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Sicherheitsfaktor III

Sicherheitsfaktor III

Titel: Sicherheitsfaktor III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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nicht fer­tig.
    »Wie ich dich ken­ne, Ge­nos­se Wang, hast du al­le Vor­be­rei­tun­gen ge­trof­fen, die Fal­le um die Re­bel­len zu­schnap­pen zu las­sen?«
    Ich ver­neig­te mich wie­der­um. Es wa­ren zwar noch kei­ne Vor­be­rei­tun­gen ge­trof­fen, aber sie wür­den sich in al­ler Ei­le durch­füh­ren las­sen. Der großasia­ti­sche Ge­heim­dienst ist ei­ne äu­ßerst straff ge­führ­te Or­ga­ni­sa­ti­on.
    »Es ist so, wie du sagst, Ge­nos­se Huang«, ant­wor­te­te ich.
    »Und was ge­denkst du nun zu tun?«
    Ich war jetzt nur dar­auf be­dacht, den ge­leh­ri­gen, stets ge­hor­sa­men Un­ter­ge­be­nen zu spie­len. Im Wes­ten wä­re ein Agent, der die Hin­ter­grün­de ei­nes Kom­plotts aus­spio­niert hat, er­picht dar­auf ge­we­sen, auch die ab­schlie­ßen­de Ak­ti­on in ei­ge­ner Ver­ant­wor­tung durch­zu­füh­ren. Hier durf­te ich einen sol­chen Ehr­geiz auf kei­nen Fall er­ken­nen las­sen.
    »Ich hat­te ge­dacht«, ant­wor­te­te ich, »auf die Rück­kunft des Ge­nos­sen Fo-Ti­eng zu war­ten und ihn um sei­ne Ent­schei­dung zu bit­ten!«
    Ich brauch­te nur einen Blick in Huang Ho-Fengs Ge­sicht zu tun, um zu wis­sen, daß ich so­eben einen ka­pi­ta­len Feh­ler be­gan­gen hat­te. Das Lä­cheln war wie weg­ge­wischt. Auf der Stirn über dem mons­trö­sen Bril­len­rah­men hat­te sich ei­ne stei­le Fal­te ge­bil­det.
    »Du kannst ge­hen, Ge­nos­se Wang«, sag­te Huang Ho-Feng ei­sig.
     
    Von mei­nem Schreib­tisch aus ver­such­te ich in Huangs Be­wußt­sein ein­zu­drin­gen. Aber er hat­te mir ein Schnipp­chen ge­schla­gen: Er war ver­schwun­den. Er be­fand sich nicht mehr in sei­nem Bü­ro, und ich konn­te sei­nen Ge­dan­ken­strom nicht aus dem Wust frem­der Im­pul­se, der von al­len Sei­ten auf mich ein­ström­te, aus­sor­tie­ren. In al­ler Ei­le pack­te ich die Un­ter­la­gen zu­sam­men, die man in Wa­shing­ton an­ge­fer­tigt und mir mit­ge­ge­ben hat­te. Heu­te mor­gen, als ich ins Bü­ro kam, hat­te ich sie am Kör­per ge­tra­gen. Ich schob sie in einen un­durch­sich­ti­gen Be­häl­ter, den ich mit al­ler Sorg­falt ver­sie­gel­te, und brach­te sie an Huang Ho-Feng auf den Weg. Er wür­de dar­in al­les fin­den, was er über Khalk­ha Da­y­an und sei­ne Be­tei­li­gung an den na­tio­na­lis­ti­schen Um­trie­ben der Mon­go­len wis­sen woll­te. Un­se­re Auf­ga­be war es nun, dem Na­tio­na­lis­ten­füh­rer ei­ne War­nung zu­kom­men zu las­sen. Denn es lag uns, der GWA, nicht ernst­haft dar­an, die Mon­go­len auf­flie­gen zu las­sen, wo sie doch schon seit Jah­ren mit schö­ner Re­gel­mä­ßig­keit da­für sorg­ten, daß es an der großasia­tisch-rus­si­schen Gren­ze nicht zur Ru­he kam.
    Ich such­te ein zwei­tes Mal nach Huang Ho-Feng; aber er blieb vor­läu­fig ver­schwun­den. Dann nahm ich Ver­bin­dung mit Han­ni­bal auf. »Wir wa­ren ein we­nig nach­läs­sig«, setz­te ich ihm aus­ein­an­der. »Wir hät­ten Wangs Be­wußt­seins­in­halt sorg­fäl­ti­ger durch­su­chen sol­len.«
    Ich be­rich­te­te über die ver­säum­te Ver­ab­re­dung mit Huang Ho-Feng.
    »Sieht in der Tat nach ei­ner Nach­läs­sig­keit aus«, be­kann­te der Klei­ne. »Aber der Kerl ist so ver­dammt schwer ab­zu­hor­chen. Es ist bei­na­he, als hät­te er einen Block im Ge­hirn.«
    »Viel­leicht ein la­ten­ter Es­per?« warn­te ich.
    »Mag sein. Auf je­den Fall muß ich es noch ein­mal ver­su­chen.«
    »Die Sa­che ist ei­lig. Mir ist so­eben ein zwei­ter Feh­ler un­ter­lau­fen. Auch die­ser hat et­was mit Fo-Ti­engs Ab­we­sen­heit und Huangs Ein­satz als sein Stell­ver­tre­ter zu tun. Du mußt auf je­den Fall her­aus­fin­den, ob Wang wirk­lich kei­ne Ah­nung hat, wann Fo-Ti­eng zu­rück­kehrt. Ich ver­mu­te stark, daß da der Ha­se im Pfef­fer liegt.«
    »Wird ge­macht, Großer«, ver­sprach Han­ni­bal. »Ich mel­de mich, so­bald ich et­was weiß. Sonst noch was?«
    »Die War­nung an die mon­go­li­schen Na­tio­na­lis­ten muß so­fort ab­ge­hen. Ich ha­be die In­for­ma­ti­on her­ge­ben müs­sen.«
    Er gab einen te­le­pa­thi­schen Aus­ruf des Er­stau­nens von sich, den man am pas­sends­ten mit »Ohoi!« über­set­zen könn­te. »Da muß es ja ziem­lich brenz­lig

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