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Sicherheitsfaktor III

Sicherheitsfaktor III

Titel: Sicherheitsfaktor III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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hat­te mir die In­for­ma­ti­on mit­ge­ge­ben, da­mit ich sie in ei­nem kri­ti­schen Au­gen­blick ein­set­zen konn­te, um zum Bei­spiel die Auf­merk­sam­keit des Geg­ners von an­de­ren Din­gen ab­zu­len­ken. Die­ser Au­gen­blick war ge­kom­men: Ich muß­te Huang Ho-Fengs Ver­dacht we­gen der ver­säum­ten Ver­ab­re­dung zer­streu­en.
    »Man muß den Mann selbst­ver­ständ­lich hier­her­brin­gen und ihn aus­führ­lich ver­hö­ren«, äu­ßer­te sich Huang.
    »Ich zweifle nicht an der Weis­heit des Ge­nos­sen Huang«, ant­wor­te­te ich, »aber in die­sem Fall wür­de ich von ei­nem Ver­hör ab­se­hen.«
    »Warum?«
    »Ers­tens, weil der Mann uns auch frei­wil­lig mit­teilt, was er weiß. Und zwei­tens, weil er wei­ter­hin oft auf Rei­sen geht und auf lan­ge Sicht als zu­ver­läs­si­ge In­for­ma­ti­ons­quel­le zu be­trach­ten ist.«
    »Hm«, mach­te Huang, »das muß ich mir durch den Kopf ge­hen las­sen. Wel­ches ist al­so das Ober­haupt der Re­bel­len?«
    Ich mach­te ei­ne höchst be­deu­tungs­vol­le Mie­ne.
    »Der Na­me wird dich über­ra­schen, Ge­nos­se Huang! Es han­delt sich um einen Mann, den wir al­le gut ken­nen und der bis­lang über al­len Ver­dacht weit er­ha­ben zu sein schi­en: Khalk­ha Da­y­an.«
    »Un­mög­lich!« ent­fuhr es Huang Ho-Feng.
    Ich über­ging die­se Erup­ti­on schlech­ten Be­neh­mens mit Still­schwei­gen. Je mehr Feh­ler Huang Ho-Feng sich in mei­ner Ge­gen­wart leis­te­te, de­sto be­reit­wil­li­ger wür­de er sein, mir mei­ne Ver­geß­lich­keit zu ver­zei­hen. Ein Mann, der auf ei­ne zwar über­ra­schen­de, aber wohl­fun­dier­te Neu­ig­keit mit dem un­re­flek­tier­ten Aus­ruf »Un­mög­lich!« rea­giert, ver­stößt ge­gen die Re­gel des ge­sit­te­ten, be­herrsch­ten Ver­hal­tens. Huang wuß­te das und nahm sich so­fort zu­sam­men.
    »Ich neh­me an«, sag­te er müh­sam be­herrscht, »daß aus­rei­chen­des Be­weis­ma­te­ri­al vor­han­den ist, Ge­nos­se Wang? Khalk­ha Da­y­an spielt im kul­tu­rel­len Le­ben un­se­res Staa­tes ei­ne der­art be­deu­ten­de Rol­le, daß wir es uns nicht leis­ten kön­nen, ihn grund­los zu ver­däch­ti­gen.«
    »Das ist rich­tig, Ge­nos­se Huang«, gab ich zu. »Khalk­ha Day an ar­bei­tet ak­tiv an der Er­hal­tung al­ten mon­go­li­schen Volks­gu­tes und hat auf die­sem Ge­biet Un­er­reich­ba­res ge­leis­tet. Ge­ra­de das aber hät­te uns stut­zig ma­chen sol­len. Man küm­mert sich nicht um al­tes Volks­gut, wenn man nicht auch ei­ne see­li­sche Be­zie­hung da­zu hat. Und ei­nes der äl­tes­ten mon­go­li­schen Idea­le ist die Un­ab­hän­gig­keit von den süd­asia­ti­schen Räu­men.«
    Das stimm­te ihn nach­denk­lich. Ich war auf dem bes­ten We­ge, mei­ne Schlap­pe von vor­hin wettz­u­ma­chen. Um das Tem­po nicht zu ver­lie­ren, fuhr ich oh­ne län­ge­re Pau­se fort:
    »Be­weis­ma­te­ri­al, das für die Ver­haf­tung von Khalk­ha Da­y­an und sei­nen Mit­ar­bei­tern aus­reicht, liegt be­reits vor. Mehr wer­den wir bei der Ver­haf­tung selbst er­beu­ten.«
    Er sah mich plötz­lich scharf an.
    »Be­steht die Mög­lich­keit, Ge­nos­se Wang, daß dein gest­ri­ges Un­glück mit dei­ner In­for­ma­ti­ons­su­che in Zu­sam­men­hang stand?«
    »Die­se Mög­lich­keit be­steht, Ge­nos­se Huang«, ant­wor­te­te ich be­schei­den. »Ich ha­be ver­an­laßt, daß das Wrack des Hub­schrau­bers ge­nau un­ter­sucht wird. Wenn das Er­geb­nis vor­liegt, wer­den wir wis­sen, ob die na­tio­na­lis­ti­schen Re­bel­len da­bei die Hän­de im Spiel hat­ten.«
    Der Mann war be­ein­druckt, das sah man ihm an. Zum ers­ten­mal spiel­te ein Lä­cheln auf sei­nem Ge­sicht.
    »Du bist ein pflicht­be­wuß­ter, über dein Al­ter hin­aus wei­ser Mensch, Ge­nos­se Wang. Ich bin si­cher, du wirst es noch weit brin­gen.«
    Ich neig­te leicht den Kopf.
    »Je­dem nach sei­ner Ge­bühr, aber kei­nem über das Wohl des Vol­kes«, zi­tier­te ich einen der Sprü­che aus dem Buch der so­zia­lis­ti­schen Weis­hei­ten.
    »Ich er­war­te«, fuhr Huang Ho-Feng fort, »daß du mir das Be­weis­ma­te­ri­al so­fort vor­legst.«
    Da­mit hat­te ich mich als ent­las­sen zu be­trach­ten. Ich stand auf. Aber Huang war noch

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