Sicherheitsfaktor III
Von ihm führten an verschiedenen Stellen Rampen oder Treppen zur Wasseroberfläche herab. Da das Bassin mit dem offenen Meer verbunden war, hob und senkte sich der Wasserspiegel im Gezeitenrhythmus. Das erklärte die verschiedenen Wasserstandsmarkierungen am Rande des Beckens.
Geräuschlos tauchten wir auf. Hannibal befand sich dicht neben mir. Manchmal, bei einer hastigen Bewegung, stießen wir aneinander. Es war unheimlich, jemand anzurempeln, den man nicht sah. Ich beobachtete, daß von dem Felsband aus zahlreiche Stollen verschiedener Größe ins Innere des Felsens vordrangen. Ich suchte mir den größten aus – denn wenn uns jemand entgegenkam, brauchten wir Platz zum Ausweichen! – und trug dem Kleinen auf, auf die nächstgelegene Treppe zuzuhalten. Unbemerkt verließen wir das Bassin und verhielten eine Weile an der Mündung des Stollens, der sich, wie uns die kräftige Beleuchtung zeigte, mehrere hundert Meter weit geradlinig durch das Urgestein zog.
Die riesige Felsenhalle war völlig leer. Und doch spürte ich Hunderte von Gedankensphären, die irgendwo hinter diesen Felswänden aktiv waren. Es mußte eine Unzahl von Räumlichkeiten geben. Ich fragte mich, welchem Zweck dieser Stützpunkt diene. In den Gedanken der Gegner entdeckte ich einen gewissen Hang zur Geheimnistuerei. Nicht, daß er vor mir et was hätte verbergen können! Es handelte sich vielmehr um das ständige Sich-wieder-Einhämmern, daß die Lage dieses Verstecks unbedingt geheimbleiben müsse. Niemand, aber auch absolut niemand, durfte davon erfahren. Zum Beispiel nicht die Regierung in Peking! Und selbst in der Abwehr hatten nur wenige Personen das Recht, davon zu wissen. Zur gleichen Zeit fiel mir eine Geisteshaltung auf, die Fo-Tieng gegenüber eine Unterwürfigkeit zeigte, wie man sie sonst nur einem Alleinherrscher erwies. War es möglich, daß Fo-Tieng im Begriff stand, sich ein eigenes Reich zu bauen und dieses Versteck als geheime Ausgangsbasis benützte?
Ich wurde abgelenkt. Bei meiner Suche war ich unversehens auf Mike Torpentoufs Bewußtsein gestoßen. Er befand sich allein in einem ziemlich behaglich eingerichteten Raum, wie ich seinen Gedanken entnahm, und haderte mit sich selbst und seinem Schicksal. Er hatte, als er das Boot verließ, die Mädchen zu sehen verlangt. Man hatte auf seinen Wunsch überhaupt nicht reagiert, sondern ihm bedeutet, er müsse sich gedulden, und ihn dann in diesen Raum geschoben, dessen Tür er von innen nicht zu öffnen vermochte.
Ich wendete mich an Hannibal.
»Empfängst du Mike?« fragte ich.
»Laut und deutlich.«
»Der Ort, an dem er eingesperrt ist, befindet sich in dieser Richtung.«
»Du meinst, wir sollen ihm einen Besuch abstatten? Ich bin dafür!«
Wir drangen in den Stollen ein. Zur Rechten und zur Linken gab es stählerne Türen. Die Räume dahinter waren jedoch leer, wie ich auf telepathischem Wege feststellte. Wir hatten den Rand des Bassins schon rund zweihundert Meter hinter uns gelassen, da empfing ich plötzlich eine Serie aufgeregter Gedankenimpul se, die aus den Gehirnen der Besatzung des Stützpunkts kam. Eine Meldung war soeben eingelaufen: Fo-Tieng würde in wenigen Minuten erscheinen! Er setzte gerade im Flugzeug zur Landung auf der Insel an. Die Leute, die die Meldung empfingen, kannten selbst nur den Zugang durch den unterseeischen Stollen. Sie hatten davon gehört, daß es einen geheimen Schacht gebe, der aus irgendeinem oberirdischen Bergtal in die Tiefen des Stützpunkts herabführte. Sie wußten nicht, wo sich dieser Schacht befand. Er mußte irgendwo innerhalb von Räumlichkeiten enden, die niemand au ßer Fo-Tieng selbst
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