Sicherheitsfaktor III
Fernsehübertragungen von öffentlichen Sitzungen des Zentralkomitees kennst?«
»Ja.«
Daraufhin herrschte ein paar Sekunden lang Schweigen. Dann meldete sich Huang Ho-Feng wieder zu Wort. Seine Stimme klang zugleich enttäuscht und ratlos, als er murmelte:
»Das kann ich nicht verstehen! Bist du sicher, daß er die Wahrheit spricht?«
»Es bleibt ihm keine andere Wahl«, antwortete der andere. »Aber laß mich deine Frage umkehren: Bist du sicher, daß es gewichtige Verdachtsgründe gegen diesen Mann gibt?«
»Ich glaubte, sicher zu sein«, sagte Huang Ho-Feng. »Als er plötzlich Fo-Tiengs Partei ergriff, gab es für mich keinen Zweifel mehr daran, daß er aus Peking kam.«
»Nun, jetzt bist du eines Besseren belehrt. Ich rate dir, Genos se Huang, deine Meinungsverschiedenheiten mit diesem Mann im privaten Gespräch zu klären.«
»Aber er wird sich an seine Entführung erinnern, nicht wahr?«
»Das läßt sich verhindern. Wenn ich mit ihm fertig bin, wird er glauben, die ganze Nacht in seinem Bett verbracht zu haben.«
»Tu das, tu das!« forderte Huang Ho-Feng eifrig.
Sein Nebenmann – der Mann, den ich nicht kannte – begann mit eindringlicher Stimme auf mich einzusprechen. Ich stand unter Hypnose. Nach seiner Ansicht würde sich seine Erzählung meinem Bewußtsein als Pseudoerinnerung einprägen. Schläfrig hörte ich ihm zu, ohne daß seine Worte auch nur den geringsten Eindruck auf mich machten.
Aber plötzlich war ich hellwach. Ich hatte einen fremden Gedankenimpuls vernommen. Er kam von Kiny Edwards, die nach wie vor an Bord eines Plasma-Kreuzers hoch über der Japan-See kreuzte. Ihre Nachricht war kurz, aber sie besagte alles, worauf wir seit langen Tagen gewartet hatten.
»Torpentouf hat Kontakt!«
»Man wird dich jetzt losbinden«, sagte der Unbekannte mit mahnender Stimme. »Man wird dich nach Hause bringen. Du schläfst bis morgen früh um die gewohnte Zeit und wirst dich danach an nichts anderes mehr erinnern als an das, was ich dir jetzt berichtet habe.«
Danach schwieg er. Ich hörte Schritte von Leuten, die an mei ne Liege herantraten. Man schnallte mich los. Ich bekam Hilfestel lung, so daß ich aufstehen konnte. Ohne sonderliche Mühe ver lieh ich meinem Gesicht den Ausdruck des in Trance Versunkenen. Ich stand da, als warte ich auf einen Befehl.
Da entstand hinter mir plötzlich lebhafte Bewegung. Ich getraute mich nicht, mich umzuwenden, aber ich öffnete das telepathische Visier für den Bruchteil einer Sekunde und erkannte Chen Yifan, den Arzt, Wang Tse Liaos Freund. Was hatte er hier zu suchen? Seine Gedanken waren in Aufruhr. Ich spürte die Gefahr, die von ihm ausging.
Huang Ho-Feng und sein Begleiter schienen ebenso überrascht über das Auftauchen des jungen Arztes wie ich.
»Was hast du hier zu suchen, Genosse Chen?« fragte Huang mit herrischer Stimme.
»Mir obliegt die Verantwortung für dieses Hospital, Genosse Huang«, antwortete der Arzt scharf. »Ich muß alles verantworten, was hier geschieht.«
»Ein Wort des Stellvertretenden Vorsitzenden der Staatssicher heitsorganisation wird dich für die vergangenen zwei Stunden dieser Verantwortung entbinden«, erklärte Huang.
»Das kann ich nicht annehmen!«
»Und warum nicht?«
»Erstens handelt es sich um meinen Freund Wang Tse Liao, der auf widerrechtliche Weise hierhergebracht und untersucht wurde. Und zweitens habe ich während der Untersuchung meine eigenen Beobachtungen angestellt, deren Ergebnisse äußerst besorgniserregend sind.«
»Willst du dich nicht näher äußern, Genosse Chen?« erkundig te sich Huang.
»Die Liege, auf der der Patient geruht hat, ist mit besonderen Sensoren ausgestattet«, erklärte Chen. »Sie ist ausschließlich für den
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