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Siddharta

Siddharta

Titel: Siddharta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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gekämmt, habe Öl im Haare. Weniges
    ist, das mir noch fehlt, du Vortreffliche: feine Kleider, feine Schuhe, Geld im Beutel. Wisse, Schwereres hat Siddhartha
    sich vorgenommen, als solche Kleinigkeiten sind, und hat es
    erreicht. Wie sollte ich nicht erreichen, was ich gestern mir
    vorgenommen habe: dein Freund zu sein und die Freuden der
    Liebe von dir zu lernen! Du wirst mich gelehrig sehen, Kamala,
    Schwereres habe ich gelernt, als was du mich lehren sollst. Und nun also: Siddhartha genügt dir nicht, so wie er ist, mit Öl im Haar, aber ohne Kleider, ohne Schuhe, ohne Geld?«
    Lachend rief Kamala: »Nein, Werter, er genügt noch nicht.
    Kleider muß er haben, hübsche Kleider, und Schuhe, hübsche
    Schuhe, und viel Geld im Beutel, und Geschenke für Kamala.
    Weißt du es nun, Samana aus dem Walde? Hast du es dir
    gemerkt?«
    »Wohl habe ich es mir gemerkt«, rief Siddhartha. »Wie
    sollte ich mir nicht merken, was aus einem solchen Munde
    kommt! Dein Mund ist wie eine frisch aufgebrochene Feige,
    Kamala. Auch mein Mund ist rot und frisch, er wird zu dei-
    nem passen, du wirst sehen. - Aber sage, schöne Kamala, hast
    du gar keine Furcht vor dem Samana aus dem Walde, der
    gekommen ist, um Liebe zu lernen?«
    »Warum sollte ich denn Furcht vor einem Samana haben,
    einem dummen Samana aus dem Walde, der von den Schakalen
    kommt und noch gar nicht weiß, was Frauen sind?«
    »Oh, er ist stark, der Samana, und er fürchtet nichts. Er
    könnte dich zwingen, schönes Mädchen. Er könnte dich rau-
    ben. Er könnte dir weh tun.«
    »Nein, Samana, das fürchte ich nicht. Hat je ein Samana
    oder ein Brahmane gefürchtet, einer könnte kommen und ihn
    packen und ihm seine Gelehrsamkeit, und seine Fröm-
    migkeit, und seinen Tiefsinn rauben? Nein, denn die gehören
    ihm zu eigen, und er gibt davon nur, was er geben will und
    wem er geben will. So ist es, genau ebenso ist es auch mit Ka-
    mala, und mit den Freuden der Liebe. Schön und rot ist Ka-
    malas Mund, aber versuche, ihn gegen Kamalas Willen zu
    küssen, und nicht einen Tropfen Süßigkeit wirst du von ihm
    haben, der so viel Süßes zu geben versteht! Du bist gelehrig,
    Siddhartha, so lerne auch dies: Liebe kann man erbetteln, er-
    kaufen, geschenkt bekommen, auf der Gasse finden, aber
    rauben kann man sie nicht. Da hast du dir einen falschen Weg
    ausgedacht. Nein, schade wäre es, wenn ein hübscher Jüng-
    ling wie du es so falsch angreifen wollte.«
    Siddhartha verneigte sich lächelnd. »Schade wäre es, Ka-
    mala, wie sehr hast du recht! Überaus schade wäre es. Nein,
    von deinem Munde soll mir kein Tropfen Süßigkeit verlo-
    rengehen, noch dir von dem meinen! Es bleibt also dabei:
    Siddhartha wird wiederkommen, wenn er hat, was ihm noch
    fehlt: Kleider, Schuhe, Geld. Aber sprich, holde Kamala,
    kannst du mir nicht noch einen kleinen Rat geben?«
    »Einen Rat? Warum nicht? Wer wollte nicht gerne einem
    armen, unwissenden Samana, der von den Schakalen aus
    dem Walde kommt, einen Rat geben?«
    »Liebe Kamala, so rate mir: wohin soll ich gehen, daß ich
    am raschesten jene drei Dinge finde?«
    »Freund, das möchten viele wissen. Du mußt tun, was du
    gelernt hast, und dir dafür Geld geben lassen und Kleider und
    Schuhe. Anders kommt ein Armer nicht zu Geld. Was kannst
    du denn?«
    »Ich kann denken. Ich kann warten. Ich kann fasten.«
    »Nichts sonst?«
    »Nichts. Doch, ich kann auch dichten. Willst du mir für ein
    Gedicht einen Kuß geben?«
    »Das will ich tun, wenn dein Gedicht mir gefällt. Wie heißt es
    denn?«
    Siddhartha sprach, nachdem er sich einen Augenblick be-
    sonnen hatte, diese Verse:
    »In ihren schattigen Hain trat die schöne Kamala, An
    Haines Eingang stand der braune Samana. Tief, da er die
    Lotusblüte erblickte, Beugte sich jener, lächelnd dankte
    Kamala. Lieblicher, dachte der Jüngling, als Göttern zu
    opfern, Lieblicher ist es, zu opfern der schönen Kamala.«
    Laut klatschte Kamala in die Hände, daß die goldenen Arm-
    ringe klangen.
    »Schön sind deine Verse, brauner Samana, und wahrlich,
    ich verliere nichts, wenn ich dir einen Kuß für sie gebe.«
    Sie zog ihn mit den Augen zu sich, er beugte sein Gesicht
    auf ihres, und legte seinen Mund auf den Mund, der wie eine
    frisch aufgebrochene Feige war. Lange küßte ihn Kamala,
    und mit tiefem Erstaunen fühlte Siddhartha, wie sie ihn lehrte, wie sie weise war, wie sie ihn beherrschte, ihn zurückwies, ihn lockte, und wie hinter diesem ersten eine lange, eine
    wohlgeordnete,

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