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Sicherheitsfaktor III

Sicherheitsfaktor III

Titel: Sicherheitsfaktor III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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blieb er ste­hen und schnüf­fel­te.
    »Aha!« sag­te er mit schnei­den­der Stim­me. »Ent­we­der hast du Da­men­be­such ge­habt oder ei­ne ge­hei­me Mel­dung emp­fan­gen! Wel­ches von bei­den ist es?«
     
    Am nächs­ten Tag tauch­ten wir zum drit­ten Mal in Mi­ke Tor­pentoufs Amts­be­reich auf, dies­mal un­ter dem Vor­wand, daß wir von dem Rech­ner der Se­cu­ri­ty Ad­mi­nis­tra­ti­on ei­ni­ge Aus­künf­te brauch­ten. Man war uns wie­der­um zu Diens­ten, be­han­del­te uns freund­lich und gab uns zu ver­ste­hen, daß wir gern ge­se­hen sei­en. Wir ver­brach­ten meh­re­re Stun­den und zo­gen wie­der ab. Am Nach­mit­tag ab­sol­vier­ten wir einen Teil un­se­res Er­ho­lungs­pro­gramms, das man für uns zu­sam­men­ge­stellt hat­te, als die Welt noch in Ord­nung war und nie­mand et­was von der Ent­füh­rung der Tor­pentouf-Dril­lin­ge wuß­te. Es fiel uns schwer, uns als rei­ne Ur­lau­ber zu ge­bär­den.
    Mei­ne Ant­wor­ten an Re­ling wa­ren noch in der ver­gan­ge­nen Nacht ab­ge­gan­gen. Der Ge­dan­ke ließ mich nicht in Ru­he, daß im Ho­tel schon neue Nach­rich­ten auf mich war­ten könn­ten. Noch vor dem Es­sen fuhr ich hin­auf und such­te nach ei­nem An­zei­chen da­für, daß wie am ver­gan­ge­nen Tag ir­gend­wo ei­ne Bot­schaft für mich hin­ter­legt wor­den sei. Aber ich fand nichts. Re­ling ließ sich in die­ser An­ge­le­gen­heit un­ver­ständ­lich viel Zeit.
    So ver­gin­gen zwei wei­te­re Ta­ge, in de­nen wir noch zwei Be­su­che in der Se­cu­ri­ty Ad­mi­nis­tra­ti­on ab­sol­vier­ten. Am Abend die­ses Ta­ges kam Tor­pentouf zu uns ins Ho­tel. Er hat­te mir auf­ge­tra­gen, von der Ho­tel­lei­tung einen Vi­deo­pro­jek­tor zu mie­ten. Das Ge­rät war auf­ge­baut, als er bei uns ein­trat. Er brach­te ei­ne Vi­deo-Kas­set­te zum Vor­schein und leg­te sie ein. Das Licht wur­de aus­ge­schal­tet. Auf der Wand, die wir als Pro­jek­ti­ons­flä­che be­nutz­ten, er­schi­en Oberst McNairds ha­ge­res, as­ke­ti­sches Ge­sicht.
    »Wir fan­gen von oben an«, er­klär­te Tor­pentouf. »Ich weiß, daß Sie mit McNaird zu­sam­men wa­ren. Er ist nur der Voll­stän­dig­keit hal­ber mit ein­ge­schlos­sen.«
    Es folg­ten die Bil­der von ein paar Leu­ten, die wir bei der Vor­stel­lungs­vi­si­te ge­se­hen hat­ten. Die Blon­di­ne war auch dar­un­ter, und so, wie sie uns von der Wand her an­strahl­te, muß­te man an­neh­men, daß sie auch den Fo­to­gra­fen ge­fragt hat­te, wie er sein Steak am liebs­ten äße, was er ger­ne trän­ke und ob er schon ver­hei­ra­tet sei.
    Es gab ins­ge­samt sie­ben­und­zwan­zig Män­ner und Frau­en, die Mi­ke Tor­pentouf als »die wich­tigs­ten Leu­te in der Se­cu­ri­ty Ad­mi­nis­tra­ti­on« be­zeich­ne­te. Tor­pentouf war bis zu Bild ein­und­zwan­zig durch­ge­drun­gen, als er an un­se­rer Re­ak­ti­on merk­te, daß wir et­was ent­deckt hat­ten. Der Mann, der uns von der Pro­jek­ti­ons­flä­che her­ab an­sah, war fort­ge­schrit­te­nen Al­ters, et­wa sech­zig Jah­re. Er hat­te dar­auf ver­zich­tet, die al­les über­de­cken­den Mit­tel der mo­der­nen Kos­me­tik in An­spruch zu neh­men, und trug sein Haar so, wie die Na­tur es hat­te wer­den las­sen: Schloh­weiß. Zur Be­schrei­bung des Pro­fils und des Ge­sichts fie­len mir kei­ne an­de­ren Wor­te ein als die al­ten Ste­reo­ty­pe »hehr« und »edel«. Wenn mir je­mand ge­sagt hät­te, der Weiß­haa­ri­ge sei der Prinz von Sa­voy­en oder der Her­zog von Meck­len­burg, ich hät­te es oh­ne wei­te­res ak­zep­tiert. In un­se­rer Zeit sind wür­de­vol­le Köp­fe sel­ten ge­wor­den. Aber das hier war ei­ner, so wahr ich hier saß!
    Wich­ti­ger war na­tür­lich, daß wir den Mann eben zum ers­ten­mal zu Ge­sicht be­ka­men, ob­wohl er zu Mi­ke Tor­pentoufs en­ge­rem Stab ge­hör­te. Er war auf dem Bild in Zi­vil ge­klei­det, aber selbst in die­sem Auf­zug ging et­was von ihm aus, das den Be­trach­ter ah­nen ließ, daß er einen ver­kapp­ten Mi­li­tär vor sich ha­be.
    Im Halb­dun­kel des Raum­es mus­ter­te uns Tor­pentouf auf­merk­sam.
    »Das ist Oberst van Nuy­sen«, sag­te er, »der Lei­ter un­se­rer Ab­tei­lung Do­ku­men­ta­ti­on und Ar­chi­ve. Sie ha­ben ihn

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