Sicherheitsfaktor III
nicht fertig.
»Wie ich dich kenne, Genosse Wang, hast du alle Vorbereitungen getroffen, die Falle um die Rebellen zuschnappen zu lassen?«
Ich verneigte mich wiederum. Es waren zwar noch keine Vorbereitungen getroffen, aber sie würden sich in aller Eile durchführen lassen. Der großasiatische Geheimdienst ist eine äußerst straff geführte Organisation.
»Es ist so, wie du sagst, Genosse Huang«, antwortete ich.
»Und was gedenkst du nun zu tun?«
Ich war jetzt nur darauf bedacht, den gelehrigen, stets gehorsamen Untergebenen zu spielen. Im Westen wäre ein Agent, der die Hintergründe eines Komplotts ausspioniert hat, erpicht darauf gewesen, auch die abschließende Aktion in eigener Verantwortung durchzuführen. Hier durfte ich einen solchen Ehrgeiz auf keinen Fall erkennen lassen.
»Ich hatte gedacht«, antwortete ich, »auf die Rückkunft des Genossen Fo-Tieng zu warten und ihn um seine Entscheidung zu bitten!«
Ich brauchte nur einen Blick in Huang Ho-Fengs Gesicht zu tun, um zu wissen, daß ich soeben einen kapitalen Fehler begangen hatte. Das Lächeln war wie weggewischt. Auf der Stirn über dem monströsen Brillenrahmen hatte sich eine steile Falte gebildet.
»Du kannst gehen, Genosse Wang«, sagte Huang Ho-Feng eisig.
Von meinem Schreibtisch aus versuchte ich in Huangs Bewußtsein einzudringen. Aber er hatte mir ein Schnippchen geschlagen: Er war verschwunden. Er befand sich nicht mehr in seinem Büro, und ich konnte seinen Gedankenstrom nicht aus dem Wust fremder Impulse, der von allen Seiten auf mich einströmte, aussortieren. In aller Eile packte ich die Unterlagen zusammen, die man in Washington angefertigt und mir mitgegeben hatte. Heute morgen, als ich ins Büro kam, hatte ich sie am Körper getragen. Ich schob sie in einen undurchsichtigen Behälter, den ich mit aller Sorgfalt versiegelte, und brachte sie an Huang Ho-Feng auf den Weg. Er würde darin alles finden, was er über Khalkha Dayan und seine Beteiligung an den nationalistischen Umtrieben der Mongolen wissen wollte. Unsere Aufgabe war es nun, dem Nationalistenführer eine Warnung zukommen zu lassen. Denn es lag uns, der GWA, nicht ernsthaft daran, die Mongolen auffliegen zu lassen, wo sie doch schon seit Jahren mit schöner Regelmäßigkeit dafür sorgten, daß es an der großasiatisch-russischen Grenze nicht zur Ruhe kam.
Ich suchte ein zweites Mal nach Huang Ho-Feng; aber er blieb vorläufig verschwunden. Dann nahm ich Verbindung mit Hannibal auf. »Wir waren ein wenig nachlässig«, setzte ich ihm auseinander. »Wir hätten Wangs Bewußtseinsinhalt sorgfältiger durchsuchen sollen.«
Ich berichtete über die versäumte Verabredung mit Huang Ho-Feng.
»Sieht in der Tat nach einer Nachlässigkeit aus«, bekannte der Kleine. »Aber der Kerl ist so verdammt schwer abzuhorchen. Es ist beinahe, als hätte er einen Block im Gehirn.«
»Vielleicht ein latenter Esper?« warnte ich.
»Mag sein. Auf jeden Fall muß ich es noch einmal versuchen.«
»Die Sache ist eilig. Mir ist soeben ein zweiter Fehler unterlaufen. Auch dieser hat etwas mit Fo-Tiengs Abwesenheit und Huangs Einsatz als sein Stellvertreter zu tun. Du mußt auf jeden Fall herausfinden, ob Wang wirklich keine Ahnung hat, wann Fo-Tieng zurückkehrt. Ich vermute stark, daß da der Hase im Pfeffer liegt.«
»Wird gemacht, Großer«, versprach Hannibal. »Ich melde mich, sobald ich etwas weiß. Sonst noch was?«
»Die Warnung an die mongolischen Nationalisten muß sofort abgehen. Ich habe die Information hergeben müssen.«
Er gab einen telepathischen Ausruf des Erstaunens von sich, den man am passendsten mit »Ohoi!« übersetzen könnte. »Da muß es ja ziemlich brenzlig
Weitere Kostenlose Bücher