Sicherheitsfaktor III
Auge.«
»Gefahr?«
»Unmittelbar«, bestätigte ich. »Alpha-Alarm!«
10.
Ich trat aus der Aufzugskabine. Der Eingang zu meiner – oder vielmehr Wangs – Wohnung lag nur wenige Schritte entfernt. Ich öffnete die Tür und blieb im Vorraum einen Augenblick stehen. Ich öffnete den Mentalschirm und hielt Umschau. Meine Vermutung hatte mich nicht getäuscht: In meiner Wohnung befanden sich zwei Fremde. Sie waren gekommen, um mich … nein, nicht zu verhaften … es handelte sich nicht um die legitime Ergreifung eines Übeltäters, sondern …
Ich konnte nicht weiter horchen. Auch von draußen, vom Gang her, kamen nun die Gedankenimpulse zweier Fremder. Man hatte mir den Rückweg versperrt. Sie hatten ihren Auftrag von Huang Ho-Feng. Ich sollte irgendwo hingebracht werden. Ich schloß den Schirm und kehrte in die Realwelt zurück. Ich war bewaffnet. Sollte ich mich zur Wehr setzen? Ein blitzschneller Entschluß: Ich würde mich nicht wehren. Huang Ho-Feng hatte Verdacht geschöpft, aber nicht den richtigen Verdacht. Die Aussichten, mich herauszureden, waren nicht schlecht.
Die Wohnzimmertür öffnete sich vor mir. Ich trat über die Schwelle und heuchelte Entsetzen, als ich die beiden Männer sah, die es sich in meiner Wohnung bequem gemacht hatten. Sie waren bewaffnet. Beide trugen eine langläufige Pistole, die sie sich quer über die Knie gelegt hatten, die rechte Hand nur wenige Fingerbreit davon entfernt.
»Was wollt ihr hier?« stieß ich hervor.
»Das wirst du erfahren, Genosse Wang«, antwortete einer der beiden, ergriff die Pistole und stand auf. »Aber nicht von uns.«
»Wer … wer seid ihr?«
»Schutztruppe.«
»Ich kenne keine Schutztruppe. Du hast dich auszuweisen!«
Er stand jetzt zwei Schritte vor mir. Der Lauf seiner Pistole zeigte mir auf den Leib.
»Ich werde mich ausweisen«, sagte er mit gefährlich drohender Stimme. »Nämlich so …«
Ich hörte ein dumpfes Geräusch. Gleichzeitig spürte ich einen Stich in der Magengegend. Ich schrie auf, aber mitten im Schrei versagten die Muskeln mir den Dienst. Ich knickte zusammen, und noch bevor ich den Boden erreichte, war ich bewußtlos.
Das Erwachen erwies sich als eine überaus schwierige Prozedur. Es war, als sei mein Bewußtsein in einem Käfig gefangen, durch dessen Stäbe es die Welt der Wirklichkeit sehen konnte, ohne jedoch ins Freie zu gelangen. Ich hatte die Augen offen, aber die Bilder, die ich sah, ergaben keinen Sinn. Ich erblickte wallende, bunte Leuchtflecken, und ab und zu drangen Laute an mein Ohr, deren Bedeutung mir unklar blieb. Nur mein Erinnerungsvermögen war intakt. Ich wußte genau, daß man mir in meiner Wohnung aufgelauert hatte. Ich war widerrechtlich niedergeschossen worden. Wo ich mich jetzt befand, davon hatte ich keine Ahnung.
Plötzlich stahl sich ein fremder Gedanke in mein eingesperrtes Bewußtsein. Ich horchte auf. Das war Hannibals telepathische Stimme! »Großer … du brauchst mir nicht zu antworten. Ich glaube nicht, daß du es kannst. Ich habe ständig auf dich geachtet und weiß ziemlich genau, wohin sie dich gebracht haben. Man hat dich mit einem Giftpfeil betäubt, und vor wenigen Augenblicken hast du eine neue Injektion bekommen, vermute ich. Dein Bewußtsein ist ein schwacher, verwaschener Fleck, den ich nur mit Mühe ausmachen kann. Trotzdem hoffe ich, daß du mich verstehst. So, wie ich die Lage jetzt deute, bereiten sie dich auf eine hypnotische Behandlung vor. Die letzte Injektion soll deinen mentalen Widerstand brechen. Ich habe gute Nachrichten. Huang Ho-Feng befindet sich in deiner Nähe. Er hat dich im Verdacht … ein Mittelsmann der Pekinger Regierung zu sein. Wie du weißt, gibt es Spannungen zwischen Regierung und
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