Sicherheitsfaktor III
Gebrauch im mentalphysikalischen Labor bestimmt und enthält Geräte, die die elektromagnetische Ausstrahlung des Gehirns des Patienten aufzeichnen.«
»Na und?« fragte Huang Ho-Feng, der den Zusammenhang zwar immer noch nicht verstand, aber offenbar von Chens Erregung angesteckt wurde.
»Der Patient erlag niemals dem hypnotischen Bann«, erklärte Chen mit schriller Stimme. »Die Emission seines Gehirns beweist, daß er die ganze Zeit über bei vollem Bewußtsein war und auf eure Fragen antwortete, was immer ihm beliebte. Ich behauptete, daß der Mann nicht Wang Tse Liao, sondern ein fremder Agent ist!«
Da gab es kein Zögern mehr. Wenn ich nicht von Kiny gehört hätte, daß inzwischen die Dinge auf Henderwon Island in Bewegung geraten waren, hätte ich womöglich weiter den Hypnotisierten gespielt und vielleicht auch noch Chen Yifan überzeugt. Aber jetzt ging es um Zeit. Das Prinzip der maximalen Unauffälligkeit mußte fallengelassen werden. Im Augenblick stand der Überraschungseffekt noch auf meiner Seite. Handelte ich nicht sofort, dann verlor ich auch diesen Vorteil.
Hinter mir hörte ich Huang Ho-Feng entgeistert ausrufen:
»Das ist Wahnsinn, Genosse Chen! Niemand kann sich bei uns einschleichen, ohne daß wir …«
In einer der tiefen Taschen meiner Montur umfaßten meine Finger die Kapsel einer Mikrobombe. Ich fuhr herum. Chen Yi fan, der mich keine Sekunde aus dem Auge gelassen hatte, schrie entsetzt auf.
»Der Genosse Chen hat zum Teil recht«, sagte ich rasch, »aber nur zum Teil!«
Dann schnipste ich die kleine Kapsel in die Ecke. Im gleichen Augenblick hechtete ich zur Tür. Sie war geöffnet, weil man mich ohnehin hatte gehen lassen wollen. Ich wandte mich scharf zur Seite, preßte mich unmittelbar neben der Türöffnung gegen die massive Wand.
Drinnen brach die Hölle los. Die Füllung der kaum mehr als erbsgroßen Mikrobomben bestand aus einer Weiterentwicklung des konventionellen Trinitrotoluol, Hypertrin genannt. Eine donnernde Explosion demolierte die Inneneinrichtung des Raumes, in dem ich mich soeben noch befunden hatte. Spitze Schreie gellten auf und verstummten sofort wieder. Trümmerstücke kamen durch die offene Tür geschossen und polterten und dröhnten den Gang entlang. Irgendwo begann eine Alarmsirene zu wimmern.
Qualm verhüllte die Szene. Ich öffnete den Mentalschirm für einen winzigen Sekundenbruchteil und nahm undeutlich die Gedanken der drei Männer wahr, die sich drinnen im Labor befunden hatten. Sie waren noch am Leben. Gott mochte ihnen gnädig sein und ihnen das Leben auch weiterhin erhalten!
Was meine Lage anging, so wußte ich nur, daß ich mich in dem Hospital befand, zu dessen Stab Chen Yifan gehörte, Ich hatte eine ungefähre Vorstellung, wo es im Vergleich zu den übrigen wichtigen Örtlichkeiten der Stadt Mutanchiang lag, das war alles. Vor mir erstreckte sich ein hellerleuchteter, leerer Gang. Im Hintergrund schien es eine Treppe zu geben. Ich raste darauf zu. Im Rennen lockerte ich die kleine Pistole, die ich bei mir trug. Sie verfeuerte Miniraks. Der Augenblick war gekommen, in dem ich sie beim geringsten Widerstand rücksichtslos zum Einsatz bringen mußte.
Die Treppe! Eine altmodische Art, um Höhendifferenzen zu überwinden … aber immerhin. Ein Blick über das Geländer: Wenigstens vier Stockwerke bis zum Erdgeschoß. Ich hastete die Stufen hinunter. Hoffentlich war der Kleine jetzt auf Draht! Ich hatte keine Zeit für eine telepathische Botschaft an ihn. Er mußte von sich aus wissen, was er zu tun hatte.
Immer mehr Alarmsirenen fielen in das heulende Konzert ein. Auf der Höhe des zweiten Stockwerks öffnete sich eine
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