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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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wenn's klappt. Wenn's nicht klappt, gebe ich Ihnen die hundert Dollar, die Sie sowieso gewonnen hätten.«
    Ich denke: »Wow! Jetzt gewinne ich so oder so - entweder fünfzig oder hundert Dollar. Wie macht er das bloß?« Dann mache ich mir klar, daß bei einem Spiel mit ziemlich gleichen Erfolgschancen - wenn man für den Moment mal die geringen Ausgaben vergißt, die durch seine Einnahmen entstehen - die Chance, hundert Dollar zu gewinnen, gegen den Verlust von eigenen vierhundert Dollar vier zu eins steht. Wenn er das also fünfmal mit jemandem probiert, werden die anderen viermal hundert Dollar gewinnen, und er bekommt zweihundert (und brüstet sich vor ihnen, wie schlau er ist); beim fünften Mal muß er hundert Dollar bezahlen. Er bekommt also im Durchschnitt zweihundert, wenn er einhundert ausgibt! So verstand ich endlich, wie er das machte.
    Das ging ein paar Tage so weiter. Er heckte irgendwelche Pläne aus, die sich zuerst wie ein todsicheres Geschäft anhörten, aber nachdem ich dann ein Weilchen darüber nachgedacht hatte, fand ich langsam heraus, wie es funktionierte. Schließlich sagt er in einer Art Verzweiflung: »Also gut, ich sag' Ihnen was: Sie zahlen mir fünfzig Dollar für den Rat, und wenn Sie verlieren, zahle ich Ihnen Ihr ganzes Geld zurück.«
    Dabei kann ich nicht verlieren! Also sage ich: »Na gut, abgemacht!«
    »Schön!« sagt er. »Aber leider muß ich am Wochenende nach San Francisco, lassen Sie mir also die Ergebnisse einfach per Post zukommen, und wenn Sie Ihre vierhundert Dollar verlieren, schicke ich Ihnen das Geld.«
    Die ersten Pläne dienten dazu, Geld mit ehrlicher Arithmetik zu machen. Die einzige Möglichkeit, mit diesem Plan Geld zu machen, bestand darin, es nicht zu schicken - also in einem richtigen Betrug.
    Ich habe nie eines seiner Angebote angenommen. Aber es war sehr unterhaltsam zu sehen, wie er vorging.
    Das andere, was in Las Vegas Spaß machte, war, Showgirls kennenzulernen. Ich nehme an, sie sollten sich zwischen den Shows in der Bar aufhalten, um Kunden anzuziehen. Auf diese Weise lernte ich einige von ihnen kennen, unterhielt mich mit ihnen und fand sie nett. Für Leute, die sagen: »Showgirls, wie?«, steht schon fest, was sie sind! Aber in jeder Gruppe gibt es, wenn man sie näher kennenlernt, solche und solche. Eines der Mädchen beispielsweise war die Tochter eines Dekans einer Universität im Osten. Sie hatte eine Begabung zum Tanz und tanzte gern; sie hatte den Sommer über frei, und da Jobs als Tänzerin schwierig zu finden waren, arbeitete sie in einer Tanztruppe in Las Vegas. Die meisten Showgirls waren sehr nett und freundlich. Sie waren alle hübsch, und ich liebe nun mal hübsche Mädchen. Tatsächlich waren sie der eigentliche Grund dafür, warum mir Las Vegas so gut gefiel.
    Zuerst war ich ein wenig ängstlich: Die Mädchen waren sehr hübsch, sie hatten einen gewissen Ruf und so weiter. Ich versuchte sie kennenzulernen, und wenn ich sie ansprach, mußte ich immer ein bißchen schlucken. Am Anfang war es schwierig, aber allmählich wurde es leichter, und schließlich hatte ich soviel Selbstvertrauen, daß ich mich vor nichts fürchtete.
    Ich hatte eine Art, in Abenteuer hineinzugeraten, die schwer zu erklären ist: Es ist wie beim Angeln, wobei man eine Schnur auswirft und dann Geduld haben muß. Wenn ich jemand von meinen Abenteuern erzählte, hieß es etwa: »Au ja - das machen wir jetzt!« Und dann gingen wir in eine Bar, um zu sehen, ob sich etwas ergab, und nach zwanzig Minuten oder so verloren sie die Geduld. Normalerweise muß man ein paar Tage dranhängen, bevor sich irgend etwas tut. Ich verbrachte eine Menge Zeit damit, mich mit den Showgirls zu unterhalten. Das eine stellte mich dem anderen vor, und nach einer Weile passierte meist irgend etwas Interessantes.
    Ich erinnere mich an ein Mädchen, das gern Gibsons trank. Sie tanzte im Flamingo Hotel, und ich lernte sie recht gut kennen. Wenn ich in die Stadt kam, ließ ich ihr zum Zeichen, daß ich da sei, einen Gibson auf den Tisch stellen, bevor sie sich setzte.
    Einmal ging ich hin und setzte mich neben sie, und sie sagte: »Heut' abend bin ich mit einem Mann zusammen - ein Zocker aus Texas.« (Ich hatte schon von ihm gehört. Immer wenn er am Würfeltisch spielte, versammelten sich die Leute, um ihm zuzusehen.) Er kam an den Tisch zurück, wo wir saßen, und meine Bekannte stellte mich ihm vor.
    Das erste, was er zu mir sagte, war: »Wissense was? Ich hab' hier heut' abend

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