. Ich benützte statt dessen den Knauf eines Tafelmessers, das ich dem reichlich ausgestatteten Besteckkasten meines Appartements entnahm. Als ich zuschlug, gab es ein knacksendes Geräusch, als hätte ich die Plastikabdeckung der Kassette durchschlagen. Einen Atemzug später begann der kleine Kasten Rauch zu entwickeln. Er hüllte sich in dichte Qualmschwaden, und als die Rauchentwicklung schließlich aufhörte, war er spurlos verschwunden. Nur auf der Unterlage hatte sich ein kleiner schwarzbrauner Fleck gebildet.
Ich hatte das Schauspiel schon Dutzende von Malen erlebt. Trotzdem erschien es mir immer wieder von neuem faszinierend, wie sich ein so solides Gebilde wie eine Tonbandkassette einfach auflöste, und dabei nichts hinterließ, als eine kurzlebige Wolke wohlriechenden Rauchs, denn das Material, aus dem die Kassette bestand, war so präpariert, daß es bei der Auflösung einen parfumähnlichen Duft hinterließ.
Ich hatte die feuerfeste Unterlage gerade von dem unschönen Fleck gereinigt, da öffnete sich die Tür, und der Kleine stürmte herein – respektlos und unangemeldet, wie es seine Art war. In der Nähe der Tür
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