Sicherheitsfaktor III
blieb er stehen und schnüffelte.
»Aha!« sagte er mit schneidender Stimme. »Entweder hast du Damenbesuch gehabt oder eine geheime Meldung empfangen! Welches von beiden ist es?«
Am nächsten Tag tauchten wir zum dritten Mal in Mike Torpentoufs Amtsbereich auf, diesmal unter dem Vorwand, daß wir von dem Rechner der Security Administration einige Auskünfte brauchten. Man war uns wiederum zu Diensten, behandelte uns freundlich und gab uns zu verstehen, daß wir gern gesehen seien. Wir verbrachten mehrere Stunden und zogen wieder ab. Am Nachmittag absolvierten wir einen Teil unseres Erholungsprogramms, das man für uns zusammengestellt hatte, als die Welt noch in Ordnung war und niemand etwas von der Entführung der Torpentouf-Drillinge wußte. Es fiel uns schwer, uns als reine Urlauber zu gebärden.
Meine Antworten an Reling waren noch in der vergangenen Nacht abgegangen. Der Gedanke ließ mich nicht in Ruhe, daß im Hotel schon neue Nachrichten auf mich warten könnten. Noch vor dem Essen fuhr ich hinauf und suchte nach einem Anzeichen dafür, daß wie am vergangenen Tag irgendwo eine Botschaft für mich hinterlegt worden sei. Aber ich fand nichts. Reling ließ sich in dieser Angelegenheit unverständlich viel Zeit.
So vergingen zwei weitere Tage, in denen wir noch zwei Besuche in der Security Administration absolvierten. Am Abend dieses Tages kam Torpentouf zu uns ins Hotel. Er hatte mir aufgetragen, von der Hotelleitung einen Videoprojektor zu mieten. Das Gerät war aufgebaut, als er bei uns eintrat. Er brachte eine Video-Kassette zum Vorschein und legte sie ein. Das Licht wurde ausgeschaltet. Auf der Wand, die wir als Projektionsfläche benutzten, erschien Oberst McNairds hageres, asketisches Gesicht.
»Wir fangen von oben an«, erklärte Torpentouf. »Ich weiß, daß Sie mit McNaird zusammen waren. Er ist nur der Vollständigkeit halber mit eingeschlossen.«
Es folgten die Bilder von ein paar Leuten, die wir bei der Vorstellungsvisite gesehen hatten. Die Blondine war auch darunter, und so, wie sie uns von der Wand her anstrahlte, mußte man annehmen, daß sie auch den Fotografen gefragt hatte, wie er sein Steak am liebsten äße, was er gerne tränke und ob er schon verheiratet sei.
Es gab insgesamt siebenundzwanzig Männer und Frauen, die Mike Torpentouf als »die wichtigsten Leute in der Security Administration« bezeichnete. Torpentouf war bis zu Bild einundzwanzig durchgedrungen, als er an unserer Reaktion merkte, daß wir etwas entdeckt hatten. Der Mann, der uns von der Projektionsfläche herab ansah, war fortgeschrittenen Alters, etwa sechzig Jahre. Er hatte darauf verzichtet, die alles überdeckenden Mittel der modernen Kosmetik in Anspruch zu nehmen, und trug sein Haar so, wie die Natur es hatte werden lassen: Schlohweiß. Zur Beschreibung des Profils und des Gesichts fielen mir keine anderen Worte ein als die alten Stereotype »hehr« und »edel«. Wenn mir jemand gesagt hätte, der Weißhaarige sei der Prinz von Savoyen oder der Herzog von Mecklenburg, ich hätte es ohne weiteres akzeptiert. In unserer Zeit sind würdevolle Köpfe selten geworden. Aber das hier war einer, so wahr ich hier saß!
Wichtiger war natürlich, daß wir den Mann eben zum erstenmal zu Gesicht bekamen, obwohl er zu Mike Torpentoufs engerem Stab gehörte. Er war auf dem Bild in Zivil gekleidet, aber selbst in diesem Aufzug ging etwas von ihm aus, das den Betrachter ahnen ließ, daß er einen verkappten Militär vor sich habe.
Im Halbdunkel des Raumes musterte uns Torpentouf aufmerksam.
»Das ist Oberst van Nuysen«, sagte er, »der Leiter unserer Abteilung Dokumentation und Archive. Sie haben ihn
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